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Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition)

Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition)

Titel: Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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schritt die beiden Wohnräume ab, spähte immer wieder in die gleichen Ecken und Winkel, bis er sicheingestand, dass er es hauptsächlich deswegen tat, weil er der unvermeidlich scheinenden Konsequenz seiner Beobachtung ausweichen wollte: dass die Unbekannte, wenn sie hier nicht war, nur in der Kabine des Kommandanten sein konnte. Des allseits geachteten, ehrenwerten Kommandanten. Seine Kabine war die einzige weitere unbeobachtbare Zone im Schiff.
    »Hast du nicht Angst, dass du eines Tages einmal etwas findest, was du lieber nicht gefunden hättest?«, hatte Joana gefragt. Sah ganz so aus, als sei es so weit.
    Er wollte gerade gehen, als seine angesichts der Situation aufs Schärfste gespitzten Ohren einen sehr weit entfernten, sehr fremdartigen Laut vernahmen. Eine Art metallisches Schaben oder Kratzen. Einen Lidschlag später stand er in einem der Kleiderschränke zwischen muffig riechenden Uniformoveralls und spähte mit angehaltenem Atem durch den winzigen Spalt, den die Schiebetür offenstand. Dieses Versteck hatte er sich gleich nach dem Hereinkommen ausgeguckt; von hier aus hatte er den Eingang im Blick, zudem war es nah genug, um selbst für den Fall eine Chance auf Entkommen zu bieten, dass der Stellvertretende wider Erwarten zurückkommen sollte. Wenn er danach erst ins Bad ging, etwa. Er durfte nur nicht als Erstes an den Kleiderschrank wollen.
    Wim beobachtete die Tür. Nichts rührte sich. Von dem Geräusch war natürlich auch nichts mehr zu hören; nicht in diesem schallgedämpften Versteck. Vielleicht hatte er sich das sowieso nur eingebildet. Überreizte Nerven und so.
    Minuten vergingen.
    Dann hörte Wim plötzlich jemanden singen.
    Eine Frau. Trällerte vor sich hin, schien auf und ab zu gehen dabei.
    Er konnte nicht anders, er musste hinaus aus seinem Versteck und sich vergewissern, dass das keine Halluzination war. Es war unmöglich. Woher sollte plötzlich eine Frau kommen? Und wie, vor allem? Er hatte die einzige Zugangstür keine Sekunde aus den Augen gelassen.
    Es war keine Halluzination. Es war die Unbekannte. Sie erschrak fast zu Tode, als Wim in der Tür des Schlafzimmers auftauchte.
    Hinter ihr fehlte eine Paneele in der Rückwand, jener Wand, die laut offiziellem Bauplan des Schiffes unmittelbar an die Außenwandung grenzte. Und hinter dieser Öffnung war ein matt beleuchteter, schmaler Gang zu sehen, der in die Unendlichkeit zu führen schien.
     
    Sie weigerte sich, seine Fragen zu beantworten. Sie schrie herum, rief nach dem Stellvertretenden, versuchte durch den Gang zu flüchten, aber sie war nur eine junge Frau, und Wim war ein im Nahkampf erfahrener Mann. Er hätte lieber eine beeindruckende Waffe in der Hand gehabt, als sie zu packen und ihr den Arm schraubstockartig auf den Rücken zu drehen, bis sie wimmerte vor Schmerz, aber es gab keine Waffen an Bord außer den Elektroschockstäben, die den Ordnungskräften vorbehalten waren. Also tat er es und schob sie vor sich her, durch diesen absolut irrealen Gang, den es eigentlich überhaupt nicht geben durfte.
    Es war ein schmaler, unbequemer Schacht aus geriffelten Metallelementen, auf denen man nur mühsam vorankam. Wim erkannte das Geräusch wieder, das er gehört hatte: Er machte es jetzt selber. Eine leichte Biegung nach rechts gab es, und schließlich, mindestens hundert Meter weiter, kamen sie an eine schwere Stahltür mit Panzerverriegelung, die offenstand und außen in großen Lettern die Bezeichnung FDE-102 trug.
    »Die Nummer unseres Schiffes?!«, fiel es Wim wieder ein. Vergessen Sie nicht, auf allen Dokumenten die Nummer Ihres Fluges anzugeben, hatte es in den Bewerbungsunterlagen immer geheißen. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Na was wohl?«, meinte die Frau verächtlich.
    Auf der anderen Seite der Stahltür erstreckte sich ein breiter Gang, in dem eine gelbliche Notbeleuchtung glomm. Ihre Schritte hallten. Neben der Tür lehnte ein Fahrrad an der Wand. Endlos, alles. Alle hundert Meter ein weiteres Stahlschott, rechts und links jeweils, die Nummern fortlaufend – FDE-103, FDE-104 …
    »Was ist das? Wo sind wir hier?«, schrie Wim die Frau an, doch sie verzog nur das Gesicht.
    Da kamen plötzlich Lichter von beiden Seiten, Fahrzeuge, Männer darauf, die sie umstellten, Waffen auf sie richteten. Einer trat auf die Frau zu, streckte die Hand aus und sagte: »Schluss mit diesen Ausflügen, Miss Vane. Geben Sie mir den gestohlenen Schlüssel.«
    Sie händigte ihm eine schmale Karte aus, mit der er zu der offenstehenden

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