Einfach gut - 99 Dinge, die nichts kosten und uns bereichern
Ermüdungserscheinungen zu besiegen, sondern auch um ein meditatives Ritual zu begehen.
Wäre das nicht etwas für einen tristen Wochenendtag? Mit Freunden Tee trinken und dabei zur Abwechslung gleichzeitig ein meditatives, die Gelassenheit förderndes Ritual durchführen?
Eine kleine Teezeremonie
Im Laufe der Geschichte wurden Teezeremonien mit unterschiedlichen Regeln vor allem in China, Korea und Japan entwickelt.
Die bekannteste, das japanische cha no yu , ist hochkompliziert. Sie wird in besonders dafür errichteten Teehäusern abgehalten, und jeder Teilnehmer - je nachdem, ob er Haupt- oder Nebengast oder gar der Teemeister ist - hat genauen Regeln zu folgen. Beispielsweise ist festgelegt, wie
das Weiterreichen der gefüllten Teeschale unter den Gästen zu erfolgen hat. All das führt hier zu weit. Vor allem dürfte es nicht ganz kostenlos sein, ein Teehaus mit entsprechendem Garten zu errichten.
Wollen wir uns also lieber auf das Wesentliche einer Teezeremonie konzentrieren. Und das ist nicht etwa der Tee, sondern das konzentrierte, achtsame Tun. Machen Sie Ihre Teezeremonie zu etwas Besonderem. Am wichtigsten:
Lassen Sie möglichst wenig Ablenkung zu. Schalten Sie, wenn’s geht, die Türklingel aus und deaktivieren Sie das Telefon. Natürlich sollten auch Ihre Gäste ihr Handy ausmachen.
Tragen Sie bequeme Kleidung.
Richten Sie einen Platz in Ihrer Wohnung dafür her. Dazu müssen Sie nichts dekorieren, sondern eher »entdekorieren«. Je einfacher, desto besser. Ein Tisch, Stühle, eine Kerze. Das reicht.
Machen Sie unbedingt vorher klar, dass es kein Kaffeekränzchen wird. Zur Teezeremonie gehört auch, dass man sich zuvor darauf einstellt. Ein Freund, der kommt, um mit Ihnen Videos anzusehen, ist nicht unbedingt disponiert, schweigend Tee mit Ihnen zu trinken.
Die Vorbereitung: Der Tee (nicht im Teebeutel, sondern lose), die Gefäße, die Kerze, das heiße Wasser - das alles sollte bereitstehen, bevor Sie beginnen.
Die Teezubereitung
Sie betreten das Zimmer, in dem Sie Ihre Teezeremonie abhalten wollen. Verneigen Sie sich vor dem Teetisch, bevor Sie sich setzen. Nachdem Sie sitzen, verneigen Sie sich vor Ihren Gästen.
Sie als der Teemeister reinigen zuerst einmal die Teeschalen und die Teekanne (auch wenn diese gerade aus dem Geschirrspüler kommen!). Sie gießen heißes Wasser in jede Tasse, schwenken sie und gießen das Wasser in die Auffangschale. Ebenso verfahren Sie dann mit den Teekannen.
Geben Sie jetzt die Teeblätter in das Aufgusskännchen und übergießen Sie sie mit ein wenig heißem, aber nicht mehr kochendem Wasser. Dieser erste Aufguss öffnet die Blätter und wird nicht getrunken. Er mildert die Bitterkeit der späteren Aufgüsse und wird sofort in die Auffangschale abgegossen.
Nun füllen Sie das Aufgusskännchen ein zweites Mal mit Wasser. Lassen Sie den Tee etwa zwanzig Sekunden lang ziehen. Dann gießen Sie den Tee in das Teekännchen und füllen daraus die Tassen.
Die Aufgüsse werden mit demselben Tee mehrfach wiederholt. Wenn es sich um sehr guten Tee handelt, können Sie bis zu zehnmal aufgießen.
Bei jedem Aufguss muss der Tee zehn Sekunden länger ziehen als beim vorherigen Aufguss. Jeder Aufguss schmeckt anders.
Genießen Sie den Tee langsam. Riechen Sie das würzige Aroma des grünen Tees, bevor Sie ihn an die Lippen setzen. Beobachten Sie, welche Gefühle der Duft des Tees in Ihnen auslöst.
Lassen Sie sich ebenso Zeit, um den Tee wirklich zu schmecken. Lassen Sie jeden Schluck eine Zeitlang im Mund und versuchen Sie, auch feine Geschmacksnuancen wahrzunehmen. Schmeckt der Tee bitter? Oder schmeckt er eher würzig, herb, blumig oder sanft? Hat er vielleicht einen süßlichen Nachgeschmack? Und spüren Sie auch, wie sich die Tasse in Ihren Händen anfühlt?
Indem Sie Ihre Sinne bewusst mit in das Teetrinken einbeziehen, werden Sie sehr schnell in einen Zustand versetzt werden, der Sinn der Teezeremonie ist: Sie werden sich rundum wohl und ganz wach fühlen. Und Sie werden spüren, wie die Probleme des Alltags allmählich immer mehr an Gewicht verlieren. Die Gemeinschaft mit Ihren Freunden bedarf für die Dauer der Teezeremonie keiner Worte.
Aber bedenken Sie auch, dass Sie Ihrer Fantasie freien Lauf lassen sollten: Sie gestalten Ihre Teezeremonie selbst.
Vielleicht wollen Sie Ihre Teezeremonie ja gern mit jemandem durchführen, kennen aber keine anderen Verrückten? Dann machen Sie es eben allein - wie der Mönch und Poet Lu T’ung vor mehr als tausend
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