Eine schwierige Mission Vol. 4 (German Edition)
bezeichnet hatte. Er warf noch einmal einen Blick auf Jaden. Der lag jetzt ganz entspannt da, die Beine leicht gespreizt. Die Hose konnte die ordentliche Erektion nicht verbergen, und Bill erinnerte sich zu allem Überfluss an vorwitzige Finger, die sich vor nicht allzu langer Zeit an ihm zu schaffen gemacht hatten. Doch das Bild von Rayk verdrängte alle anderen Gedanken. Rayk, wie er sich hatte vögeln lassen müssen. Hilflos, völlig ausgeliefert.
Bill wandte sich ab. Es war ihm gleich ob Cane mitkam oder weiter zusehen wollte. Er brauchte jetzt Abstand – und einen Kaffee.
Als M nach einer ganzen Zeit zu ihnen stieß, wirkte sie geschafft. Kleine Schweißperlen standen auf ihrer Stirn.
„Wow“, sagte sie, als sie sich neben Cane auf den Stuhl fallen ließ. „Der Bursche hat ein paar Sachen auf Lager ...“
Cane warf Bill einen unmissverständlichen Blick zu.
„Und gesetzte Tabus ohne Ende ...“
„Was sind gesetzte Tabus?“, wollte Bill wissen.
„Dinge, die er nicht tun darf. Blockaden. Sie sind an heftige Emotionen gebunden, zum Beispiel Todesangst. Wenn er zum Beispiel nur darüber nachdenkt, diesen Vearncombe umzubringen, kriegt er die totale Panikattacke.“
„Und die sind programmiert?“
„Ja, programmiert und hoch abgesichert. Er ist der am weitesten entwickelte Mod, den ich bisher gesehen habe. Wenn er von der IJ gesucht wird, puh, das ist ein ganz heißes Eisen.“
M strich sich die Haare aus der Stirn und goss sich ein Glas voll Wasser.
„Und jetzt?“
Sie wandte sich Bill zu, der die Frage gestellt hatte. „Jetzt braucht er einen MedTec und eine frische Hose.“ Wieder dieses verruchte Lächeln. „Es wundert mich übrigens, dass du ihn aus deinem Bett geschmissen hast.“
„Woher weißt du …?“
„Er hat mich in seine Erinnerungen sehen lassen.“
Bill schnaubte. „Er wollte mich so für einen Schlafplatz bezahlen, den ich ihm nicht mal angeboten hatte!“
M winkte mit einem kleinen Lächeln ab. „Er braucht Nähe, und er findet dich attraktiv.“
„Bist doch sonst kein Kostverächter“, mischte sich jetzt auch Cane ein.
Bill kniff angesäuert die Lippen zusammen und schwieg. Was er gar nicht brauchte, war eine Diskussion über sein Sex-Leben.
„Kennst du Kurlah‘ai – er ist einer der humanoiden MedTecs hier auf Mockran.“
Cane nickte. „Hältst du ihn für vertrauenswürdig?“
„Er ist vertrauenswürdig“, sagte M mit Nachdruck. „Kann ich ihn hierher bestellen?“
„Klar. Ich organisiere in der Zwischenzeit eine Hose für das Jüngelchen. Hättest du es nicht so einrichten können, dass er ...“
M warf ihm einen warnenden Blick zu.
„Ist doch wahr!“, brummte Cane. „Entwürdigend, sich beim Abspritzen die Hose vollzusauen.“
Bill kämpfte gegen das Grinsen an und verlor. Es war fast so wie früher, als sie zusammen auf der Spaceangel unterwegs gewesen waren.
6.
Käseweiß saß Jaden auf der schwarzen Liege in einem von Canes Zimmern, das augenscheinlich sonst anderen Zwecken diente. Seine Händen hatten sich um den Rand der Liege verkrampft.
Bill beobachtete, wie Kurlah‘ai mit seinen schmalen, fast spinnenartigen Fingern die filigranen Kabel unter Jadens Haut verstaute. Er hatte einige Kabel gekappt und entfernt und die Haut mit einem Healer verschlossen. Zurück blieben lange, gerötete Striche, die wie angeschwollene Narben aussahen.
Als er sich die Wunde an Jadens Schläfe ansah, machte er ein missbilligendes Geräusch.
„Du hast das Implantat selbst entfernt?“, fragte er mit seiner seltsam schnarrenden Stimme.
Jaden nickte.
„Stümper“, brummte Kurlah‘ai. „Du hast viel zerstört. Das tut weh?“ Er berührte einen Punkt an Jadens Stirn, und der zuckte zusammen, als hätte er einen Stromschlag bekommen.
„Hast du ein Programm, um den Schmerz abzuschalten? Sonst wird es wehtun. Die Systeme wurde so geschaltet, dass Schmerzen ausgelöst werden, wenn wichtige Teile ausgebaut werden.“
„Es h-hat auch … g-ganz furchtbar wehgetan“, stammelte Jaden zittrig.
Kurlah‘ai griff nach einem kleinen Stift, dessen Spitze rot zu glühen begann, als er auf einen winzigen Knopf drückte. „Ich veröde die Kabelenden jetzt. Damit steht dir kein Anschluss mehr für ein Netzimplantat zur Verfügung.“
„O-okay.“
Bill trat einen Schritt näher. Er konnte es kaum aushalten, Jaden so voller Angst zu sehen. Corbain fiel ihm ein – der Konvulianer wäre sicher verrückt geworden, wenn er Jadens Emotionen ausgesetzt
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