Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)

Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)

Titel: Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
mit Kätzchen. »Ich habe auch Kätzchen«, sagte sie. »Zu Hause.«
    »Wirklich?«
    »Wann kann ich nach Hause?«
    »Du kommst mit zu mir und Vince nach Hause und bleibst eine Weile bei uns.«
    »Aber dann sucht mich bestimmt meine Mommy. Können meine Kätzchen auch mitkommen?«
    »Hm … Ich weiß nicht«, sagte Anne. »Wir müssen mal sehen.«
    »Wenn Mommy das sagt, meint sie nein.«
    Anne lächelte und strich mit der Hand über Haleys Lockenkopf.
    »Du, malst du ein Bild für mich?«, fragte sie und griff nach dem Zeichenblock. »Malst du ein Bild von deinem Zuhause und deinen Kätzchen für mich?«
    »Ja. Ich male gern.«
    Haley wählte einen braunen Stift aus und begann eine Katzenmutter und ihre Jungen zu malen. Dahinter malte sie ihr Haus. Weit weg davon an den Rand der Seite eine große schwarze Gestalt mit roten Augen.
    »Wer ist das?«, fragte Anne und wartete mit angehaltenem Atem auf die Antwort.
    Haley zuckte mit den Schultern und malte das Gras gelb.
    »Ist das ein Mensch?«, fragte Anne und tippte mit dem Finger auf die Figur.
    Haley nickte.
    »Und hat er auch einen Namen?«
    »Böses Ungeheuer«, sagte Haley und blickte dann zu Anne hoch. »Gibt es in deinem Haus Kinder?«
    »Nein. Spielst du oft mit anderen Kindern?«
    »Manchmal kommt Wendy zu mir. Sie ist elf. Das ist mehr als vier und mehr als sieben. Wenn ich sieben bin, kann ich Fahrrad fahren.«
    »Das ist schön.«
    »Große Kinder fahren Fahrrad.«
    »Fährt deine Freundin Wendy Fahrrad?«
    »Hm-hm. Ihre Mommy heißt Sara.«
    »Sara Morgan?«, fragte Anne.
    »Hm-hm.«
    »Ich kenne Wendy«, sagte Anne. »Hat das böse Ungeheuer einen Namen?«
    »Böses Ungeheuer«, wiederholte Haley ungeduldig. »Kann Wendy kommen und mit mir spielen?«
    »Vielleicht«, sagte Anne. »Wir werden sehen. Und das heißt nicht nein.« Sie grinste.
    Haley unterbrach das Malen, um mit dem knallroten, biegsamen Strohhalm, den Franny ihr mitgebracht hatte, etwas zu trinken. »Aua«, jammerte sie mit gerunzelter Stirn, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    Anne rieb ihr den Rücken. »Schon gut, Schätzchen.«
    »Nein! Nein!«, schrie Haley und griff sich an ihren Hals, als versuche sie, etwas wegzuziehen.
    Anne merkte, dass Haley panisch wurde. Sie wusste genau, wie sich das anfühlte – als käme eine Lawine auf einen zu, als rollte eine Riesenwelle heran.
    »Alles ist gut, Haley. Ich bin bei dir. Ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert«, sagte sie, als sich das kleine Mädchen schluchzend an sie drückte. »Alles ist gut. Alles ist gut, Schätzchen. Niemand tut dir was.«
    Anne sagte Haley nicht, sie solle nicht weinen. Sie tat das, was sie sich in einer solchen Situation für sich selbst erhoffte: Sie war ein Fels für das Mädchen, ein Anker, ein Schwamm, der die Tränen aufsog, bis keine mehr übrig waren.
    Ein paar Minuten später spürte sie, wie sich Haleys Körper entspannte. Sie war eingeschlafen.
    Das schlafende Mädchen im Arm, betrachtete Anne das Bild, das sie auf dem Nachttischchen abgelegt hatte, und musterte das böse Ungeheuer. War das böse Ungeheuer schwarz, oder hatte es schwarze Kleidung getragen? Oder stand die Farbe für Angst? Vielleicht war das böse Ungeheuer die Angst, die Haley verspürte, angewachsen zu einem eigenständigen Wesen, zu etwas, das sie von sich abspalten und wegschieben konnte.
    Antworten sind nur dann einfach, wenn man sie hat, dachte Anne. Bis dahin waren sie lediglich Puzzleteilchen.

35
    Dennis war sauer. Miss Navarre hatte sich den ganzen Tag nicht blicken lassen. Er hatte auf sie gewartet, nach ihr Ausschau gehalten, die blöden Schwestern gefragt, wo sie war und wann sie kommen würde. Aber sie war einfach nicht aufgetaucht und hatte auch nicht angerufen oder so.
    Er hatte sogar diese blöde Hausaufgabe gemacht und alles andere. Was fiel ihr ein, einfach nicht zu kommen?
    Vielleicht war sie tot. Vielleicht hatte sie einen Unfall gehabt, und ein Sattelschlepper war in ihr blödes Auto gekracht und hatte sie geköpft. Das wäre lustig. Er stellte sich vor, wie ihr abgeschnittener Kopf auf dem Pflaster lag und ihm immer noch die Ohren volllaberte.
    Er musste lachen.
    Sie hätte ihn bestimmt gefragt, warum er das lustig fand.
    Er stellte sich vor, wie er Anlauf nahm und gegen ihren Kopf trat, als wäre er ein Fußball, und wie ihr Kopf durch die Luft flog. Dann würde er ihr endlich nicht mehr zuhören müssen.
    Er lachte noch lauter, hielt sich dabei aber das Kissen vors Gesicht, damit ihn niemand

Weitere Kostenlose Bücher