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Eine schwimmende Stadt

Eine schwimmende Stadt

Titel: Eine schwimmende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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von den Lesern noch weniger behaupten. Das Publicum ist mit Wenigem zufrieden, ja sogar mit zu Wenigem.
     

    Der Obersteuermann auf dem Stege. (S. 76.)
     
    Die Nummer vom 1. April enthielt einen ziemlich schwerfälligen Leitartikel, allgemeine Politik betreffend, und verschiedene Thatsachen, die einem Franzosen wohl kaum ein Lächeln abgenöthigt hätten, wenig scherzhafte Börsencourse, sehr naive Telegramme, und einige ziemlich matte, geflügelte Worte. So viel stand fest, daß all diese Scherze nur die, von denen sie ausgingen, entzückten.
    Der sehr ehrenwerthe Herr Mac Alpine, ein amerikanischer Dogmatiker, las sehr selbstgefällig seine wenig geistreichen Ausarbeitungen und endete seine Lectüre mit folgenden Nachrichten:
    »Soeben wird gemeldet, daß Präsident Johnson zu Gunsten des General Grant abgedankt hat.
    – Man giebt als gewiß aus, daß Papst Pius IX. den kaiserlichen Prinzen zu seinem Nachfolger bestimmt hat.
    – Ferdinand Cortez soll Napoleon III. wegen seiner Eroberung Mexico’s der betrüglichen Nachahmung angeklagt haben.«
    Als der »
Ocean Time
« genügender Beifall gezollt war, seufzte der sehr ehrenwerthe Mr. Ewing, ein hübsches junges Bürschchen, das sich als Tenorist aufspielte, mit der vollen Rauheit englischer Kehlen »die schöne Meeresinsel« herunter.
    Das »
Reading
«, die Vorlesung hatte ihre unbestreitbaren Reize ein würdiger Texaner las ganz einfach zwei oder drei Seiten aus einem Buche vor; er begann mit leiser Stimme und endete dann sehr laut und pathetisch. Natürlich wurde ihm donnernder Applaus zu Theil.
    Der
Chant du berger
für
piano solo
, ausgeführt von Mrs. Alloway, einer Engländerin, die, um mich eines Ausdrucks von Théophile Gautier zu bedienen, »
en blond mineur
« spielte, und eine schottische kleine Farce von Dr. T …., endeten den ersten Theil des Programms.
    Nach einem Zwischenact von etwa zehn Minuten, während dessen die Zuhörer geduldig auf ihren Plätzen verblieben, begann der zweite Theil des Concerts.
    Der Franzose Paul V … spielte zwei ganz reizende, bisher noch nicht veröffentlichte Walzer, die rauschenden Beifall fanden; der Schiffsarzt, ein braunlockiger, sehr selbstgefälliger junger Mann, las eine burleske Scene vor, eine Art Parodie auf die »Dame von Lyon«, ein seiner Zeit in England sehr beliebtes Drama.
    Dem »Burlesken« folgte das »
Entertainment
«. Was gedachte uns Sir James Anderson unter diesem Namen aufzutischen? eine Disputation, oder vielleicht eine Predigt? Nichts von dem Allen! Sir James Anderson erhob sich mit liebenswürdigem Lächeln, zog ein Spiel Karten hervor, streifte seine weißen Manschetten zurück, und machte mit solcher Anmuth und Grazie Kartenkunststücke, daß dies für ihre Naivetät reichlich Ersatz bot. Als unvermeidliche Folge auch dies Mal Hurrahs und lebhafte Beifallsrufe.
    Nach dem »
Happy moment
« von Mr. Norville und einem Liede: »
You remember
«, gesungen von Mr. Ewing, kündigte das Programm »
God save the Queen
« an. Einige Amerikaner baten jedoch Paul V …, ihnen das französische Nationallied vorzusingen, worauf denn mein gefälliger Landsmann das unvermeidliche »
Partant pour la Syrie
« anhob, aber von einer Gruppe Zuhörer aus den Nordstaaten energischen Einspruch erfuhr, da diese die Marseillaise wünschten.
    Ohne sich weiter bitten zu lassen, und mit einer Nachgiebigkeit, die mehr auf musikalische Fertigkeit als individuelle politische Ueberzeugung schließen ließ, griff der folgsame Pianist kräftig in die Tasten und trug die Hymne Rouget de l’Isle’s 1 vor.
    Zum Schluß endlich stimmte die Versammlung stehend den englischen Nationalgesang »
God save the Queen
« an.
    Alles in Allem konnte man von dieser Soirée sagen, was man so ziemlich von allen Dilettanten-Soireén sagen kann, daß sie für ihre Arrangeure und deren Freunde ganz den gewünschten Erfolg hatte.
    Fabian war während des Abends im Saale nicht sichtbar gewesen.
Fußnoten
    1 Joseph Rouget de l’Isle, Dichter und Componist der Marseillaise, † 1836.
Siebenzehntes Capitel.
Hohe See und Nebel. – Entertainment des Kapitän Anderson.
    Während der Nacht von Montag auf Dienstag ging das Meer außerordentlich hoch; die Deckzimmer ächzten wieder erbärmlich, und die Collis begannen von Neuem, in den Sälen auf und ab zu laufen. Als ich gegen sieben Uhr Morgens auf das Verdeck stieg, hatte sich ein frischer Wind aufgemacht, und es regnete. Der wachthabende Officier ließ die Segel reffen, und nun, da der

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