Historical Mylady Spezial Band 2
PROLOG
Banford House, Mayfair, Ende Juli 1817
D u bist es also wirklich, Sebastian!“, begrüßte seine Gastgeberin ihn herzlich, als er in ihren Salon geführt wurde. „Revell teilte mir zwar mit, dass Lord St Claire vorgesprochen hat, aber ich dachte, dass es sich vielleicht um Lucian handelt. Andererseits hat der ja gerade geheiratet und befindet sich wahrscheinlich noch auf seiner Hochzeitsreise. Ich freue mich so sehr, dich zu sehen!“
Sebastian Lord St Claire hatte sich wie gewöhnlich nach dem letzten Schrei der Mode gekleidet. Er trug einen wie angegossen sitzenden braunen Frackrock über einer Weste aus Goldbrokat und einem schneeweißen Hemd, dazu beigefarbene Hosen und auf Hochglanz polierte schwarze Stiefel mit braunem Schaft. Sein modisch langes hellbraunes Haar war durchzogen von goldblonden Strähnen.
Er lächelte verschmitzt, während er den Raum durchquerte und auf Dolly Vaughn zuging, die anmutig auf dem himbeerroten Sofa im Salon ihres Stadthauses ruhte. Nur dass sie natürlich nicht mehr Dolly Vaughn hieß, sondern Lady Dorothea Bancroft, Countess of Banford.
Amüsiert begegnete Sebastian dem neckenden Blick aus ihren blauen Augen, während er ihre Hand an die Lippen führte. „Zerstör bitte nicht all meine Illusionen, indem du mir sagst, dass du einmal mit meinem Bruder Lucian bekannt warst“, meinte er gedehnt.
„Sogar aufs Engste“, versicherte Dolly ihm kokett. „Mit Stourbridge übrigens auch. Aber das ist eine ganz andere Geschichte …“ Sie lachte entzückt, und Sebastian nahm an, dass er ganz schön verblüfft geschaut hatte bei der Erwähnung seines ältesten Bruders Hawk, des vornehmen, reservierten zehnten Duke of Stourbridge. „Der arme Bancroft hat es verteufelt schwer, vorzugeben, er sei sich der Namen meiner vergangenen Liebhaber nicht bewusst“, fügte sie mit einem ungenierten Lächeln hinzu.
William Bancroft, der Earl of Banford, sollte sich glücklich schätzen, Dolly seit drei Jahren seine Gattin zu nennen, und wie Sebastian wusste, tat er das auch. Vor ihrer Heirat war sie, wenn auch stets diskret, die Geliebte vieler Mitglieder des ton gewesen – und wie es schien, zählten sogar Sebastians ältere Brüder beide dazu!
Seine eigene Beziehung zu Dolly war jedoch stets platonischer Natur gewesen, und sie bestand, seit er im zarten Alter von siebzehn Jahren das erste Mal nach London gekommen war, damals noch gänzlich unerfahren. Dolly hatte eine reizende junge Dame für ihn gefunden, die ihn in die Freuden des Fleisches eingeführt hatte.
„Bitte setz dich doch, Sebastian“, bat sie ihn jetzt herzlich und klopfte einladend neben sich auf das Sofa. Noch immer war Dolly eine goldblonde Schönheit, obwohl bereits in ihren Mittdreißigern. „Ich habe Tee für uns bestellt. Es ist ein wenig früh, um dir stärkere Erfrischungen anzubieten, fürchte ich“, fügte sie spöttisch hinzu, als er die Augenbrauen hob.
Sebastian erinnerte sich noch an eine Zeit, da es für Dolly nie zu früh gewesen war, solche ‚stärkeren Erfrischungen‘ zu sich zu nehmen, aber aus Respekt vor ihrer neuen Rolle als Countess verbiss er sich jede Bemerkung. „Sie sehen hinreißend aus, Lady Bancroft.“ Er nahm neben ihr Platz. „Die Ehe bekommt Ihnen offensichtlich gut.“
„Die Ehe mit meinem geliebten Bancroft bekommt mir gut“, verbesserte sie ihn. „Ich erlaube dir aber nicht, so förmlich mit mir zu sein.“ Sie schlug ihn leicht mit ihrem Fächer aufs Handgelenk. „Wenn wir allein sind, bestehe ich darauf, dass wir uns so anreden wie immer – einfach Dolly und Sebastian.“ Sie wandte sich um und teilte dem Butler, der gerade mit einem Tablett erschien, mit: „Ich bin heute Nachmittag für keinen anderen Besucher zu Hause, Revell.“ Sie wartete, bis er gegangen war, bevor sie wieder zu sprechen begann. „Ich fürchte, selbst nach drei Jahren empfindet die Dienerschaft meine unkonventionelle Art als ein ziemliches Ärgernis“, erklärte sie leichthin, während sie schon begann, den Tee einzuschenken. In ihrem hochtaillierten blauen Morgenkleid, das so gut zu ihren Augen passte, sah sie dabei entzückend aus.
Damit gab sie Sebastian das Stichwort, auf das er gehofft hatte. „Aber der ton ist jetzt etwas … freundlicher dir gegenüber als früher, nicht wahr?“
„Du meine Güte, man reißt sich richtig um mich!“ Dolly lachte und reichte ihm eine der zarten Porzellantassen. „Eine Einladung zu einer meiner sommerlichen Gesellschaften auf Banford Park
Weitere Kostenlose Bücher