Todesglocken für John Sinclair
Die Stimme war wie ein krachender Donnerschlag, der die trügerische Stille eines schwülen Sommerabends brutal zerreißt. Sie drang aus der Schwärze, aus der fassungslosen und nicht meßbaren Unendlichkeit, und sie gehorchte Gesetzen, die älter waren als die bekannte Welt. Sie gehörte dem Teufel!
Er stand im Mittelpunkt, von Flammen umlodert, mit hochgerissenen Armen und gräßlich verzerrtem Gesicht, in dem sich Triumph, Grauen und Schrecken zu einer bösen Mischung vereinigten. Der Teufel, auch Asmodis genannt, hatte gerufen, und er wußte, daß ihm alle gehorchen würden, wenn seine Stimme erklang.
»Kommt herbei, ihr Diener der Hölle, ihr Kreaturen der Finsternis, ihr schwarzmagischen Heerscharen. Seht, was ich hier erschaffen habe. Bewundert mein Werk, ergötzt euch an meinen Taten, die einmalig sind und die es auch bleiben werden. Ich, der ich die Großen Alten habe zurückschlagen können, bin wieder dabei, die absolute Macht zu erlangen, denn auf mich allein kommt es an. Wer sich mir anvertraut, wird nicht enttäuscht sein, denn ich gebe ihm das, was er sich wünscht. Meine Pläne sind gewaltig, und sie werden noch gewaltiger werden, je mehr Zeit verrinnt. Das alles kann ich euch sagen und versprechen. Deshalb verlaßt die Tiefen der Finsternis und bewundert mein neuestes Werk.«
Die Stimme verhallte.
Sie war wie ein böses Schwingen, das hineinstieß in die Unendlichkeit und irgendwo im Taumel der Zeiten verging. Das Reich des Teufels kannte keine Grenzen. Dimensionen spielten für ihn keine Rolle. Was waren schon Länge, Breite oder Höhe? Nichts, wirklich nichts. Hier wurde mit anderen Gesetzen gerechnet, und auch die Zeit überging der Teufel einfach, als wäre sie überhaupt nicht vorhanden. Was sollte die Zeit? Für Menschen zählte sie, für ihn nicht. Er war da, man konnte ihn nicht töten, aber, das gestand er sich ein, es gab schwache Punkte bei ihm, und einige Menschen, unter anderem der Geisterjäger John Sinclair, hatten dies genau erkannt. Der Teufel war schon zu Beginn der Zeiten gezeichnet und abqualifiziert worden. Er besaß die Macht über das Böse, er konnte sie auch einsetzen, und es gelang ihm besonders, die Menschen zu beeinflussen, wenn sie damit begannen, nach den Werten zu streben, die auch der Teufel verteidigte und auf die er sein Reich aufgebaut hatte.
Bei Dämonen oder mächtigen schwarzmagischen Geschöpfen, die ähnliche Pläne verfolgten wie er, sah es schon anders aus. Da gab es starke Grenzen, die ihm den Weg zur absoluten Macht abringen wollten, es aber nicht schafften, so daß Asmodis in der letzten Zeit wieder Oberwasser bekommen hatte.
Unterstützt wurde er dabei von dem absolut Bösen, von dem Wesen, das hinter ihm stand und alles beobachtete.
Es war Luzifer!
Einst ein Engel, hatte er versucht, gottgleich zu sein, doch er war durch das Schwert des Erzengels Michael in die tiefsten Schlünde der Verdammnis gestürzt worden. Mit ihm all die, die auf seiner Seite gestanden hatten, auch Asmodis und Wesen, die man als Frauen bezeichnen konnte und die bereits damals, zu Beginn der Zeiten, ihre Körper verkauft hatten.
Dazu gehörte Lilith, die erste Hure. Eine mächtige Gestalt, das Böse des Weibes verkörpernd, denn sie war in der letzten Zeit aufgetaucht wie Phönix aus der Asche.
Sie und Asmodis verstanden sich, denn beide besaßen einen gemeinsamen Feind. John Sinclair!
Der hatte es tatsächlich gewagt, sich gegen die Hölle zu stellen, und ihm war es auch gelungen, den Geschöpfen der Finsternis einige Niederlagen beizubringen. Immer wieder hatte es der Teufel versucht, aber er war nicht an den Geisterjäger herangekommen, dessen Kreuz ihm einen so großen Schutz gewährte.
Eines zeichnete sämtliche Schwarzblütler aus. Sie gaben nicht auf. Bis zur Vernichtung kämpften sie. Auch Asmodis gehörte dazu, denn er versuchte es immer wieder und hatte auch Teilerfolge errungen, wobei er die Manipulation des sinclairschen Kreuzes hinzuzählte, obwohl diese von Lilith vorgenommen war.
Ihr war es gelungen, einige noch nicht enthüllte Zeichen auf dem Kreuz einfach verschwinden zu lassen, ohne daß der Geisterjäger etwas hatte dagegen unternehmen können. [1]
Für Asmodis war dies ein gutes Zeichen. Ein Hinweis, daß er es wieder versuchen mußte.
Und er hatte seinen Plan bereits ausgearbeitet, deshalb dieser Schrei nach den Verbündeten, da er allen zeigen und beweisen wollte, was er sich hatte einfallen lassen.
Spektakulär mußte es sein, wie alles, was
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