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Eine unberührte Welt - Band 2 (German Edition)

Eine unberührte Welt - Band 2 (German Edition)

Titel: Eine unberührte Welt - Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sie auf keinem legalen Wege hatten erwerben können – verbotene Drogen, subversive Schriften, unglaubliche Geräte. Aber das war alles noch damals gewesen …
    Das Schiff erhob sich stumpfnasig über ihm, ein schwerfällig aussehender Koloss, dessen Landestützen sich schon tief in den ausgedörrten Lehmboden eingegraben hatten. Die Kühlrippen des Hyperkonverters gleißten im Sonnenlicht, die dunklen Sichtluken der Steuerkanzel sahen aus wie unergründlich dreinblickende Augen, die den Ankömmling abfällig musterten. Ein Schiff der Bruderschaft. Irgendwie konnte er es nicht fassen, dass es letztlich auch nur ein Schiff wie jedes andere war, in diesem Fall ein Transporter der Tau-Leta-Klasse, wie sie auf Cheymere hergestellt wurden.
    Jowesh vergewisserte sich noch einmal, dass der Wagen stabil stand,bestieg dann die Frontladefläche und ließ sie hochfahren bis zur Einstiegsluke des Schiffes. Als er den Schlüssel gegen das Siegel drückte, fuhr das Schott widerstandslos beseite, schaltete sich die Beleuchtung in den schmalen Gängen dahinter an, begann die Belüftung zu arbeiten. Es war alt, das Schiff, das sah man an vielen Kleinigkeiten – abgeschabten Stellen, rissigen Dichtungen, kleinen Reparaturen, zugesetzten Lüftungsgittern und so weiter. Aber es funktionierte tadellos. Eine Schande, es einfach zu verschrotten.
    Ein eigentümlicher Duft erfüllte das Innere des Schiffes. Es war nicht jener unverkennbare Mief aus Ozon, Schweißgeruch und Ölgestank, den Jowesh während seiner Ausbildung als an Bord von kleinen Raumschiffen unvermeidlich zu akzeptieren gelernt hatte. Er ging die Räume ab, die Kabinen – das Schiff hatte tatsächlich nur eine Dusche –, die Gemeinschaftsräume, aber er kam nicht dahinter, was es war. Ein Raum war rätselhafterweise leer bis auf eine Schale mit etwas, das aussah wie tiefschwarze Samenkörner einer unbekannten Pflanze, aber auch in diesem Raum roch es nicht anders als überall sonst im Schiff. Jowesh ließ die Samen durch die Finger gleiten. Die Schale aus massivem Metall stand vor einer der leeren Wände auf dem Boden, das war alles. Eine ziemliche Platzverschwendung an Bord eines Raumschiffes, wenn man es recht bedachte.
    Die Steuerkanzel brachte auch nicht viel mehr. Sah alles aus, wie man es erwarten durfte, und es gab diesen roten Knopf unter einer Abdeckung aus Drahtgitter tatsächlich, von dem man immer erzählte. Ein Druck darauf löschte alle Daten aus den Speichern, beginnend mit dem Fahrtenlog. Jowesh schaltete den Computer ein, stöberte ein wenig herum. Ja, ganz zweifellos hatte der Kommandant diesen Knopf gedrückt, als die Patrouillenschiffe ihn stoppten. Das Log war leer, die gesamte Frachtdatei, alle Datenbereiche …
    Immerhin, die Sternkarten waren erhalten geblieben. Das war klug ausgedacht von den Brüdern, denn falls der rote Knopf jemals aus Versehen gedrückt wurde – oder man dem Prisenkommando wider Erwarten doch noch entkam –, wäre man ohne Sternkarten verloren gewesen.
    Jowesh blätterte darin herum, vergrößerte, verkleinerte, betrachtetedie Daten zu den Sonnen und ihren Planeten. Es war lange her, dass er sich das letzte Mal eine Sternkarte angesehen hatte, und ganz gewiss war es keine gewesen wie diese hier, die jede Menge Angaben über Einzelheiten der Raumüberwachung, Stärke der Patrouillen und Ähnliches enthielt. Was man eben so brauchte für das Schmuggelgewerbe.
    Baquion. Tempesh. Gruunu-Laate. Wulkali. Zaudanka. Peperat. Planeten ohne Ende. Und er hockte hier auf diesem stinkenden, glühheißen Schrottplatz fest. Es war nicht zu glauben. Jowesh blätterte und blätterte, saugte die Konstellationen auf dem Schirm in sich auf, las die Namen, die Informationen über die planetaren Zeitrechnungen, lokale Feiertage, sprachliche Besonderheiten, regionale Sitten und Gebräuche, und hätte am liebsten nie wieder aufgehört. Der verrückte Gedanke, das Schiff einfach zu starten, einfach loszufliegen damit irgendwohin, tauchte in seinem Hirn auf wie ein Schmerz und bohrte und bohrte. Nur weg von hier, weg von diesen Bergen von Rost, den sinnlosen Energiezäunen, in denen nachts die Wüstenfliegen verkohlten, weg aus dem Glutofen von Büro, in dem er neben Pugwat seine Tage vergeudete.
    Bloß konnte er kein Raumschiff fliegen. Er konnte zwar eines auseinandernehmen und wieder zusammensetzen, aber er konnte es nicht fliegen.
    Er hätte schreien mögen. Schreien vor Wut, vor Verzweiflung. Aber er konnte nicht, obwohl ihn niemand gehört

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