Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)
Foster seine Karte. »Danke für Ihre Zeit. Falls Ihnen noch irgendetwas einfällt, rufen Sie mich bitte an.«
Foster steckte die Karte ein. »Mache ich. Ich hoffe, Sie finden denjenigen, der es getan hat.«
Auf halbem Weg zur Tür drehte Mendez sich noch einmal um. »Mr Foster, war Miss Fordham in Begleitung, als Sie sie in diesem Restaurant gesehen haben?«
»Ja«, sagte er. »Sie hat mit ihrem Anwalt zu Abend gegessen.«
Steve Morgan.
»Na also, was habe ich gesagt!«, sagte Mendez triumphierend, als sie über den Parkplatz zu ihrem Auto gingen. »Ich wusste es!«
»Das kann ein ganz unschuldiges Abendessen mit einem Klienten gewesen sein«, sagte Hicks.
»Man verlässt doch nicht heimlich die Stadt und fährt zu einem Restaurant, das keiner kennt, um mit einem Klienten zu Abend zu essen.«
In diesem Punkt musste ihm Hicks recht geben.
»Dieser Mistkerl!«, sagte Mendez. »Den knöpfe ich mir vor. Und zwar auf der Stelle.«
»Es verstößt nicht gegen das Gesetz, mit jemandem zu Abend zu essen«, sagte Hicks. »Genauso wenig, wie seine Ehefrau zu betrügen.«
»Er hatte Verbindung zu einem Mordopfer.«
»Er ist Anwalt. Er wird nie etwas zugeben.«
»Er ist aber auch ziemlich eingebildet«, sagte Mendez.
»Was hältst du von Foster?«, fragte Hicks, als sie einstiegen.
»Alleinstehender Musiklehrer ohne geschwängerte Kolleginnen?«, sagte Mendez. »Für mich klingt das schwul.«
»Er hat ziemlich gelassen reagiert.«
»Wenn er gewohnt ist, dass die Leute ihn für schwul halten, ist es wahrscheinlich keine große Sache für ihn.«
»Es ist aber ein gewaltiger Unterschied, ob jemand behauptet, dass du schwul bist, oder ob er es beweisen kann«, sagte Hicks. »Wir haben ihn nicht gefragt, mit wem er in diesem kleinen Restaurant war.«
»Wie du selbst gerade gesagt hast: Es ist nicht ungesetzlich, mit jemandem zu Abend zu essen. Solange er nicht zwischen zwei Seminaren mit einem Studenten rumgemacht hat, spielt es keine Rolle, mit wem er dort war.«
»Ich verstehe«, sagte Hicks. »Es ist in Ordnung, wenn sich Foster mit seinem Liebhaber zum Abendessen trifft, aber wenn Marissa Fordham mit Steve Morgan zusammen gesehen wird, hat Morgan gleich ein Motiv für den Mord. So was nennt man Doppelmoral, mein Guter.«
»Mach dich nicht über meine Verbrechenstheorie lustig«, erwiderte Mendez. »Mal im Ernst, glaubst du wirklich, dass die Leitung des McAster schockiert wäre, wenn sich herausstellt, dass der Musiklehrer schwul ist? Genauso gut kannst du sagen, sie wären schockiert, wenn sich herausstellt, dass die Softballmannschaft zur Hälfte aus Lesben besteht. Meinst du, dass sie das auch nur die Bohne interessiert?«
»Er käme in Schwierigkeiten, wenn es Fotos gäbe«, erwiderte Hicks.
»So wie Steve Morgan«, konterte Mendez.
33
Auf der Fahrt zum Haus der Morgans ließ der Gedanke an das bevorstehende Zusammentreffen den Adrenalinpegel in Mendez’ Blut steigen. Dann folgte die Ernüchterung. Steve Morgans Trans Am stand nicht in der Einfahrt.
»Vielleicht ist er in der Garage«, sagte Hicks.
»Gestern Nacht stand er draußen.«
»Gestern Nacht? Was treibst du eigentlich? Liegst du hier heimlich auf der Lauer?«
»Ich bin rumgefahren und habe nachgedacht. Und da bin ich hier vorbeigekommen.«
»Du bist verrückt.«
»Ich bin gründlich. Verrückt wäre es nur dann, wenn es keinen Grund gäbe.«
Sie blieben am Straßenrand im Auto sitzen, während Mendez seine Gedanken ordnete.
»Lass uns reingehen«, sagte er schließlich. »Reden wir mit Mrs Morgan und fühlen ihr ein bisschen auf den Zahn.«
Es dauerte eine Weile, bevor Sara Morgan die Tür öffnete. Mit ihrer Latzhose, der schweren Lederschürze und den dicken Handschuhen sah sie aus wie ein Schweißer. Ihre Haare waren nachlässig hochgesteckt, und ein paar Locken hatten sich gelöst und hingen ihr ins Gesicht.
Sie sah aus, als hätte sie seit Tagen weder geschlafen noch gegessen.
»Detectives.« Sie zog die Handschuhe aus. Ihre Hände waren mit Schnitten und Kratzern übersät. Die Arbeit an der Skulptur, von der sie Mendez erzählt hatte, schien nicht ganz ungefährlich zu sein. »Was für eine Überraschung«, sagte sie, ohne im Entferntesten überrascht zu klingen.
»Mrs Morgan«, sagte Mendez. »Ist Ihr Mann zu Hause? Wir müssen mit ihm sprechen.«
»Worüber?«
»Das ist eine etwas heikle Angelegenheit, Ma’am«, sagte Hicks.
»Wollen Sie ihm etwa auch noch vorhalten, dass er mit Marissa geschlafen hat?«, fragte sie
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