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Eine Stadt names Cinnabar

Eine Stadt names Cinnabar

Titel: Eine Stadt names Cinnabar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Bryant
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geht.“
    Obregon drückte die entsprechenden Tasten und stellte die Becher auf die Drehplatte unter dem Hahn.
    Eine der Damen hinter ihm sagte. „Timnath, was werden Sie mit Ihrer Maschine machen?“
    Obregon zögerte. „Ich weiß wirklich noch nicht. Mir war es immer am liebsten, wenn alles so bleibt, wie es ist. Vielleicht ist es auch nur bloße Neugier.“
    Dann drehte er die Platte und reichte die Tassen herum. Sie nahmen Platz, nippten ihren Tee und sprachen über Wissenschaft und Kunst.
    „Ich bin fest davon überzeugt“, sagte der Erfinder, „daß die Wissenschaft eine Kunst ist.“
    „Ja“, sagte die kokette Dame, „ich nehme an, Sie kümmern sich wenig um die praktischen oder kommerziellen Aspekte der Technologie.“ Hinter spitzigen Fingern lächelte sie ihn an.
    „Ganz recht. Im Institut halten mich manche Kollegen für einen Dilettanten.“
    Die lange dünne Dame sagte: „Ich glaube, wir müssen jetzt gehen. Timnath, wir danken Ihnen, daß wir Ihre Zeit in Anspruch nehmen durften. Es war uns ein Vergnügen.“ Sie schmetterte die Teetasse auf den Fliesenfußboden. Die anderen Damen folgten ihrem Beispiel.
    Obregon war über den unvermittelten Aufbruch so verwirrt, daß er fast vergessen hätte, seine eigene leere Tasse zu zerschmettern. Höflich stand er auf und ließ die Damen an sich vorbei zur Tür ziehen. In der Haltung waren sie einander merkwürdig ähnlich; in ihren braunen Kleidern erinnerten sie ihn an die resurrektronischen Kasuare in der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft, die ihm so gut gefielen.
    „Es war uns ein Vergnügen“, wiederholte die lange dünne Dame.
    „Durchaus.“ (Die kleine).
    Abgang der Koketten: „Vielleicht sehen wir uns bald einmal wieder?“ Ihr Blick blieb sekundenlang an Obregon hängen, der mit einem gemurmelten Scherzwort die Augen abwandte.
    Die vierte Dame, jene, deren Gesichtszüge anscheinend nicht ganz durchgebacken waren, blieb im Türrahmen stehen. Sie kreuzte die Arme und verbarg die Hände in den Achselhöhlen. Dann hüpfte sie ein paarmal in die Höhe, flatterte dabei mit den verkürzten Gliedmaßen und schrie: „Krah, krah.“ Mit einem dumpfen Laut fiel die gepolsterte Tür ins Schloß.
    Obregon war erschrocken. Er spürte das Verlangen nach einer weiteren Tasse Tee und setzte sich wieder hin. Aufrecht auf dem Tisch stand ein kleiner schwarzer Zylinder – ein Lippenstift vielleicht? Offenbar hatte ihn eine der Damen vergessen. Obregon nahm ihn auf und führte ihn an die Nase. Er roch nach Silberjodid-Emulsion – ein scharfer, unverkennbarer Geruch. „Das scheint ja“, sagte Obregon leise, „eine leere Filmhülse zu sein.“
     
     
    Der Schrei eines Kindes in der Nacht. Schnurrende, tröstende Umarmung. Alptraum-Einsamkeit, die wache Welt, das unbestimmte Zwischenreich. Katzenhafter Zuspruch: „Nicht schreien, mein Kleiner. Ich halte dich fest und wiege dich.“
    George vergrub sein Gesicht in dem weichen bläulichen Pelz, der seine Tränen aufsog. „Blau-Jade, ich hab dich lieb.“
    „Ich weiß“, sagte die Katzen-Mutter sanft. „Ich hab’ dich auch lieb. Nun schlaf weiter.“
    „Kann nicht“, antwortete George, „Sie finden mich wieder.“ Seine Stimme wurde schrill, sein Leib wand sich ruhelos, er klammerte sich an Blau-Jades warme Flanke. „Sie ziehen mich in den Schatten, welche halten mich fest, und der eine faßt nach …“
    „Du hast geträumt“, sagte Blau-Jade, „die tun dir nichts.“ Doch im Innern spürte sie die Unwahrheit. Ihre weichen Pfoten streichelten den Kopf des Jungen und zogen ihn näher heran.
    „Ich habe Angst“, flüsterte George, Tränen und Schrecken in der Stimme.
    „Trink jetzt!“ Die Kinderkatze leitete den Kopf des Jungen, bis seine Lippen die rauhe Zitze fanden und er instinktiv zu saugen begann. Ihre leicht narkotische Milch beruhigte ihn. „Blau-Jade …“ – kaum hörbar war sein Flüstern – „… ich hab’ dich lieb.“ Der kindliche Körper entspannte sich.
    Blau-Jade wiegte ihn sanft, wischte sorgfältig die kleinen Milchtropen von seinen Mundwinkeln, streckte sich aus und schmiegte den Knaben an sich. Bald schlief sie auch.
    Und erwachte schlaftrunken. Sie war allein. Mit abgerissenem bösem Fauchen arbeitete sie sich aus dem Bett. Sie ließ alle ihre Sinne spielen und fing den feinen Angstgeruch auf, das schwache reibende Geräusch von etwas Schlaffem auf dem Fliesenfußboden, das schnelle Gegeneinander von Schatten auf Schatten.
    Eine schwarze, unbestimmt

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