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Eine unberührte Welt - Band 2 (German Edition)

Eine unberührte Welt - Band 2 (German Edition)

Titel: Eine unberührte Welt - Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Mitteilung von ihm: Freigegeben für Verwertung. Niemand von den offiziellen Stellen hatte auch nur einen Blick auf die beiden Schiffe geworfen.
    »Ich hab’s doch gesagt«, meinte Pugwat, der es neuerdings vorzog, mit nichts als einem Handtuch um die wabbeligen Hüften herumzuschlappen, und deutete mit dem zerkauten Ende seines Drillip-Zweiges auf die gedrungenen Leiber der beiden Schmugglerschiffe. »Die kommen hier nicht mehr weg, es sei denn in Einzelteilen.«
    »Ja«, sagte Jowesh und wartete darauf, dass Pugwat sagte, so wie wir, aber das kam nicht.
    Stattdessen stemmte Pugwat die Hände in die Hüften, kaute hingebungsvoll auf dem fetten schwarzen Zweig herum und erklärte: »Übrigens kommt Fiudara nachher. Ich hab gestern mein Geld gezählt und festgestellt, dass ich sie mir wieder leisten kann.« Er spuckte ein graubraunes Stück zerkauten Drillip in den überquellenden Abfalleimer. »Außerdem ist es mal wieder nötig.«
    Fiudara war eine Hure, die am Raumhafen arbeitete, eine echte Grünhaarige von Baquion, was man einwandfrei sehen konnte, sobald sie sich auszog, und alles, was man so über Grünhaarige sagte, schientatsächlich zu stimmen. Was vermutlich der Grund war, dass Pugwat derart auf sie stand. Sie hatte einen eigenen Wagen und machte auch Kundenbesuche, wenn die Geschäfte es erlaubten.
    »Mmh«, machte Jowesh.
    Pugwat sah ihn an. »Was ist? Ich dachte, du beteiligst dich wieder.«
    »Heute nicht«, erwiderte Jowesh, klappte den Deckel der Schlüsselschatulle auf und begann, darin zu kramen. »Ich schau mir heute die Schmugglerschiffe genauer an.«
    »Wozu das denn? Wir haben doch jetzt unsere eigenen Duschen.« Er schmatzte mit den Lippen. »Die Kleine wird staunen, wo ich sie heute vernasche.«
    Jowesh fand den ersten Siegelschlüssel. »Ich will mir die Schiffe einfach nur ansehen, weiter nichts.«
    »Ja, ja. Ich hab’s gehört«, sagte Pugwat und schlappte davon, die Treppe hinunter. Er knurrte vor sich hin, war vermutlich sauer, dass er Fiudaras Anfahrt nun allein zahlen musste.
    Als Jowesh auch den zweiten Schlüssel hatte und die Außentreppe hinabging, kam sie gerade, ein kleiner Wirbelwind wie immer, mit beeindruckenden Kurven. Sie hatte irgendwas mit ihren Haaren gemacht, sie leuchteten in der Sonne wie ein Signalfeuer.
    »He, Jowesh«, rief sie. »Wo willst du denn hin?«
    »Ich hab was zu tun.«
    »Aber doch nicht jetzt!«, gurrte sie und schlang den Arm um ihn. »Hmm, was ist mit uns beiden? Wir haben doch immer viel Spaß zusammen.«
    »Heute nicht«, sagte Jowesh. »Ich kann’s mir nicht leisten.«
    Das war ein Argument, das ihr sofort einleuchtete. Sie ließ ihn los, rückte ihr Beckentäschchen zurecht und lächelte voller Verständnis. »Dann eben ein andermal«, sagte sie honigsüß und machte sich daran, die Treppe hochzusteigen.
    Jowesh ging zum Wagen, einem kleinen sechsrädrigen Transporter mit Frontladefläche, Winde und Schlepphaken und einem gnadenlos starken elektrischen Antrieb, fuhr los und versuchte, nicht daran zu denken, was Fiudara und Pugwat unterdessen miteinander anstellten.Dass er es sich nicht hätte leisten können, war gelogen. Die Wahrheit war, dass da vorn verschlossene Türen waren und dass er seit neuestem besessen war davon, verschlossene Türen zu öffnen.
     
    Es hatte ihn erstaunt zu hören, dass es die Brüder der Dunklen Pfade noch gab. Sie schienen in eine andere Zeit zu gehören, eine Zeit, die endgültig vergangen war, und irgendwie hatte er, ohne weiter darüber nachzudenken, erwartet, dass sie zusammen mit dem Sternenkaiser verschwunden waren, genau wie dessen Priester, seine Leibgarde oder die Armee seiner Kundschafter. Aber das war natürlich Unsinn. Niemand wusste genau, wie lange die Bruderschaft schon existierte, nicht einmal ihre legendenumwobenen Führer, die Meister der Pfade. Man wusste nur: Sie war alt, die Bruderschaft, unvorstellbar alt. Gut möglich, dass die Brüder ihren Dunklen Pfaden schon gefolgt waren, lange bevor der erste Kaiser seinen Thron errichtet hatte.
    Jowesh hatte sein Leben lang von der Bruderschaft gehört, die unglaublichsten Geschichten, mit halblauter Stimme geraunt, von argwöhnischen Blicken über die Schulter begleitet, im Halbdunkel, wenn der Alkohol die Zungen gelockert und der rote Rauch des Ghuja die Sinne betört hatte. Er hatte niemals einen Pfadbruder gesehen, jedenfalls nicht bewusst. Er hatte mitbekommen, dass Leute Dinge besessen hatten, heimlich, die sie nicht hätten besitzen dürfen, die

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