Eine Vampirin auf Abwegen: Argeneau Vampir 1
Sie tat es vor allem, um in Gegenwart von Vater Josephs gelassen und professionel aufzutreten, und schaffte es, in ruhigem Tonfall zu fragen: „Was machst du denn hier?”
„Ich bin hier, um dich abzuholen und nach Hause zu fahren”, verkündete er. „Bist du fertig?”
„Oh.” Lissianna schaute auf die Armbanduhr und runzelte die Stirn, als sie feststellte, dass es tatsächlich Zeit war. Ihr Blick glitt über ihren Schreibtisch, und sie verzog das Gesicht. „Ich muss die Akten wieder wegstellen und eine Notiz für die Dame dalassen, die meinen Job tagsüber tut, damit sie weiß, welche Telefonate sie führen muss und.... ”
„Dann tu das”, unterbrach Greg sie. „Mich stört es nicht zu warten.”
Lissianna lächelte, dann sah sie Vater Joseph an.
„Danke, Vater”, murmelte sie und ging um den Schreibtisch herum zur Tür. „Danke, dass Sie ihn hergebracht haben.”
„Es ist also in Ordnung?”
„O ja. Er ist ein Freund von mir”, versicherte sie ihm.
„Oh.” Vater Joseph nickte. „Gut.” Er zögerte, dann zog er sich von der Tür zurück und ließ Greg eintreten. „Ich werde nur.... “ Der Priester wedelte vage mit der Hand, dann drehte er sich um und ging den Flur hinunter.
Lissianna sah ihm besorgt hinterher. Vater Joseph schlief immer noch nicht, und es fing an, sie zu beunruhigen. Die Ringe unter seinen Augen waren groß genug, um durch sie hindurchspringen zu können, und seine Gesichtsfarbe hatte inzwischen eine ungesunde graue Blässe angenommen. Sie seufzte, als er außer Sicht war, schloss die Tür, wandte sich Greg zu und schnappte überrascht nach Luft, als er sie plötzlich in seine Arme riss und wie wild küsste.
„Mhm”, murmelte er, als er den Kuss beendete. „Hallo.”
„Hallo”, flüsterte sie heiser. „Hast du schon lange; gewartet?”
„Fünfunddreißig Jahre, aber es war mir ein Vergnügen”, versicherte Greg ihr.
Lissianna lachte leise und gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. „Ich meinte heute Nacht.”
„Du meintest heute früh”, verbesserte er sie. „Obwohl es immer noch Nacht zu sein scheint, da die Sonne noch nicht aufgegangen ist.”
„Es ist ein bisschen verwirrend, Arbeitsstunden zu haben, die allen anderen entgegengesetzt sind”, gab sie zu.
„Ja, das ist wahr”, stimmte Greg zu. „Und um deine Frage zu beantworten, ich habe etwa eine halbe Stunde gewartet. Ich bin hier fünf Minuten zu früh eingetroffen. Tatsächlich war ich schon eine halbe Stunde vor der Zeit in der Stadt und habe an einem DonutLaden haltgemacht, damit ich mich in meinem Eifer, dich zu sehen, nicht vollkommen lächerlich mache.”
„Vollkommen lächerlich, wie?”, fragte Lissianna amüsiert und spielte mit den Knöpfen an seinem Hemd. „Es ist vielleicht gut, dass du am DonutLaden haltgemacht hast. Ich bezweifle, dass du so gut gelaunt gewesen wärest, wenn ich dich eine Stunde hätte warten lassen.”
Er zuckte nur die Schultern. „Du wusstest doch gar nicht, dass ich hier war.”
Lissianna nickte zerstreut, den Blick auf den Knopf gerichtet, mit dem sie spielte, bis Greg sie drückte und sagte: „Diese Miene kenne ich, es ist deine,Sorgen’Miene. Was ist denn los?”
„Ich frage mich nur.... ”
„Du machst dir Sorgen”, verbesserte Greg sie trocken.
„Ob du daran gedacht hast, was die Verwandlung für deine Praxis bedeutet”, fuhr sie fort und ignorierte die Unterbrechung.
„Oh”, sagte er ernst, „du meinst, du machst dir Gedanken, dass es meine Praxis betreffen wird und ich etwas dagegen haben werde und schließlich auch etwas gegen dich haben werde, weil du mich gewandelt hast?”
Lissianna musste über sich selbst lächeln, weil sie so einfach zu deuten war. „Du bist ziemlich clever, wie?”
„Clever genug, um die Richtige zu erkennen, wenn ich ihr begegne”, sagte Greg unbeschwert, dann drückte er ihr einen Kuss auf die Stirn und sagte: „Tatsächlich habe ich schon daran gedacht, und es gibt keinen Grund zur Sorge. Die meisten meiner Klienten haben eine Stelle und ziehen Termine am Abend vor, damit die Therapie ihre Arbeit nicht stört. Bis jetzt habe ich den größten Teil des Tages damit verbracht, an meinem Buch zu arbeiten und Klientennotizen zu ergänzen, und den späten Nachmittag und Abend mit Sitzungen mit Klienten.” Er zuckte die Achseln. „Jetzt werde ich nur von fünf Uhr an Klienten annehmen und an meinem Buch arbeiten, wenn du arbeitest, und dann schlafen wir am Tag.”
Lissianna runzelte die Stirn.
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