Eine sueß saure Liebesgeschichte
Hast du überhaupt in den letzten Tagen mal was gegessen?«, meckere ich gleich los, als Buche mir verkatert die Tür zu seinem Ferienhaus öffnet. Er schüttelt den Kopf und genießt meine warme Umarmung.
»Boah, du stinkst mein Lieber. Ab und Zähne putzen. Rasieren wäre auch nicht schlecht. Danach gehen wir frühstücken.« Während er sich in der sterilen Abteilung wieder in einen Mensch verwandelt, bestaune ich das schöne Haus. Ein Neubau im nordischen Stil mit Reetdach und weißen Sprossenfenstern. Die Einrichtung ist überaus geschmackvoll. Es liegt in einer kleinen Wohnanlage mit sechs weiteren Landhausvillen gleicher Bauart. Die Putzfassaden sind alle unterschiedlich gestrichen. Buches Haus ist gelb. Haus Sonnenblume. Aber die richtige Sonne versteckt sich hinter dicken Wolken und es bläst ein unangenehmer Wind. Ich binde meine Haare zusammen und ziehe mir noch einen warmen Pulli über. Mit Kurt an der Leine rufe ich ihm zu. »Nun komm! Ich brauche dringend einen starken Kaffee.«
Buche geht mit uns in den Ort. Hinter Glas sitzen wir auf einer Terrasse und studieren die Speisekarte. Die restlichen Tische sind von Senioren besetzt, von denen die meisten ihren Pudel oder Dackel dabei haben. Ein lautes Gekläffe durchdringt das Café und ich sage zu meinem Hund »Halte ja den Rand, sonst geht es ab ins Tierheim!«
»Na, du hast ja blendende Laune mitgebracht«, flachst Buche. »Besteht noch Hoffnung, dass sich das ändert?«
»Nur wenn ich noch einen Espresso oder eine Mütze Schlaf bekomme. Seitdem ich wieder mit Solution Partner zu tun habe, hatte ich wenig Zeit zum Ausruhen.« Er fragt mich erneut, warum ich es vorziehe, allein zu leben.
»Das habe ich eigentlich mein ganzes Leben lang getan. Mein Mann war doch nie da. Aber anders als du, habe ich mir dieses Leben ausgesucht. Ich wurde nicht bei Nacht und Nebel verlassen und durch einen anderen Partner ersetzt. Ich kann zwar nicht aus eigener Erfahrung nachempfinden wie du dich jetzt fühlst, aber ich habe zumindest eine grobe Vorstellung.« Er spricht wieder davon, wie sehr ihm die Kinder fehlen und dass er ihrem Gspusi am liebsten den Hals umdrehen würde.
»Sag dieses Wort nicht!«
»Welches Wort?«
»Gspusi. Dann gehe ich gleich in die Luft.«
»Immer noch dein Seibert Trauma?« Ich nicke und er lacht. Endlich wieder! Er versichert mir, dass er es ohnehin nie geglaubt hat und ich bin erleichtert. Wenigstens ein Mann mit Verstand. Allerdings gilt ihm mein Lob nur einen kurzen Moment lang, denn dann sagt er etwas, worauf ich ihm sofort einen Vogel zeige.
»Du warst doch vielmehr auf O.J. fixiert! Streite es nicht ab. Ich habe eure Mails gelesen.«
»Harmloses Geplänkel! Mehr nicht! Kennst du eigentlich seine aktuelle Freundin?« Buche zieht die Brauen hoch.
»Sie heißt Maja und ist gerademal 23 Jahre alt.«
»Biene Maja und Lodda Matthäus!« lache ich laut los. Ich will wissen, wie seine Pläne aussehen. Ob er bleiben will oder ob wir zurück nach Hamburg fahren sollen.
»Die beiden kommen morgen. Bleibst du noch solange?« Ich verspreche, auf ihn aufzupassen und kann ehrlich gestanden nicht verstehen, warum seine Frau das Weite gesucht hat. In meinen Augen ist Buche ein liebenswerter Typ. Lustig, herzlich, tiefgründig, gut aussehend, fleißig und erfolgreich. Vielleicht ein wenig chaotisch. Aber welche Frau will schon einen Langweiler? Die Illusion von Mr. Perfect habe ich bereits vor Jahren aufgegeben. Aber was zählt schon meine Meinung. Mein Handy piept und ich ahne schon, wer der Absender dieser Kurzmitteilung ist.
»Du bist ein Feigling, Charlotte Talbach! Und ich glaube dir kein Wort!« Ich will Martin eine Antwort schicken, aber noch vor dem Absenden stellt sich mein Handy aus. Akku leer.
»Mist!«, schimpfe ich, denn ich weiß, dass mein Ladegerät auf dem Schreibtisch zu Hause liegt. Auf keinen Fall werde ich Buche bitten, mir sein Telefon zu borgen. Vielleicht versuche ich es später auf dem Festnetz im Haus, wenn er gerade nicht zuhört.
Wir gehen einkaufen und schlendern durch den Supermarkt. Er wundert sich über die Mengen, die ich in den Einkaufswagen lege.
»Lotte, du kaufst nicht für deinen Catering Service ein, sondern nur für uns zwei.«
»Und morgen hast du zwei weitere Esser am Tisch. Also lass mich mal machen.«
»Wein?«
»Maximal eine Flasche. Du gehst erst einmal auf Entzug, mein Lieber. Deine Augen sind
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