Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)
Assistent?«, erkundigte sich Mendez.
»Rudy Nasser«, sagte Buckman. »Hochintelligenter junger Mann. Er hat einen Abschluss in Physik und Mathematik von der USC . Die besten Universitäten des Landes hätten ihn mit Kusshand genommen, aber er wollte hierher, um mit Dr. Zahn zu arbeiten. Er gehört zu einer Handvoll Leuten weltweit, die den komplexen Gedankengängen von Zahn folgen können. Wahrscheinlich versteht ihn niemand besser als er. Sie sollten mit ihm reden.«
»Marissa Fordham ist tot?«
Mendez horchte auf. Er hatte nur gesagt, dass eine Nachbarin von Dr. Zahn ermordet worden war.
»Es muss Marissa sein«, erklärte Nasser. »Sonst hat Dr. Zahn keine Nachbarin, die er besucht.«
Rudy Nasser lehnte sich gegen seinen Schreibtisch. Der Vorlesungssaal war leer bis auf zwei Studentinnen, die etwas von der großen Tafel abschrieben. Für Vince sah es wie Chinesisch aus. Die Studentinnen – beide sehr hübsche junge Frauen – schienen mehr an ihrem Lehrer interessiert zu sein als an dem, was auf der Tafel stand.
»Kannten Sie sie?«, fragte Mendez.
Nasser holte tief Luft und versuchte, die Nachricht zu verdauen.
»Das ist furchtbar.«
Er war Mitte zwanzig und sah mit seinem schwarzen Ziegenbärtchen und seinen traurigen, dunklen Augen wie ein Beatnik aus, während er sich mit einem lässigen dunkelgrauen Anzug über einem schwarzen Hemd und den Slippers ohne Socken gleichzeitig den Anschein eines Drogenkönigs aus Miami Vice zu geben versuchte. Was seinem Mentor an gesellschaftlichem Schliff fehlte, schien er im Übermaß zu besitzen.
»Ja, ich kannte sie«, sagte er. »Dr. Zahn hat …« Er schüttelte den Kopf und ließ den Satz unbeendet.
»Was hat Dr. Zahn?«
Nasser zuckte mit den Schultern, als wollte er nicht zu viel verraten. »Er hat sie gemocht. War er es, der ihre Leiche gefunden hat?«
»Ja«, sagte Vince. »Er hat die Polizei gerufen.«
»Davon hat er mir gar nichts erzählt. Als er heute Morgen anrief, wusste ich, dass etwas passiert sein muss. Er war sehr aufgeregt. Aber er wollte mir nichts Genaueres sagen.«
Vince merkte, dass er sich bemühte, den Schaden zu begrenzen und seinen exzentrischen Chef aus einer Mordermittlung herauszuhalten.
»Wie gut kannten Sie sie?«, fragte Mendez.
»Gut genug, um gelegentlich ein paar Worte mit ihr zu wechseln. Ich habe ihr meine Nummer gegeben, damit sie mich anrufen konnte, falls sie mich brauchte.«
»Warum hätte sie Sie brauchen sollen?«
»Um Dr. Zahn abzuholen. Er kriegt nicht unbedingt mit, wenn er nicht willkommen ist. In seinen manischen Phasen verliert er jedes Zeitgefühl.«
»Passiert das oft?«, fragte Vince und versuchte, sich Zahn in einer manischen Phase vorzustellen. Heute Morgen war er ihm eher katatonisch vorgekommen.
»Nicht oft.«
»Wann das letzte Mal?«
»Vor ein paar Wochen.«
»Wie ist er in einer solchen Phase?«
»Glücklich«, sagte Nasser. »Euphorisch, um genau zu sein. In einem regelrechten Freudentaumel. Er wird lebhaft, redet wie ein Wasserfall über alles, was ihm gerade durch den Kopf geht. In diesem Zustand hat er einige seiner besten Aufsätze geschrieben.«
»Wie ist Miss Fordham damit umgegangen?«, fragte Mendez. »Hat ihr das Angst gemacht?«
Nasser schüttelte den Kopf. »Nein. Marissa hat ganz locker darauf reagiert. Sie sind schon seit einigen Jahren Nachbarn. Sie weiß, dass Dr. Zahn kein gewalttätiger Mensch ist. Er kann keiner Fliege etwas zuleide tun. Er mag es nicht, jemanden anzufassen, und genauso wenig, angefasst zu werden. Ich bin sicher, dass Marissa niemals in den Sinn kam, er könnte ihr etwas zuleide tun.«
»Hatten die beiden etwas miteinander?«
»Sie meinen, ob sie miteinander ins Bett gegangen sind?« Nasser lachte und zeigte dabei eine Reihe blitzender Zähne. »Nein, auf keinen Fall. Wie gesagt, Dr. Zahn fasst andere Leute nicht gerne an. Wenn Sie ihm die Hand schütteln, rennt er ins nächste Badezimmer und schrubbt sich wie ein Chirurg ab.«
»Hat er eine Zwangsstörung?«, fragte Vince, der keineswegs überrascht über diese Information war. Er dachte daran, wie Zahn seine Hände geknetet hatte, während sie ihn befragten.
»Hoch zehn.«
»Wie ist es mit Ihnen, Mr Nasser?«, fragte Mendez. »Miss Fordham war eine schöne Frau.«
»Ja, das stimmt. Aber ich fühle mich in erster Linie Dr. Zahn verpflichtet. Ich würde niemals etwas tun, das meine Stellung bei ihm gefährdet. Der Mann ist ein Genie. Er ist einer der klügsten Köpfe unserer Zeit.«
»Und Sie sind
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