Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
Vom Netzwerk:
versprochen, sein Leben mit ihr zu teilen, und sie würde nehmen, was er zu geben hatte. Sie wusste eine ganze Menge mehr darüber, was geschehen würde, als er.
    Sie stand auf, wickelte sich eine schwere schwarze Missionarspelerine um die Schultern und verließ das Abteil, wobei sie die Tür sanft hinter sich schloss. Sie war nicht nervös. Sie bahnte sich ihren Weg den Gang entlang. Sie stieg die Metallstufen herunter, ergriff in dem wogenden Dampf die Hand des Schaffners und betrat schüchtern und anmutig den Perron, um Ralph Truitt kennen zu lernen.

3. KAPITEL
    â€¢ • •
    S ie trat in den Schnee hinaus, in einen wirbelnden, böigen Schneesturm, der sie blendete und zugleich auch verblüffte. Er verdunkelte und erleuchtete zugleich die Luft auf dem Bahnsteig und umgab sie mit einer Aura beweglichen Lichts. Fremde eilten hin und her, begrüßten sich, küssten sich, luden sich Kisten und Koffer auf die Schultern, schützten Babys vor dem Sturm. Die Flocken trieben am Boden entlang, bohrten sich in Schwindel erregenden Wirbeln um die hastenden Gestalten, flogen dann rasch aufwärts ins dunkle Nichts. Es schien kein Ende in Sicht.
    Sie hatte gedacht, sie würde ihn nicht erkennen, erst, wenn er als Letzter übrig blieb, aber natürlich tat sie es doch. Sein Gesicht war das ungeliebte, er stand ganz losgelöst im tosenden Meer der Menschen um ihn herum. Sie erkannte ihn sofort. Er sah so reich und so einsam aus.
    Ganz plötzlich hatte sie Angst. Es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass sie sich ja unterhalten müssten. Sie würden natürlich » Hallo « sagen, aber sehr viel weiter war sie nie gekommen. Jetzt schien es sich bis in die Unendlichkeit vor ihr auszudehnen, dieses endlose Gerede, aus dem in ihrer Vorstellung der Alltag von Eheleuten bestand, all diese Kleinigkeiten, was man bekam und wo man zupackte, was man nicht wollte und worauf man sich einließ, all diese Dinge, die Eheleute wohl taten.
    Denn sie würde ihn natürlich heiraten. Sie hatte das gesagt, und das würde sie auch tun. Aber was dann? Wie sollte sie die Tage ausfüllen, die endlose Folge von Mahlzeiten, von Pflichten im Haushalt, die endlosen Stunden in dieser strahlenden Blindheit, die jede Möglichkeit zu sprechen aus ihr herauszusaugen schien.
    Die Anfänge waren gewöhnlich so bezaubernd, und doch konnte sie angesichts all der kleinen Annehmlichkeiten, die das Dazwischen ausfüllten, nur schreckensstarr dastehen. Sie nahm an, dass er sie pflegen würde, wenn sie krank wurde. Sie würden darüber sprechen, was die Dinge kosteten. Er würde das Geld zusammenhalten, obwohl er teuer gekleidet aussah. Sie würde ihn um Geld bitten und er würde es ihr geben und dann würde sie die Dinge, die sie brauchten, einkaufen und ihm anschließend erzählen, was sie besorgt hatte. Sie würden das beim Abendessen besprechen, bei einem Essen, das sie für ihn zubereitet hatte. Sie würden über das Wetter sprechen und jede Veränderung bemerken oder gemeinsam an den langen Abenden, wenn der Wind draußen heulte, am Kamin oder am Ofen lesen. Sie vermutete, dass sie das tun und sagen würden, was Leute in ihrer Situation normalerweise taten oder sagten, aber jetzt merkte sie, dass sie gar nicht wusste, was das war.
    Im Eisenbahnwaggon, auf der langsamen Fahrt von Chicago bis hierher, waren die Dinge klar umrissen gewesen und alles hatte sehr deutlich vor ihr gestanden. Hier im Schnee, in diesem rauen Wetter, verwischte sich alles, die Konturen verloren sich und nur vage, undeutliche Schemen blieben übrig, und sie hatte Angst.
    Dennoch gab es keine andere Möglichkeit für sie, für sie beide, es gab keine andere Möglichkeit, als jetzt weiterzumachen, sich aneinanderzukauern und auf den Frühling zu warten. Sie würde tun, was sie zu tun hatte.
    Sie trat auf ihn zu, der seine Hände in die Taschen eines langen schwarzen Mantels gesteckt hatte, auf dessen schwarzem Pelzkragen der Schnee funkelte. Sie konnte kaum sein Gesicht erkennen, als er sich ahnungslos zu ihr umdrehte. Er wirkte … wie? Traurig? Nett? Er wirkte einsam.
    Sie kam sich lächerlich vor, mit ihren billigen schwarzen Wollsachen und ihrem billigen grauen Pappkoffer. Fang einfach an, dachte sie. Mach einfach einen Schritt vorwärts und sag »Hallo«. Der Rest wird sich schon irgendwie von selbst ergeben.
    Â»Mr. Truitt. Ich bin Catherine Land.«
    Â»Das

Weitere Kostenlose Bücher