Einladung in den Palast des Scheichs
und Pitabrot servieren. Ein kleiner Snack, bevor die Gäste sich für das Menü ins Esszimmer begeben. Der erste Gang kann auf dein Zeichen ebenfalls sofort aufgetragen werden.“
Zufrieden nickte er ihr noch einmal zu, dann ging er hinaus. Obwohl sich ihr Herz aus unerfindlichen Gründen schmerzhaft zusammenzog, konzentrierte sie sich eisern auf ihre Arbeit.
Zwanzig Minuten später kehrte Mrs. Patterson, die gerade den Aperitif serviert hatte, aufgeregt in die Küche zurück. „Entschuldigen Sie, aber man verlangt Sie zu sprechen. Dringend.“
Verwirrt starrte Emily sie an. Auch wenn es nicht ungewöhnlich war, dass die Köchin während des Dinners hereingebeten wurde, um bestimmte Speisen näher zu erläutern, sie zu loben oder Kritik zu äußern, wunderte es sie doch, schon zu so einem frühen Zeitpunkt gerufen zu werden. Das Dinner hatte ja noch gar nicht richtig begonnen.
Nervös strich sie ihr Haar glatt, nahm die bekleckerte Schürze ab und ging mit klopfendem Herzen ins Esszimmer hinüber.
„Guten Abend“, grüßte sie freundlich in die Runde. Die Hendersens kannte sie ja schon, und auch das andere Ehepaar kam ihr bekannt vor. Nur die Namen fielen ihr gerade nicht ein. „Ich hoffe, alles ist zu Ihrer Zufriedenheit?“
„Ja, mehr als das. Bis auf eine Kleinigkeit.“
„Welche Kleinigkeit?“, fragte sie beklommen.
„Wir hätten es gern, dass Sie mit uns essen.“
„Was?“ Damit hatte sie nun am allerwenigsten gerechnet.
„Bitte tun Sie uns den Gefallen“, drängte Mrs. Hendersen. „Sie wissen doch, dass mich eine ungerade Personenzahl bei Tisch nervös macht. Unser Gastgeber fand ebenfalls, es sei eine gute Idee, Sie hinzuzubitten.“
„Wie wäre es denn stattdessen mit Ihrer Sekretärin?“, versuchte Emily, sich irgendwie aus der Affäre zu ziehen.
„Leider ist sie bereits anderweitig verplant. Außerdem sind Sie so eine gute Gesellschafterin, Emily.“
Hilfe suchend blickte sie zu Madani, doch dessen Miene war undurchdringlich.
„Und was ist mit Azeem?“ Der Chauffeur trug wenigstens einen schwarzen Anzug und keine Küchenkleidung.
„Der ist nicht da. Anscheinend musste der Wagen zur Durchsicht.“
Natürlich. Gerade jetzt und um diese Uhrzeit!
„Kommen Sie, Emily! Lassen Sie sich nicht lange bitten. Die Haushälterin wird mit dem Servieren auch ohne Sie zurechtkommen. Sehen Sie, ich überlasse Ihnen sogar den Platz neben dem Gastgeber.“ Damit rückte sie auf den Nebenstuhl auf.
Was hatte das zu bedeuten? Wusste Mrs. Hendersen etwa über sie und Madani Bescheid? „Aber ich bin zum Arbeiten hier.“ Und außerdem wollte sie um nichts in der Welt den ganzen Abend in Madanis Nähe verbringen. Jedenfalls nicht mit dieser strengen Frisur und in weißer Arbeitskleidung, während all ihre Tischgenossen teure Designermodelle trugen.
„Sie können jederzeit aufstehen und in der Küche nach dem Rechten sehen“, erlaubte Mrs. Hendersen großzügig.
Unschlüssig blickte Emily zwischen ihr und Madani hin und her. „Wirklich, es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie mich mit einbeziehen wollen. Aber ich kann diese Einladung nicht annehmen. Schließlich bin ich heute Abend nur Mr. Tarims Angestellte , nicht sein Gast.“
Bei ihren Worten hob er überrascht die Brauen, als wollte er sie daran erinnern, dass die geschäftliche Natur ihrer Beziehung sie gestern ganz und gar nicht daran gehindert hatte, beinahe mit ihm zu schlafen.
„Dann muss ich wohl eine Kündigung aussprechen“, scherzte Madani. „Bitte, Emily!“
Wie konnte sie da noch Nein sagen? „Aber erst muss ich noch einmal nach dem Wolfsbarsch sehen.“
In der Küche angekommen, versuchte sie, ihre Emotionen zu sortieren. Okay, sie würde diesen Abend durchstehen, ohne sich vollkommen lächerlich zu machen! Ihr Outfit konnte sie nicht ändern, Frisur und Make-up jedoch schon.
Während Mrs. Patterson die erste Vorspeise auftrug, rannte Emily mit ihrer Handtasche ins Badezimmer. Hastig löste sie den strengen Knoten und bürstete ihr Haar. Nicht perfekt, aber besser! Noch ein bisschen Lipgloss, und sie fühlte sich wie ein neuer Mensch.
Dann kehrte sie ins Esszimmer zurück und setzte sich auf den Platz neben Madani. Ein wenig verlegen griff sie nach der Damastserviette. Einen Gang später steigerte sich ihre Verlegenheit ins Astronomische, als Mrs. Hendersen feststellte: „Der Wolfsbarsch ist wirklich ein Gedicht! Denby und ich sind so stolz auf Sie und alles, was Sie erreicht haben. Wenn man bedenkt, dass wir sie
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