Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)
Künstlerin. Marissa Fordham hat ihr Seidenmalerei beigebracht, keine Ahnung, was das genau sein soll. Deswegen ist sie jedenfalls heute Morgen dort aufgetaucht.«
Vince grinste. »Mein Onkel Bob von der South Side trug immer eine Seidenkrawatte, auf die das Wrigley Field gemalt war. Falls solche Krawatten jetzt wieder in Mode kommen, kann ich euch welche besorgen. Ihr könnt gleich eure Bestellungen aufgeben, Freunde.«
Alle lachten.
»Wir bestellen eine für Trammell«, schlug Hamilton vor. »Mit einem Bild von Einstein drauf.«
»Zurück zur Sache«, sagte Mendez. »Sara meinte, dass Zahn Marissa Fordham gelegentlich besuchte. Sie fand ihn unheimlich, aber Miss Fordham schien sich in seiner Gegenwart kein bisschen unwohl zu fühlen.«
»Sie kannte ihn eben«, sagte Vince.
»Offenbar.«
»Ich würde ihn gerne mal in seiner vertrauten Umgebung erleben«, sagte Vince. »Aus reiner Neugier. Außerdem bin ich überzeugt, dass er mehr weiß, als er uns heute Morgen erzählt hat. Ich nehme den Junior mit«, sagte er zu Dixon und richtete den Daumen auf Mendez. »Er macht dem Mann nämlich Angst.«
»Ich habe gehört, dass die Frauen, mit denen sich Mendez verabredet, auch so reagieren«, sagte Trammell.
»Wenn er sie nicht immer zuerst über ihre Rechte aufklären müsste …«, sagte Hicks.
»Ach, und ich dachte, es liegt an den Handschellen«, witzelte Mendez.
Dixon räusperte sich. »Haben wir eine Liste mit Namen von Freunden, mit denen wir anfangen könnten?«
Mendez las die paar Namen vor, die er von Sara Morgan hatte.
»Kein Freund?«, fragte Vince.
»Keiner, von dem Mrs Morgan wusste.«
»Aber die beiden waren doch befreundet, oder?«
Mendez zuckte mit den Schultern. »Sie sagte, über solche Dinge hätten sie nicht geredet.«
»Ich kenne keine Frau, die nicht ständig von ihrem Lover redet«, sagte Trammell.
»Sofern der Betreffende nicht verheiratet ist«, wandte Vince ein.
»Eine außereheliche Affäre?« Dixon runzelte die Stirn. »Die Möglichkeit besteht natürlich immer – und sie liefert immer ein Motiv. Reden Sie mit den anderen Frauen, die Mendez genannt hat, vielleicht wissen die ja was. Es ist nicht leicht, in einer so kleinen Stadt ein Geheimnis zu bewahren – insbesondere wenn es um so etwas geht.« Er rückte seine Lesebrille zurecht und warf einen Blick auf seine Notizen, dann fuhr er fort: »Ich weiß, die meisten von Ihnen haben andere Fälle auf dem Schreibtisch liegen. Aber fürs Erste will ich, dass Sie alle an diesem Fall mitarbeiten. Ein grauenvoller Mord in Oak Knoll, und das praktisch am Jahrestag der Sekundenklebermorde, ist für die Presse ein gefundenes Fressen. Ich möchte den Fall gelöst haben, bevor die Journaille richtig Lunte riecht.«
»Wir haben ein Opfer mit vierzig Stichwunden, abgeschnittenen Brüsten und einem Messer, das aus ihrer Vagina ragt«, sagte Mendez. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Presse das nicht auswalzen wird.«
Dixon wandte sich an Vince. »Haben Sie schon einen Eindruck gewonnen?«
Vince zuckte mit den Schultern. »Augenscheinlich ist es ein sexuell motivierter Mord. Aber warum? Wut, klar. Aber Wut worüber? Hat Marissa Fordham ihm irgendetwas angetan? Nach Ansicht des Täters muss sie jedenfalls einen ziemlich großen Fehler begangen haben.
Das Abschneiden der Brüste kann auf Neid hinweisen. Brüste sind ein Symbol für die Schönheit der Frau, ihre Macht.«
»Nimm ihr die Brüste und du nimmst ihr ihre Macht«, sagte Mendez.
»Genau. Manchmal geht es beim Entfernen eines Körperteils auch darum, dass man Besitz ergreift von dem Opfer, indem man einen Teil von ihm behält.«
»Wie Ed Gein.«
»Wie Ed Gein.«
Der berüchtigte Schlachter von Plainfield in den Fünfzigern. Der Mann aus Wisconsin hatte Lampenschirme und Stuhlkissen aus der Haut seiner Opfer gemacht und Schüsseln aus ihren Schädeln, um nur einige seiner Gräueltaten zu nennen.
»Mit dem Unterschied, dass Ed seine weiblichen Opfer nicht nur für sich behalten wollte«, sagte Vince. »Er wollte sich in sie verwandeln. Er nähte sich einen ›Frauenanzug‹ aus ihrer Haut und Teilen ihrer Körper.«
»Mann, ist das widerlich«, sagte Hicks.
»Wenn Sie das schon widerlich finden, kann ich Ihnen ein paar Geschichten über Kannibalen erzählen und wie für die die Inbesitznahme eines Opfers aussieht.«
»Vielleicht lieber erst nach dem Mittagessen«, warf einer der anderen Detectives sarkastisch ein.
»Die Körperteile können auch bloße Trophäen
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