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Einladung in den Palast des Scheichs

Einladung in den Palast des Scheichs

Titel: Einladung in den Palast des Scheichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackie Braun
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nächste Meeting ist in der 5th Avenue.“
    „Ich weiß, aber ich laufe lieber.“ Als sein Fahrer die Stirn runzelte, erklärte er: „Seit einer Woche regnet es entweder oder ich bin in irgendwelchen Büros eingesperrt. Ich würde gerne die Sonne ein wenig genießen, ehe ich das nächste Konferenzzimmer betrete.“
    „Wie du willst“, erwiderte Azeem achselzuckend, doch sein Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass er dieser Erklärung keinen Glauben schenkte.
    Nachdem er ausgestiegen war, schaute Madani auf die Uhr. Zwanzig nach elf. Also hatte er noch über eine halbe Stunde bis zu dem Meeting mit dem Vorstand eines großen Vertriebsunternehmens, mit dem er in Zukunft zusammenarbeiten wollte.
    Wie sehr genoss er es, endlich einmal wieder an der frischen Luft zu sein. In Kashaqra machte er regelmäßig Spaziergänge, um seine Gedanken zu ordnen und Pläne zu schmieden. Genau das musste er auch jetzt tun, dank der mysteriösen Mailboxnachrichten seiner Mutter.
    Langsam schlenderte er in Richtung 5th Avenue. Er mochte den quirligen New Yorker Stadtteil Manhattan. Hier fühlte er sich mittlerweile fast wie zu Hause. Dort drüben lag der Central Park, die grüne Lunge der Stadt, die ganz im Norden an die 5th Avenue angrenzte und Manhattan in Ost und West teilte. Hier joggte halb New York zu beinahe jeder Tages- und Nachtzeit um den Belvedere Lake. Egal wie oft er die schmiedeeisernen Brücken der kleinen Bäche in der Nähe des Hudson Rivers überquerte, jedes Mal genoss er den Blick auf die Wolkenkratzer des Bankenviertels. Und wem konnte schon die wohl berühmteste Einkaufsstraße der Welt, die 5th Avenue, langweilig werden? Zwischen Rockefeller Center und Empire State Building, St. Patricks Cathedral und dem Guggenheim Museum waren hier täglich Hunderttausende von Menschen unterschiedlichster Hautfarbe und Herkunft unterwegs. Durch sie erst wurde New York zu einer Stadt, die an Lebendigkeit durch keine andere übertroffen wurde.
    Wahrscheinlich wollte seine Mutter mit ihm über die öffentliche Ankündigung seiner Verlobung sprechen. Oder gar über die Hochzeit. Er schluckte. Allein der Gedanke daran schnürte ihm die Kehle zu. Seine Eltern wurden nicht müde, ihn daran zu erinnern, dass die Ehe der nächste logische Schritt in seinem Leben sei. Zweiunddreißig Jahre war er alt, hervorragend ausgebildet und Chef eines erfolgreichen Unternehmens. Worauf wartete er also noch? Warum wollte er sich noch immer nicht häuslich niederlassen und eine Familie gründen? Als Thronfolger der kashaqrischen Herrscherfamilie war das nichts weniger als seine Pflicht. Aber gerade diese Tatsache machte es ihm so schwer. Er wollte nicht nur aus Pflichtgefühl heiraten.
    Dabei hatte er eigentlich keinen Grund, sich zu beklagen. Nawar, die Braut, die seine Eltern für ihn ausgesucht hatten, galt als große Schönheit. Und darüber hinaus schrieb sie gerade ihre Doktorarbeit in Volkswirtschaft an der besten Universität Kashaqras. Auf ihren Wunsch war die Hochzeit aufgeschoben worden, bis sie ihre Ausbildung beendet hatte. Manchmal fragte er sich, ob sie das Promotionsstudium nicht nur begonnen hatte, weil auch sie sich mit den Hochzeitsplänen ihrer Eltern nicht anfreunden konnte. Sollte eine Ehe nicht einzig die beiden Menschen etwas angehen, die sie betraf?
    Azeem jedenfalls schien davon überzeugt zu sein. Und er machte auch keinen Hehl daraus, dass er die Entscheidung seines Freundes, den Wunsch seiner Eltern zu erfüllen, missbilligte.
    „Du könntest dem ganzen Land ein Vorbild sein, noch bevor du den Thron besteigst“, hatte er gesagt. „Wenn du dich gegen arrangierte Ehen stellst, werden viele andere deinem Beispiel folgen.“
    Darüber nachgedacht hatte er. Gründlich sogar. Aber seine Entscheidung stand fest. Er hatte keine andere Wahl. Auf keinen Fall durfte er die Gesundheit seines Vaters aufs Spiel setzen. Nawar würde nicht die schlechteste Ehefrau abgeben, und außerdem standen für ihn die Chancen auf eine Liebesheirat außerordentlich schlecht. Schließlich hatte er sie noch nie empfunden, diese Liebe, von der die Dichter schwärmten.
    Aus irgendeinem unerfindlichen Grund dachte er plötzlich an Emily Merit.
    „Ich hätte nicht geglaubt, dass du in diesem Teil der Stadt Bekanntschaften pflegst“, hatte Azeem gesagt, als er ihn vor ihrem Apartment absetzte. „Wenn du für sie um diese Uhrzeit aufstehst, muss sie unglaublich hübsch sein. Kann ich daraus schließen, dass du deine Meinung wenigstens

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