Einladung in den Palast des Scheichs
kaum.“ Seufzend bückte er sich und hob das zerknüllte Dokument vom Boden auf. „Meine Verlobung ist kaum mehr als dieser Kaufvertrag. Unsere Eltern haben beschlossen, uns zu verheiraten, als wir noch kleine Kinder waren.“
„Eine arrangierte Ehe?“ Ihr Ton klang skeptisch. Dennoch schien sie erleichtert zu sein, dass er Nawar nicht liebte.
„Ja, in meinem Heimatland ist das noch immer üblich, auch wenn es in meiner Generation nicht mehr wirklich in Mode ist.“
„Gibt es keinen Weg … solche Verlobungen zu lösen?“
„Rein rechtlich ist das möglich. Aber die moralische Verpflichtung besteht.“ Unwillkürlich musste er an seinen Vater denken, wie er bei ihrem Streit zusammengebrochen war. In seinem Fall gab es keinen Ausweg. „Ich habe keine Wahl.“
„Also wirst du sie heiraten?“
Er biss die Zähne zusammen und nickte.
„Ich verstehe.“
Nein, sie verstand es nicht. Aber er musste es ihr um jeden Preis verständlich machen. Nachdem er sich zu ihr an den Tisch gesetzt hatte, nahm er ihre Hand. „Du sagst, ich hätte dich belogen, Emily. Und du hast recht. Ich habe mir selbst etwas vorgelogen. Ich dachte wirklich, es würde mir reichen, Zeit mit dir zu verbringen, mit dir befreundet zu sein. Doch je besser ich dich kennenlernte … Du faszinierst mich auf so viele Weisen. Noch nie ist mir eine solche Frau begegnet.“
Sie atmete tief durch, dann erwiderte sie: „Du behauptest, mich zu lieben, und gleichzeitig erklärst du mir, wie unsere Zukunft aussehen wird. Oder besser deine.“ Ihre Stimme brach. Tränen liefen ihr über die Wangen. „Was erwartest du denn jetzt von mir?“
„Ich weiß es nicht.“ Noch nie in seinem Leben hatte Madani sich so hilflos gefühlt. „Eigentlich habe ich nichts zu erwarten.“ Und trotzdem hing er an ihren Lippen, in der Hoffnung, dass sie ihm ein Zeichen geben würde, nur ein winziges Zeichen, dass auch sie ihn liebte.
Entschlossen entzog sie ihm ihre Hand und stand auf. „Ich nehme deine Entschuldigung an. Aber das“, fügte sie mit einem Blick auf den Kaufvertrag hinzu, „kann ich nicht annehmen. Das ist … unangemessen.“
In seinen Augen war es nicht genug. Die Welt würde er ihr zu Füßen legen, wenn er die Gelegenheit dazu hätte.
„Bitte“, versuchte er noch einmal, sie zu überzeugen, und stand ebenfalls auf. „Ich will, dass es dir gehört. Ich will dass du deinen Traum wahr machst und The Merit eröffnest. Lass mich dir dabei helfen!“
„Nein!“
Ihr Traum.
Während Emily nach Hause fuhr, grübelte sie über ihre Träume nach. War ein eigenes Restaurant wirklich alles , was sie sich im Leben wünschte? Bisher hatte sie das jedenfalls geglaubt. Ganz fest sogar. Bis Madani ihr seine Liebe erklärt hatte.
Am liebsten wäre sie ihm da um den Hals gefallen, doch mit einer Selbstbeherrschung, von der sie bis dahin nicht gewusst hatte, dass sie in ihr steckte, verbarg sie ihre wahren Gefühle vor ihm. Sie musste. Der Mann war nicht frei. Scheich oder nicht, seine Zukunft stand fest. Und ich gehöre nicht dazu .
Und als Trostpreis hatte er ihr das Gebäude angeboten, in dem sie ihr Restaurant eröffnen wollte. Endlich lag ihr Traum in greifbarer Nähe. Leider gab es da noch ein winziges Problem: The Merit war nicht mehr ihr einziger Traum.
11. KAPITEL
Nach einer beinahe schlaflosen Nacht klingelte am frühen Morgen das Telefon. Müde nahm Madani den Hörer ab. Die Stimme seiner verärgerten Mutter schallte ihm entgegen.
„In den letzten zwei Tagen habe ich dich vier Mal angerufen. Falls du nicht zu krank warst, um meine Nummer zu wählen, erwarte ich sowohl eine Erklärung als auch eine Entschuldigung.“
„Ich habe keine Erklärung. Also kann ich mich nur entschuldigen. Es tut mir leid, wenn du dir meinetwegen Sorgen gemacht hast.“
„Ich bin deine Mutter. Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht. Das gehört zu meinen Aufgaben“, bemerkte sie halb versöhnt.
„Dann hoffe ich, dass ich deine Sorgen ein bisschen zerstreuen kann.“
„Das hoffte ich auch, aber du klingst nicht gerade, als wärst du dazu in der Lage. Warum bist du unglücklich, Madani?“
Auch wenn seine Mutter anscheinend einen sechsten Sinn für seine Gefühlslage hatte, verspürte er keinerlei Bedürfnis mit ihr darüber zu reden. „Ich bin nicht unglücklich“, schwindelte er und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein, den seine Haushälterin für ihn gekocht hatte. „Nur sehr beschäftigt.“
„ Hm. Nawar ist auch sehr beschäftigt. Jedenfalls
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