Einladung in den Palast des Scheichs
oder wurde es auf einmal wärmer in der Küche? „In … in … in meiner Freizeit lese ich viel“, stammelte sie. In meiner Freizeit lese ich viel? Lieber Himmel, was für eine dämliche Antwort! Ein Blinder konnte sehen, wie kultiviert und gebildet Dan war. Vermutlich konnte er aus dem Stegreif eine Rede über sämtliche Kunstepochen und ihre Hauptvertreter halten oder alle Vivaldi-Opern aufzählen. Davon abgesehen, dass er sein Privatleben vermutlich noch mit weitaus aufregenderen Dingen füllte. Daneben wirkte sie langweilig und ungesellig.
Doch überraschenderweise erwiderte er: „Ich lese auch sehr gern. Haben Sie einen Lieblingsautor?“
Irgendwie hatte Emily das ungute Gefühl, dass er sie nur noch langweiliger finden würde, wenn sie jetzt mit der Wahrheit herausrückte und einige berühmte Chefköche aufzählte. Wahrscheinlich hielt er sie eh schon für einen Workaholic.
„Ach, ich will mich da gar nicht so festlegen“, sagte sie leichthin. „Wenn ein Buch den Anschein erweckt, dass es mich interessieren könnte, dann lese ich es. Egal wer es geschrieben hat.“
„Sehr experimentierfreudig.“
„Ja. Und Sie? Wer ist denn Ihr Lieblingsschriftsteller?“ Vermutlich las er am liebsten Klassiker. Oder Philosophie.
„Stephen King, ehrlich gesagt.“
„Stephen King?“ Vor Überraschung wäre ihr fast die Kaffeetasse aus der Hand gerutscht.
„Erstaunt Sie das etwa?“
Diese unübersehbare Tatsache schien ihn sehr zu amüsieren. Emily zog die Nase kraus. „Na ja, ich könnte jedenfalls nach dieser Lektüre die ganze Nacht kein Auge zukriegen.“
„Ich schlafe wie ein Baby“, stellte er grinsend fest.
Jedes Mal, wenn er lächelte, musste sie sich ernsthaft zusammennehmen, um nicht dahinzuschmelzen wie ein Eis unter der Wüstensonne. Ihre Assistentin hatte wirklich recht gehabt, Dan hatte sehr sinnliche Lippen. Und bei seinen Worten stellte sie sich sofort vor, wie er im Bett lag und schlief. Allerdings nicht wie ein Baby, sondern mehr wie ein vollkommen erwachsener Mann, der in nachtblauer seidener Bettwäsche darauf wartete, dass sie sich zu ihm legte.
Jetzt reiß dich aber zusammen! ermahnte sie sich selbst. Was war denn nur los mit ihr? „Wie sind wir denn eigentlich auf dieses Thema gekommen?“, fragte sie nervös.
„Wir sprachen über Ihre langen Arbeitstage und darüber, was Sie in Ihrem Privatle…“
„Ah, richtig“, unterbrach sie ihn heftig. Die Art, wie Dan Privatleben sagte, erweckte in ihr längst vergessen geglaubte Sehnsüchte. Wie sonst sollte sie sich erklären, dass sie den Blick kaum von seinen Lippen nehmen konnte und in welch unpassende Richtung ihre Gedanken gerade abgeschweift waren? „Wie ich bereits erwähnte, ich liebe meine Arbeit!“
Genau. Arbeit. Sprich mit ihm über Geschäftliches, befahl sie sich selbst und begann, Karotten zu schneiden.
„Aber wenn Sie mehr Personal hätten, könnten Sie auch mehr Aufträge annehmen und trotzdem bliebe noch mehr Freizeit. Ich kenne mich ja mit Ihrer Firma nicht so gut aus. Machen Sie auch Catering für große Events?“
Abwehrend schüttelte sie den Kopf. „Nein. Ein paar Großveranstaltungen habe ich zwar auch schon übernommen, aber das ist wie Fließbandarbeit und macht nicht sonderlich viel Spaß. Kleinere Veranstaltungen sind mehr nach meinem Geschmack. Da habe ich außerdem wesentlich mehr Einfluss auf das Endprodukt.“
„Ah!“ Er nickte verständnisvoll. „Eine Perfektionistin.“
Lachend erwiderte sie: „Meine Assistentin würde Ihnen da wohl zustimmen.“
Nach kurzem Schweigen fragte er leise: „Also Ihre Firma ist Ihr Lebenstraum?“
„Im Moment jedenfalls.“
„Im Moment? Jetzt bin ich aber neugierig. Was wollen Sie denn noch, Emily?“
Diese Frage aus dem Mund eines so gut aussehenden Mannes würde sicher in jeder Frau so manchen Traum erwecken. Wünsche und Sehnsüchte, die sie selbst für unerreichbar befunden hatte und über die sie im Alltag nur noch selten nachdachte. Einen Ehemann. Eine Familie. Ein Zuhause.
Über ihre eigenen Gedanken entsetzt, schüttelte sie den Kopf. „Davon erzähle ich Ihnen besser ein andermal.“
„Sehr gern.“
In diesem Moment erklang ein feiner Glockenton. Einer ihrer Backöfen verkündete, dass die Quiches fertig waren. Erleichtert sprang Emily auf, stülpte die langen Ofenhandschuhe über und zog die dampfende Vorspeise heraus. Vor dem Servieren mussten sie nur noch einmal kurz im Ofen erhitzt werden.
„Das riecht wundervoll“, stellte Dan
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