Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)
hier sind, kann ich das leider nicht.«
»Wie geht es Miss Vickers?«, erkundigte sich Hicks auf dem Weg in Jane Thomas’ Büro nach der jungen Frau, die dem Sekundenklebermörder zum Opfer gefallen war und nur knapp überlebt hatte.
»Sie hat noch einen langen Weg vor sich, und er ist nicht gerade einfach. Ich weiß es nicht«, sagte sie und schüttelte den Kopf, während sie sich an ihren Schreibtisch setzte. »Inzwischen hat sie zwei Operationen hinter sich, bei denen man versucht hat, den Schaden am Innenohr zu beheben, leider ohne großen Erfolg. Sie kann zu uns sprechen, aber unsere Antworten müssen wir ihr mit dem Finger auf die Handfläche schreiben. Auch sehen wird sie nie wieder können. Sie hat schwere Depressionen, was kein Wunder ist. Sie kann nicht einmal gegen den Mann, der sie entführt und gequält hat, aussagen – falls er wegen dieser Verbrechen überhaupt jemals vor Gericht gestellt wird –, weil sie ihn nicht identifizieren kann. Sie hat uns gefragt, wer er ist. Entweder hat sie ihn nie gesehen, oder er hat sie unter Drogen gesetzt und sie kann sich nicht erinnern, oder sie ist zu traumatisiert, um sich zu erinnern.«
»Die Ermittlungen sind frustrierend«, sagte Mendez. »Wir haben nach wie vor keine Ahnung, wo er die Frauen gefangen gehalten hat. Wenn wir diesen Ort finden und Peter Crane damit in Verbindung bringen könnten, wäre die Sache gelaufen.«
»Für das, was er Anne Leone angetan hat, wird er für lange Zeit hinter Gittern verschwinden«, sagte Hicks. »Das ist wenigstens etwas. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er in den nächsten fünfundzwanzig Jahren wieder rauskommt. Vielleicht kriegt er sogar noch mehr.«
»Hoffentlich«, sagte Jane Thomas. »Aber ich nehme nicht an, dass Sie hergekommen sind, um über Peter Crane zu reden, oder?«
»Nein, Ma’am«, sagte Mendez.
»Cal war vorhin hier und hat mir das von Marissa erzählt. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist ein Albtraum.«
»Kannten Sie Miss Fordham gut?«, fragte Hicks.
»Ich habe Marissa kennengelernt, kurz nachdem sie hierhergezogen ist. Ihre Tochter war damals noch ein Baby. Sie hat dieses wunderbare Plakat für uns gemacht«, sagte sie und deutete auf einen sechzig mal neunzig Zentimeter großen gerahmten Druck, der an einer Wand ihres Büros hing.
Er zeigte das Logo des Thomas Center – eine stilisierte Frauenfigur mit triumphierend in die Höhe gereckten Armen – vor einem satten Hintergrund in Rot, Lila, Lavendelblau und Rosa.
»Mit dem Verkauf der Drucke haben wir viel Geld eingenommen«, sagte sie.
»Waren Sie befreundet?«, fragte Mendez.
»Wir mochten uns. Ich habe ein paar von Marissas Bildern zu Hause hängen. Sie hat einige schöne Landschaften geschaffen.«
»Wissen Sie etwas über ihr Privatleben?«, fragte Mendez.
»Eigentlich nicht. Sie hat von Zeit zu Zeit ehrenamtlich in unserem Kunsttherapieprogramm unterrichtet. Sie kam zu Wohltätigkeitsveranstaltungen. Ich habe sie auf Vernissagen getroffen.«
»Sie wissen nicht, wer der Vater ihrer Tochter ist?«
»Nein. Ich habe sie auch nie über ihn sprechen hören.«
»Haben Sie sie jemals mit einem Mann zusammen gesehen?«
»Hin und wieder bei irgendwelchen Einladungen. Ein paarmal mit Mark Foster oder mit Don Quinn.«
»Don Quinn von Quinn und Morgan ?«, fragte Mendez. Das war eine ortsansässige Anwaltskanzlei, die das Thomas Center häufig kostenlos beriet. Der Morgan von Quinn und Morgan war Sara Morgans Mann.
»Wer ist Mark Foster?«, fragte Hicks und machte sich Notizen.
»Mark Foster ist der Leiter des Fachbereichs Musik am McAster. Ich hatte allerdings nicht den Eindruck, dass es Marissa mit einem der beiden ernst war. Es sah eher freundschaftlich aus. Gast mit Begleitung. Sie war unterhaltsam. Lachte gern. Eine hingebungsvolle Mutter.
Aber Milo kann Ihnen da besser helfen als ich«, sagte Jane Thomas. Sie blätterte in ihrem Rolodex, suchte Milo Bordains Adresse heraus und schrieb sie auf einen Zettel, den sie Mendez über den Schreibtisch reichte. »Das ist ein furchtbarer Schlag für sie. Marissa war für sie die Tochter, die sie nie hatte.«
Mendez nahm den Zettel und legte ihn in sein Notizbuch, dann stand er auf. »Wir werden mit ihr sprechen. Danke, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben.«
Als sie sich zum Gehen wandten, fragte Jane Thomas: »Was ist mit Marissas Tochter – haben Sie etwas von ihr gehört? Geht es ihr gut?«
Sie hob die Hand, bevor Mendez zu einer Antwort ansetzen konnte. »Was rede
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