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Eine tolle Zeit

Eine tolle Zeit

Titel: Eine tolle Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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über die Soldaten gesagt? Je größer der Kummer, desto geringer die Ursache! Unweigerlich!« Einer von uns lachte nicht. Seit die Neue den Namen Bruce Marchant gehört hatte, sah sie aus, als hätte sie das Sakrament erhalten. Ich freute mich, daß sie sich endlich für etwas interessierte, denn bisher hatte sie ziemlich hochnäsig und unbeteiligt getan, obwohl sie mit der Empfehlung in die Station gekommen war, in den Zwanzigern in London und New York eine ziemlich Swingerin gewesen zu sein. Sie blickte uns tadelnd an, als sie das Tablett und das andere Zeug auflas, ohne den Handschuh zu vergessen, den sie wie eine Reliquie in die Mitte des Tabletts legte.
    Beau marschierte los und versuchte, das Wort an sie zu richten, aber sie schwebte an ihm vorbei, und wie der einmal konnte er wegen des Tabletts in seiner Hand nichts unternehmen. Er kam herüber und erledigte sich schnell der Drinks. Ich nahm sofort einen großen Schluck, weil ich die Neue durch den Schirm in die Krankenabteilung gehen sah und ich mich höchst ungern daran erinnern lasse und froh bin, daß Doc zu betrunken ist, um die Operationseinrichtung zu benutzen, wo doch einige der arachnoidischen Chirurgieprakti ken äußerst eklig sind, wie ich nur zu gut weiß aufgrund einer persönlichen Erfahrung, die auf meiner Liste der zu vergessenden Dinge ganz oben steht.
    Inzwischen hatte Bruce kehrt gemacht und sagte gepreßt: »Hör doch, es geht nicht um den verflixten Handschuh, wie ihr sehr wohl wißt, ihr heulenden Dämonen.«
    »Was ist es dann, nobler Freund?« fragte Sid, wobei sein ehrwürdiger grauer Bart die Wirkung unschuldi ger Neugier noch steigerte.
    »Es geht um das Prinzip des Ganzen«, sagte Bruce und sah sich heftig um, doch niemand von uns lächelte. »Es geht um die elende Unfähigkeit und den Tod des Kosmos – und sagt mir nicht, das wäre nicht drin – in der Maske wohltätiger, allmächtiger Autorität. Die Spinnen – und wir wissen letztlich nicht, wer sich dahinter verbirgt; es handelt sich nur um einen Namen; wir sehen nur Helfershelfer wie uns selbst – die Spin nen zerren uns aus den ruhigen Gräbern unserer Lebensli nien …«
    »Ist das etwas Schlimmes, Junge?« murmelte Sid mit unschuldig-glattem Gesicht.
    »… und wiedererwecken uns, wenn sie können, und sagen uns dann, wir müssen eine andere zeitreisende Macht bekämpfen, die die Schlangen genannt wird – ebenfalls nur ein Name – und die es darauf angelegt hat, den ganzen Kosmos zu pervertieren und zu versklaven – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.«
    »Und stimmt das nicht, Junge?«
    »Ehe wir wieder richtig wach sind, sind wir in die große Zeit rekrutiert und werden in Tunnel und Gruben außerhalb unserer Raumzeit gedrängt, in diese elenden Kammern, Schränke, Säcke und Höhlen – ich will diese Station nicht beleidigen –, die die Spinnen geschaffen haben, vielleicht durch gewaltige Implosionen, aber niemand weiß das genau, und dann werden wir zu allen möglichen Einsätzen in die Vergangenheit und Zukunft geschickt und sollen dabei die Geschichte so verändern, daß die Schlangen dran glauben müssen.«
    »Stimmt, Junge.«
    »Und von da an ist das Tempo derart hektisch und rücksichtslos, die Schocks kommen so schnell, unsere Gefühle werden dermaßen durcheinandergebracht, unsere äußere und innere Metaphysik wird so wahnsinnig verzerrt, der innerste Faden der Wirklichkeit, an den wir uns klammern, so fürchterlich verknotet, daß sich nichts wieder geradebiegen läßt.«
    »So haben wir uns alle mal gefühlt, Junge«, sagte Sid nüchtern; Beau nickte dazu mit seinem schmalen Totenschädel.
    »Du hättest mich sehen sollen, Kamerad , bei meinen ersten fünfzig Schlafperioden«, schaltete sich Erich ein, während ich hinzufügte: »Wir Mädchen auch, Bru ce.«
    »Oh, ich weiß, daß ich mich daran gewöhne, und glaubt etwa nicht, daß ich das nicht könnte. Das ist es nicht«, sagte Bruce heftig. »Und das persönliche Durcheinander würde mir auch nichts ausmachen, der verwirrte Zustand; in dem meine Seele ist, es würde mir nicht einmal etwas ausmachen, die Geschichte neu zu formen und dabei unbezahlbare, einst unvergänglich genannte Schönheiten der Vergangenheit zu zerstören, wenn ich das Gefühl hätte, es geschähe wirklich zum Besten aller Beteiligten. Die Spinnen versichern uns, es sei superwichtig, daß der Westen letztlich den Osten besiege, damit die Schlangen ausgelöscht werden. Aber was haben sie getan, um dieses Ziel zu erreichen?

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