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Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition)

Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition)

Titel: Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Surveillance System leitete.
    »Eine Frau?«, fragte sie mit mehr als nur einem Anflug von Eifersucht in der Stimme, nachdem er ihr sein Anliegen vorgetragen hatte.
    »Nicht für mich«, wiederholte er. »Es ist ein, ähm, Auftrag.«
    Joana nickte. »Schon klar. Du und deine Nebenjobs.«
    »Man muss sehen, wo man bleibt.«
    »Hast du nicht Angst, dass du eines Tages einmal etwas findest, was du lieber nicht gefunden hättest?« Als er nicht antwortete, zuckte sie mit ihren breiten Schultern. »Also, offiziell darf ich dir natürlich keinerlei Auskünfte geben. Das System untersteht allein dem Kommandanten und seinem Stellvertreter.«
    »Und inoffiziell?«
    »Musst du mir einen guten Grund liefern, meine Position zu riskieren.«
    Wim seufzte. Das würde ihn in Teufels Küche bringen, er ahnte es, trotzdem schlug er vor: »Um der alten Zeiten willen?«
    Das schien ihr zu gefallen. Sie musterte ihn mit rätselvollem Lächeln. »Na so was. Das hätte ich doch kaum zu hoffen gewagt.«
    »Habe ich gerade etwas Verfängliches gesagt?«, fragte er und wusste genau, dass er gerade etwas Verfängliches gesagt hatte.
    »Komm, Wim. Ich kenne dich. Du hast unter Garantie ein hübsches Polster an Ruhetagsmarken, habe ich recht? Du und ich und eine Nacht im chambre separée, um der alten Zeiten willen, und ich werde zu Wachs in deinen Händen«, erklärte sie mit lüsternem Augenaufschlag.
    Also opferte er eine der Ruhetagsmarken seines Honorars und gab sich redlich Mühe, ihren Erwartungen zu entsprechen. Sie hatte immer noch jenen Geruch, der ihn, wie ihm wieder einfiel, einst angezogen hatte. Das machte es leichter, beinahe angenehm, und tatsächlich gewährte sie ihm am nächsten Tag Zugang zum Archiv, half ihm sogar bei der Suche nach der Unbekannten und wirkte bei alldem ganz weich und sanftmütig.
    Sie fanden sie auf Anhieb.
    »Merkwürdig«, meinte Joana. »Schau dir die Zeitangaben an. Sie taucht auf, stromert einen Tag lang im Schiff herum und ist dann wieder für Wochen verschwunden.«
    »Und man sieht sie nie arbeiten«, nickte Wim. »Sie ist immer nur unterwegs. Und wie sie sich umsieht! Als ob sie jemanden sucht.« In dem grauen Overall und mitten im ewigen Gedrängel der Gänge wirkte sie seltsam alterslos. Wim kaute an seiner Unterlippe. »Wie weit reicht das Archiv zurück?«
    Es reichte drei Monate zurück. Als sie es komplett durchsuchten, entdeckten sie auch Aufnahmen der Begegnung zwischen Pavlov und der Unbekannten. »Ist er das? Dein Auftraggeber?«, wollte Joana wissen und betrachtete die Bilder eingehend. »Die nimmt ihn ganz schön ran. Junge, Junge.«
    »Du musst grade reden«, meinte Wim.
    Pavlov war allerdings nicht der Einzige gewesen, den dieUnbekannte beglückt hatte. Sie fanden zahlreiche weitere Aufnahmen diverser Stelldicheins, im Grunde immer mit demselben Typ Mann: groß, breitschultrig, dunkelhaarig und muskulös. Wim überspielte eine repräsentative Auswahl von Bildern in sein Memopad und war froh, den Hauptanteil seiner Bezahlung bereits erhalten zu haben. Pavlov würde nicht gefallen, was er ihm da zu zeigen hatte.
    Sie entdeckten noch mehr. Sie fanden eine Aufnahme, die zeigte, wie die Unbekannte aus der Kabine des stellvertretenden Kommandanten kam.
    Joana grinste. »Da drin hat das System zwar keine Augen, aber ich schätze, ich komme auch so drauf, was sie gewollt hat.«
    Wim grinste nicht. »Eben«, sagte er. »Die Kommandantenkabinen sind die einzigen Orte im Schiff, die das System nicht einsehen kann. Und die Unbekannte muss ja irgendwo sein in den Wochen, in denen sie nirgends auftaucht, oder?« Er schüttelte den Kopf. »Ist das widerlich.«
    Joana runzelte die Brauen. »Ich glaube, ich konnte dir gerade nicht ganz folgen.«
    »Ich versuche, eine Alternative zu finden zu der Vorstellung, dass unser stellvertretender Kommandant eine heimliche Geliebte versteckt hält. Aber irgendwie will mir keine andere Erklärung einfallen. Verdammt, sie kann höchstens sechs Jahre alt gewesen sein, als er sie an Bord geschmuggelt hat, verstehst du? Er muss sie sich regelrecht herangezogen haben.«
     
    Der stellvertretende Kommandant war ein kleiner, knochiger, wenig sympathischer Mann und so ziemlich in jeder Beziehung das Gegenteil des Kommandanten. Der war inzwischen zur Vaterfigur herangereift, allseits geachtet und ständig präsent, während man seinen Stellvertreter so gut wie nie zu Gesicht bekam.
    Anlässlich der Verkündung der Ergebnisse, die die Kundschaftersonden geliefert hatten,

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