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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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verlief eine hässliche schmale Narbe bis in die Bartstoppeln am Kiefer. Ein durchnässter, zerknitterter Hut verdeckte seine Augen. Diese Augen waren noch das Beste an seinem Gesicht, fand Jess. Konnte man seine Augen erkennen, sah er nur halb so böse aus.
    »Verraten Sie mir mal, was wir hier treiben?«
    »Doyle.« Sie stieß den angehaltenen Atem aus. »Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr ich die Zusammenarbeit mit einem so überaus verlässlichen Menschen schätze. Können wir ein Stück in diese Gasse da gehen? Wenn jemand Sie mit diesem Rohr in der Hand sieht, könnte er mir zu Hilfe eilen wollen. Außerdem ist es da vielleicht etwas trockener.«
    »Nicht viel.« Er ging schwerfällig voraus, wobei er den Nebel teilte. »Ich steh schon ’ ne Weile hier rum und hab mich gefragt, ob ich wohl an Unterkühlung sterbe oder ob irgend so ein Halunke vorbeikommt und mir nur so zum Spaß die Kehle aufschlitzt. Keine Ahnung, was mir besser gefallen hätte.«
    »Das dürfte eine dieser rein akademischen Fragen sein, über die gestritten wird.«
    »Akademisch. Nach dem Wort hab ich gesucht.« Er wählte eine passende Stelle in der Gasse, schob mit dem Stiefel ein paar Abfälle beiseite und lehnte sich an die schmutzige Wand. »Für das, was Sie da planen, zahlen Sie mir nicht genug, Miss, wenn ich’s mal so sagen darf.«
    Sie folgte ihm und fand ein sauberes Fleckchen an der Wand, direkt ihm gegenüber. Der Dachüberstand hielt einen Teil des Regens ab. Doch, wie Doyle gesagt hatte, nicht viel. »Übrigens, ein beeindruckendes Rohrstück.«
    »Oh, vielen Dank, Miss Whitby. Ich hab’s extra besorgt, nachdem ich Ihre Nachricht erhalten hatte.«
    Ein richtiger alter Gauner, dieser Doyle. Was für ein Glück, dass sie ihn hatte verpflichten können! Es hieß, er wäre ein Bow Street Runner gewesen, ein Mitglied der ersten Polizeitruppe Londons, ehe er die Seiten gewechselt hatte. Jetzt nahm er Aufträge an, die ein ehrbarer Polizist niemals angerührt hätte. Der Reichtum an gesetzeswidrigen kleinen Diensten, die notwendig waren, um Papa freizubekommen, war unerschöpflich. Und bei den meisten half Doyle ihr.
    »Erwarten wir Gesellschaft?« Er blickte in den Teil der Katherine Lane, auf den Jess ein Auge hatte. Mr. Doyle konnte man nichts vormachen.
    »Einen Mann. Ein recht großer Zeitgenosse, nach dem, was man so hört.«
    »Sie möchten, dass ich ihm eins überbrate?« Nachdenklich wog er das Rohr in der Hand.
    »Würden Sie das für mich tun?«
    »Nie im Leben.« Als er lächelte, legte sich die Narbe auf seinem Gesicht in schreckliche Falten. »Zumindest nicht für das, was Sie mir dafür zahlen.«
    Ein Mann mit Prinzipien. Das mochte sie so an ihm. »Zufälligerweise bitte ich Sie heute nicht, jemanden zu verprügeln. Sie sollen nur jemanden jagen, in der Absicht, ihm eine – wie Sie sagen würden – zu verpassen.«
    »Hört sich recht leicht an. Wen soll ich verfolgen?«
    »Mich.«
    »Ach … Das ist ja mal ’ne nette Abwechslung! Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt?«
    Es würde Doyle nicht gefallen. Sie erzählte ihm, was sie vorhatte. Dabei verzichtete sie auf unnötige Details, was die ganze Sache kurz machte.
    »Aus genau dem Grunde arbeite ich für Sie, Miss Whitby. Sie erweitern mein Repertoire Stück für Stück.« Das Leder seiner Jacke war schwer vor Nässe. Als er sich mit dem Ärmel über die Stirn wischte, trug das nicht im Geringsten zu deren Trockenheit bei. »Nur damit es keine Missverständnisse gibt: Ich schwinge dieses Stück Rohr ein paarmal – ganz bedrohlich, wie Sie sagen würden – über Ihrem Kopf, als wollte ich Sie damit verprügeln, und Sie laufen weg und werfen sich diesem Kerl an den Hals, während Sie vor Angst schlottern. Ist das richtig?«
    »Ganz genau. Durchnässt, schluchzend und bis in die letzte Faser meines Körpers zitternd.«
    »Womit Sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit haben dürften.« Doyle schob seine Hutkrempe nach oben und musterte sie mit einem langen spöttischen Blick. »In meinem ganzen Leben hab ich noch nie so einen idiotischen Plan gehört. Abgesehen vondem Teil, wo ich versuchen soll, Ihnen mit dem Rohr hierden Schädel einzuschlagen. Das würde ich plausibel nennen.«
    Es war doch immer wieder schön, mit einem Menschen mitSinn für Humor zusammenzuarbeiten. Jess blickte erneut in die Straße. Noch immer leer. »Ich brauche drei Minuten, um seine Taschen zu durchsuchen. Verschaffen Sie mir drei Minuten!«
    Das sollte genügen, um das

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