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Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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wieder verschwunden. Sie sahen nur für eine Sekunde seine erschrockenen Augen, als sein Geweih die Pferde streifte. Plötzlich lag die Welt in einem weißen Chaos.
    Die Pferde machten erschrocken einen Satz zurück, stiegen in ihrer Spur auf, zerrten die Kutsche zur Seite und warfen sie beinahe um, richteten sie dann wieder auf, als sie vorwärtsstoben. Catherine hörte ein einzelnes, schrilles Wiehern, wie einen Schrei, und dann rasten sie davon, legten sich ins Zeug, von ihren Mähnen flog knisternd das Eis, und Ralph stand jetzt, stand auf seinem Sitz und zog mit aller Kraft an den Zügeln. Sie spürte die schreckliche Kälte, die grässliche Bedrohung durch diesen Vorfall, mit dem sie nicht gerechnet hatte.
    Die Pferde scherten aus und zogen sie von der Straße herunter, und die Räder brachen in den frischen Schnee ein, ein Geräusch wie eine Klinge, die durch einen Knochen fährt. Die Kutsche brach durch einen dünnen Zaun, und alles war Lärm und Chaos, und Ralph hatte ein Bein oben auf dem Kutschbock und schrie die Namen der Pferde, zerrte sie zurück und fluchte, und die Kälte schien noch durchdringender zu werden, und Catherine, die sich erschrocken und steif vor Angst festklammerte, spürte den krachenden Schlag, als die Kutsche auf eine Furche prallte, auf das gefrorene Bett eines herbstlichen Baches, und Ralph wurde in die Luft geschleudert und die Zügel flogen davon. Sie sah gerade noch, wie ihn der eiserne Beschlag des Kutschenrades am Kopf traf, als er unter die Kutsche geriet, und dann waren sie los, wild ruckend und schlingernd, und die Pferde waren auch wild, hatten die Straße verlassen und steuerten auf den schwarzen Fluss zu.
    Catherine griff blind zu. Die Zügel flogen im Wind hin und her, aber sie erwischte sie und nahm sie in die Hände. Die Kutsche schwankte auf dem abgeernteten Feld, aber sie behielt die Zügel in der Hand. Ihr alberner Umhang flatterte im Wind und erstickte sie fast, und sie riss ihn sich vom Hals, und er flog hinter ihr davon, ein jähes Gespenst im wirbelnden Schnee.
    Sie wusste immerhin, dass sie die Pferde laufen lassen musste. Sie wusste immerhin, dass sie ihren natürlichen Instinkten vertrauen konnte. Ihre Kräfte konnten der Angst, die sie von den schwarzen Rümpfen der Pferde pulsieren spürte, nichts entgegensetzen. Sie hielt einfach nur fest. Sie tat das Einzige, was sie tun konnte.
    Die Pferde rannten wie verrückt weiter. Sie galoppierten an einem schmalen Ufer entlang und glitten auf den zugefrorenen Fluss, wobei die Kutsche einen gefährlichen Bogen beschrieb, so dass die Pferde im Kreis liefen und wirre schwarze Spuren auf dem puderigen Eis hinterließen, und die Tiere waren jetzt richtig in Angst und Schrecken versetzt, weil sie plötzlich merkten, wie weit sie sich schon vom sicheren Boden entfernt hatten. Eines der Pferde glitt aus, verlor den Halt und stürzte aufs Eis, das krachte und aufblitzte, aber hielt. Catherine saß stumm vor Angst da, stellte sich ihren Tod im eiskalten Wasser vor, das Ertrinken, völlig verknäuelt mit den sterbenden Pferden.
    Der zugefrorene Fluss hielt. Das war nicht viel, aber es reichte. Während die Pferde darum rangen, wieder Halt zu finden, kletterte sie aufs Geschirr und schmiegte sich an ihre dampfenden Hälse. Als der schwarze Wallach wieder stand, war sie da und flüsterte ihm ins Ohr, und die Worte kamen von irgendwoher und wurden vom Wind verweht, aber sie genügten, als sie sie flüsterte, während sie ihm ihre Hand vorsichtig an den weichsten Teil seiner Kehle legte.
    Die Pferde beruhigten sich unter ihren Händen, und ihre Panik verflog. Sie hörten ihre Stimme, die durch den heulenden Wind kaum zu vernehmen war, und standen geduldig da, während sie sich vorsichtig ihren Weg durch das Geschirr bahnte, wobei sie die Hände nie von ihren Leibern löste, sie nie vergessen ließ, dass sie da war, die Übersicht behielt und versprach, sie sicher ans Ziel zu bringen.
    Vorsichtig griff sie wieder nach den Zügeln, und sie liefen, jetzt völlig erschöpft, im Schritt los, und in der heulenden Dunkelheit strengte sie ihre Augen an, um die Fahrspuren im Schnee auszumachen, damit sie erkennen konnte, welchen Weg sie genommen hatten, und langsam lenkte sie sie wieder zu der Stelle zurück, wo der Hirsch aus dem Nichts hervorgesprungen war und die Stille in Panik verwandelt hatte.
    Als sie wieder auf der

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