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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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sie das wollen oder nicht. Diese beiden muß ich über den nächsten Berg tragen, es ist höchste Zeit. Vielleicht über das nächste Gebirge.“
    „Hör mal zu, ich bin dein Vorgesetzter und könnte dich erschießen lassen.“
    „Erschieß mich doch.“
    „Ach, verdammt noch mal! Warum willst du jetzt abhauen? Ted führt die Armee zu einer Reihe von neuen Städten. Willst du denn nicht dabei sein, wenn du so neugierig bist?“
    „Wie Teds Geschichte von nun an weitergeht, das weiß ich jetzt schon. Ich glaube, er weiß es wohl auch.“ Aus Drumms Stimme war nun jeder Anflug von Humor verschwunden. „Ich glaube, er hat die gleichen Bücher wie ich gelesen, als er einmal wußte, was er zu tun hatte. Nicht, daß wir beide genauso vorgehen, aber die Quellen sind die gleichen.
    Sieh mal, aus Büchern kannst du eine Menge lernen. Da erfährst du einfache, praktische Dinge. Dinge wie, zum Beispiel, welche Beziehung ein Schlüssel zu einer Schraubenmutter hat, sie sagen allerdings nichts darüber, wie du den Schlüssel am besten in der Hand hältst, damit du am besten damit arbeiten kannst. Wenn du ein bißchen Ahnung hast, kriegst du das aber selbst heraus. Mit erheblich komplizierteren Sachen ist es genauso.
    Weißt du, kurz vor der Seuche war es fast sicher, daß die Vereinigten Staaten mit einem Land namens Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken Krieg führen würden. Zuerst hat man angenommen, daß als Waffen hauptsächlich Bomben eingesetzt werden würden. Nach einiger Zeit hat sich aber die Meinung durchgesetzt, daß es viel besser sei, bakteriologische Waffen einzusetzen, statt die ganzen nützlichen Maschinen zu zerstören und das Land auf Jahre hinaus, ja sogar Jahrhunderte hinaus zu vergiften. Krankheiten. Kurzzeitig wirkende Pflanzengifte. Lähmende Chemikalien. Bis heute weiß niemand sicher, ob die Seuche, die über uns hereingebrochen ist, nicht irgendein Stoff war, den man entwickelt hat und gegen den alle bekannten Antibiotika und andere Abwehrstoffe wirkungslos bleiben – und der durch einen Unfall aus einem Arsenal freigesetzt wurde. Natürlich hat das jeder abgestritten, aber das soll uns nicht weiter interessieren.
    Aber jetzt stell dir mal vor, jemand hätte ein Buch geschrieben und darin erzählt, wie es für die Leute werden würde, wirklich werden würde, die so etwas überleben. Und dann stell dir mal vor, Tausende von Exemplaren von diesem Buch hätten in Tausenden von Läden offen herumgelegen, und die Leute nach der Seuche hätten sie sich holen können.
    Denk mal, was sie für Fehler hätten vermeiden können.
    Dazu sind Bücher da. Bücher – und großmäulige, neugierige Leute wie ich. Wir nehmen in unserem Kopf einen Haufen Zeug auf, während andere Leute damit beschäftigt sind, praktische Sachen in Angriff zu nehmen. Wenn die dann unseren Kram benötigen, dann kommen wir dran und geben ihn ihnen.
    Ich muß also weg. Draußen in der großen Welt muß es Leute geben, die jemanden brauchen, der ihnen erzählt, was es mit einer Schraubenmutter auf sich hat und was man mit einem Schraubenschlüssel anfangen kann.“
    „Die erschießen dich doch höchstwahrscheinlich, sobald du irgendwo auftauchst.“
    „Dann erschießen sie mich eben. Dann werden sie es nie herauskriegen. Ihr Pech.“
    Jim Garvin seufzte. „Na gut, Harv, du sollst deinen Willen haben.“
    „Den setze ich meistens durch.“
    „Wo willst du hin?“
    „Nach Süden, denke ich. Kalten Regen habe ich schon immer gehaßt. Nach Süden und über die Berge. Ich glaube nicht, daß Berendtsen Zeit hat, nach New Orleans zu kommen. Eigentlich eine Schande. Ich habe gehört, daß das eine schöne Stadt ist.“
    „Na ja, wenn du gehen mußt, dann mußt du eben gehen“, sagte Jim. Er überging, was Harv über Berendtsen gesagt hatte. Das würde er selbst erleben. „Ich wünschte, du würdest es dir anders überlegen. Für einen Maulhelden gibst du einen recht guten Obergefreiten ab.“
    „Tut mir leid, Jim. Ich will lieber die Welt erobern.“
    Sie hatten sich in der Dunkelheit die Hände gegeben, und das letzte, was Jim Garvin jemals von Harvey Drumm, diesem langbeinigen Mann sah, war, wie er fortging und ein altes Lied pfiff, das er manchmal am Lagerfeuer gesungen hatte. Es war ein altes Marschlied aus der australischen Armee, wie er sagte, und hieß „Waltzing Mathilda“. Einige der Textpassagen ergaben allerdings nicht viel Sinn.
     
    „Na, was willst du jetzt machen?“ fragte Bob Garvin. Sein Mund war auf der einen

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