Einige werden überleben
verschob und zu dem Glauben daran, daß die Zivilisation sich wieder aufrichtete. Aber der Dreck und die Bitterkeit standen davor, und er und Harvey Drumm marschierten mit, hinter Ted Berendtsen her.
Sie standen tief in Connecticut und waren auf dem Rückmarsch, auf dem nur noch ein paar Widerstandsnester auszuräumen waren, die sie auf dem Hinweg ausgelassen hatten, als Jack Holland, der jetzt Jims Kompaniechef war, zu ihm kam.
Jack war der gleiche selbstsichere, beherrschte Kämpfer geblieben, der er immer gewesen war. Das Wetter hatte sein Gesicht, wie auch das von Jim, gebräunt und gegerbt, und er trug einen alten Armeehelm, aber sonst war er unverändert. Er hatte sein Gewehr noch immer im gleichen Winkel geschultert, und auch sein sicheres Auge war ihm geblieben. Heute aber war sein Gesichtsausdruck zu einer seltsamen Maske erstarrt. Jim sah ihn scharf an.
„Ted will dich sprechen, Jim“, sagte er mit ausdrucksloser Stimme. „Bist du frei?“
„Klar.“ Jim winkte mit der Hand zu Drumm hinüber. Der Obergefreite nickte.
„Ich passe schon auf, daß sie sich nicht in die Hosen machen“, sagte er und beschwor damit einen Chor höhnischer Bemerkungen von den Männern herauf.
„Also los“, sagte Jim und ging mit Holland zurück, der schwieg und ihm keinen Anhaltspunkt über den Grund seines Kommens gab. Sie kamen zu Berendtsen, der ihnen ohne die übliche Gruppe von Offizieren, die auf Befehle warteten, allein entgegenblickte. Wieder runzelte Jim die Stirn, als er sah, daß auch Berendtsens Maske starrer war als sonst. Darin lag etwas Beängstigendes.
„Tag, Jim“, sagte Berendtsen und streckte seine Hand aus.
„Wie geht’s, Ted?“ sagte Jim. Der Händedruck war so fest und freundlich wie immer, und Jim fragte sich, ob es seine eigene Einstellung gewesen war, die ihn hatte denken lassen, daß sie weiter auseinandergerückt waren als in der Vergangenheit.
Ein grimmiges Lächeln umspielte kurz Berendtsens Lippen, aber danach war sein Gesicht trauriger, als Jim es je gesehen hatte.
„Bob hat gerade über Funk mit mir gesprochen“, sagte er sanft. „Matt ist gestern gestorben.“
Eine plötzliche Kälte spannte die Haut über Jims Backenknochen. Er bemerkte zwar, daß Jack ihm die Hand auf die Schulter gelegt hatte, aber in den ersten paar Sekunden spürte er eigentlich überhaupt nichts. Für den Rest seines Lebens konnte er es sich nicht in sein Gedächtnis zurückrufen, wie dieser Augenblick wirklich gewesen war.
Schließlich sagte er: „Wie ist es passiert?“, weil es das einzige war, was ihm einfiel und sich einigermaßen normal anhörte, ohne in ihm eine Lawine von Gefühlen auszulösen, die er nicht mehr hätte kontrollieren können.
„Er ist im Bett gestorben“, sagte Berendtsen mit noch sanfterer Stimme. „Bob konnte nicht sagen, was wirklich verantwortlich war. Es gibt so viele Sachen, die man bekommen kann und mit denen man leicht fertig werden würde, wenn man Ärzte mit einer richtigen Ausbildung hätte. Aber alles, was wir haben, sind ein paar schlaue junge Männer, die einige medizinische Lehrbücher gelesen haben und zu stolz sind, um zuzugeben, daß sie Klempner sind.“
Die Tatsache, daß Ted so voller Bitterkeit war, zeigte, wieviel er von Matt gehalten hatte.
Auf dem ganzen Weg den Hudson entlang war Harvey Drumm der wichtigste Fixpunkt in Jim Garvins Bewußtsein. Harvey Drumm und das, was er gesagt und getan hatte.
Sie hatten ihr Lager vor Albany aufgeschlagen. Jim und Harvey hatten mit dem Rücken an einem Baum gelehnt gesessen und ruhig geraucht.
„Also“, sagte Drumm schließlich, „ich schätze, morgen früh siehst du mich nicht mehr. Der junge Sawtell in der dritten Gruppe wird einen guten Obergefreiten abgeben. Du kannst ihn an Millers Stelle einsetzen und Miller meinen Posten geben. Was hältst du davon?“
„Für Miller und Sawtell hört sich das gut an“, antwortete Jim. „Ob es auch mir gefällt, bin ich mir nicht so sicher. Willst du abhauen?“
Drumm zog an seiner Pfeife. „Ja und nein. Man könnte vielleicht sagen, daß ich Missionarsarbeit machen will.“
Das ergab nicht viel Sinn. „Du spinnst“, sagte Jim mechanisch.
Drumm lachte leise. „Nein. Das einzige, was daran versponnen ist, das ist meine Neugier. Die Schwierigkeiten, die ich damit habe … sie wird ständig befriedigt, und dann muß ich mir wieder etwas Neues suchen. Das und mein Mundwerk. Ich muß mit meinem Mundwerk die Neugier von anderen Leuten befriedigen, ob
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