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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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mal, Matt, hast du was zu essen in deinem Rucksack?“
    „Ein bißchen. Hast du Hunger?“
    „Ja. Nein. – Egal, das kann warten. Ich hätte dich beinahe umgebracht – ist das vielleicht der Augenblick, von Essen zu reden? Wir müssen uns das überlegen … du mußt … sieh mal, wußtest du, daß ich die Washington-Brücke von meinem Fenster aus sehen kann?“
    Matt neigte den Kopf und runzelte die Stirn.
    „Ich meine, ich habe den Leuten zugesehen, wie sie über die Brücke die Stadt verlassen haben. Das ging tagelang so, nachdem die Seuche zu Ende ging. Sie sind über die alten Straßensperren geklettert, die von der Isolierbrigade, und überall die Autos und Leichen. Ich habe die Zeit gestoppt. So um zwanzig bis dreißig in der Stunde. Sie sind aber nicht in Gruppen gegangen. Zwanzig oder dreißig Leute in der Stunde haben in Manhattan den Entschluß gefaßt, aufs Land abzuhauen.
    Sie hatten Hunger, Matt. Viele habe ich auch zurückkommen sehen – manche sind gekrochen. Die hatten sicher Schrotschüsse abgekriegt. Irgendwas da drüben schickt sie zurück. Weißt du, was das sein muß? Das können nur die Überlebenden auf der Jersey-Seite sein. Die haben auch kein Essen übrig. Und das heißt, daß die überlebenden Bauern auf sie schießen, wenn sie sich Essen holen wollen.“
    „Larry …“
    „Hör mal zu – seit sieben Wochen sind keine Lebensmittellieferungen nach Manhattan reingekommen!“
    „Lagerhäuser“, sagte Matt wie ein Mann, der im tiefsten Alptraum eine wichtige Nachricht zu überbringen hat. Er beobachtete das Messer, das zwischen Larrys Fingern hin und her schwang.
    „Da sind Leute drin, die sich während der Seuche verschanzt haben. Um die Zeit bin ich gerade wieder rausgekommen. Die Treppen konnte ich noch nicht wieder herunter, aber da gab es noch ein bißchen was im Radio, auf der Polizeifunk-Frequenz – und die Lagerhäuser waren voll von ihnen. Tote, Sterbende, Lebendige. Die lassen niemanden rein. Überleg doch mal. Manhattan ist voll von Waffen und Munition. Du kannst sie dir überall holen, brauchst sie nur Toten abzunehmen. Jetzt ist natürlich alles weg, die Leute haben sie sich geholt! Jeder, der was zu essen hat, ist bewaffnet. Muß er sein. Wenn nicht, dann hat ihn in der Zwischenzeit ein Bewaffneter umgebracht.“
    „Da muß doch noch Nahrung vorhanden sein. Auf der Insel hier haben zwei Millionen Leute gewohnt! An jeder Ecke hat es einen Lebensmittelladen gegeben. Die müssen doch so was wie direkten Nachschub gehabt haben. Das kannst du mir einfach nicht erzählen, daß nicht genügend Lebensmittel vorhanden sind, um die Leute wenigstens eine Zeitlang zu ernähren. Wie viele sind denn noch übrig?“
    Larry schüttelte den Kopf. „Vielleicht zweihunderttausend. Wenn der nationale Durchschnittswert in der Stadt ebenfalls gilt. Glaube ich aber nicht. Ich glaube, in Wirklichkeit sind hier vielleicht noch hundertfünfzigtausend.“ Larry schüttelte erschöpft seinen Kopf und ging in unbeholfenem steifem Gang von der Tür weg. Er sank in einen der Sessel und ließ das Messer auf den abgetretenen Teppich neben sich fallen.
    „Sieh doch mal, dir geht es gut.“ Er deutete auf Matts Gewehr. „Du bist doch hier auf die Füße gefallen. Aber was ist mit mir? Denk mal darüber nach. Sicher muß es hier noch irgendwo Nahrung geben. Aber wo? Die Leute, die es wissen, behalten ihr Wissen für sich. Die Stellen, an die man zuerst denkt, werden längst geplündert sein. Und wenn du etwas gefunden hast, mußt du es noch nach Hause schaffen. Und wenn du es nach Hause geschafft hast – wie lange dauert es dann, bis du wieder los mußt. Es gibt ja noch nicht einmal Wasser, wenn du es dir nicht holst!“
    „Na gut, dann holt man es sich eben.“ Matt tippte an seine Feldflasche. Er hatte sie aus einem Eiswasserbehälter in einem verlassenen Büro am Morgen gefüllt und das Wasser mit einer Halazontablette aus seinem Rucksack keimfrei gemacht. „Man muß sich seine Nahrung suchen, weil es keine Botenjungen mehr gibt. Na und? Man hat doch jeden Tag genug Zeit. Weißt du, wie man das nennt, was du zur Schau stellst? Das heißt Panik.“
    „Dann ist es eben Panik. Wenn ein gefangenes Tier das Bein, mit dem es in der Falle hängt, abbeißt, dann ist das auch Panik. Willst du mir jetzt erzählen, das sei nicht nötig gewesen?“
    „Larry, wir sind keine Tiere!“
    Larry Ruark lachte.
    Matt sah ihn genau an. Langsam beruhigte er sich, obwohl es in seinem Ohr noch immer rauschte, als

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