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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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verstarb etwa drei Jahre nach unserer Ankunft dort.“
    „Warum seid Ihr damals nicht zu Eurem Vater zurückgekehrt?“ Heinrich lief jetzt auf dem Podest vor den beiden Thronsesseln hin und her, sein forscher Blick stets fest auf Madelyne gerichtet.
    Gavin sah, wie sie da – leicht, ganz leicht – einatmete und dann wieder langsam ausatmete, bevor sie antwortete. „Eure Majestät, meine Mutter und ich haben Tricourten verlassen, weil der Zorn meines Vaters sowie seine harte Hand ihr zusetzten. Ich wagte es nicht zurückzukehren ... und um die Wahrheit zu sagen, ich hatte auch nicht die Mittel dafür, noch wusste ich, wo Tricourten sich befand. Ich zählte nur zehn Sommer, Eure Hoheit, als meine Mutter und ich fortgingen.“
    Heinrich schürzte die Lippen, rieb sich die Unterlippe zwischen rechtem Daumen und Zeigefinger. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Mann seine Frau schlägt, damit sie den Gehorsam lerne ... und wir finden es des Weiteren recht kühn, dass Eure Mutter in der Lage war, eine erfolgreiche Flucht zu planen. Und im Sinne des Gesetzes, Lady Madelyne, da sollte man Euch wieder der Obhut Eures Vaters überantworten.“
    Gavin sah, wie sie erbleichte und wie ihre Mundwinkel sich zusammenpressten. In dem Moment verspürte er etwas wie Mitleid mit ihr: Sie empfand offenkundig große Furcht vor Fantin de Belgrume.
    „Eure Majestät, ich bitte darum, dass Ihr so etwas noch einmal überdenken würdet.“ Madelynes Stimme, obwohl ruhig, war etwas außer Atem vor Angst. „Ich habe die letzten zehn Jahre in einem Kloster verbracht, wo sich die frommen Schwestern um mich kümmerten, und ich habe mich für das Leben einer Braut Gottes entschieden. Ich wäre in der Tat auch nie von dort fortgegangen, hättet Ihr nicht nach mir verlangt.“
    Der König hob eine Augenbraue, mit einem schelmischen Blick zu Gavin. Nachdem er sich wieder Madelyne zugewandt hatte, fragte der König, „Ihr seid eine Nonne? Ihr habt das endgültige Gelübde abgelegt?“
    Die lange, weiße Säule ihres Halses verkrampfte sich angstvoll. „Nein, Eure Majestät, ich habe mir den Kopf noch nicht kahl geschoren und mein letztes Gelübde noch nicht abgelegt, aber ich beabsichtige–“
    „Ihr habt das Gelübde noch nicht abgelegt? Nun, dann seid Ihr auch keine Nonne.“ Heinrich wischte ihren Protest mit der großen Hand samt den vielen Ringen daran hinfort.
    „Eure Majestät“, setzte Madelyne an, „ich beabsichtige–“
    „Was Ihr beabsichtigt, ist in zehn Jahren nicht geschehen, Mylady.“ Sein Blick war ebenso durchdringend wie seine Worte spitz und Gavin tat sie da etwas Leid. „Ihr hattet reichlich Gelegenheit jenes Gelübde abzulegen und da Ihr es dann doch nicht in die Tat umgesetzt habt, werden wir diese Entscheidung für Euch treffen.“
    Ihre Augen wurden groß und ihr Gesicht noch bleicher. „Ihr würdet mich wieder der Vormundschaft meines Vaters überantworten?“ Ihre Hände vor ihrem Bauch klammerten sich nun verzweifelt aneinander, die Knöchel ganz grau zwischen den verknoteten Fingern.
    „Nein.“ Heinrich trat von dem Podest runter und quer durch das Zimmer zu einem kleinen Tisch, wo er sich Wein in einen Kelch einschenkte. „Gavin, nehmt Euch etwas und auch für Lady Madelyne“, befahl er, als er wieder zum Podest zurückschritt.
    „Nein, Lady Madelyne, wir werden Euch nicht wieder der Obhut Eures Vaters übergeben. Denn es ist unsere Absicht Eure Vormundschaft bei uns zu belassen, bis ein richtiger Beschützer – ein Ehemann – für Euch gefunden wird. In der Zwischenzeit wird das Euren Vater davon abhalten, die Ländereien unserer anderen Barone dem Erdboden gleich zu machen und Krieg zwischen ihnen zu provozieren – so lange, wie Ihr Gast an unserem Hofe seid.“
    „Aber Eure Majestät“, wandte Madelyne verzweifelt ein und beachtete den Weinkelch gar nicht, den Gavin ihr darbot, „habt doch bitte Mitleid – ich habe Gott einen Schwur geleistet, dass ich ihm mein Leben weihen will!“
    Gavin sah, wie in ihren Augen die Tränen glitzerten und wie Beklommenheit ihr das Gesicht anspannte, und fast hätte er da die Hand ausgestreckt, um sie zu berühren. Wie schrecklich es sein musste, das eigene Schicksal entrissen zu bekommen, dachte er. Und auf einmal ging ihm auf, wie Recht sie gehabt hatte, als sie ihm von der außergewöhnlichen Freiheit erzählte, welche Frauen in der Abgeschiedenheit von Klöstern genossen.
    Zu wissen, dass er dazu beigetragen hatte – nein, dass er dafür

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