Upload
Das Buch
Art Berry ist Konsumforscher, und zwar einer von der ganz modernen Sorte: Er teilt großen Firmen mit, wie sie ihre Produkte zu stylen haben, damit der Konsument zugreift. Zugleich führt Art eine zweite Existenz: als Mitglied des »Eastern Standard Tribes«, einer durch Internet-Kontakte entstandenen geheimen Gruppe von Computer-cracks, die eine Art Untergrund-Nation bilden. Ihre Hauptaufgabe sehen sie darin, neue Technologien zu erkennen und nutzbar zu machen. Doch es gibt noch weitere, konkurrierende »Tribes« im Internet – und aus dieser Konkurrenz entwickelt sich ein gnadenloser Kampf, der mit allen Mitteln ge-führt wird…
Vom preisgekrönten Autor von »Backup« – mit
»Upload« beschreibt Cory Doctorow eine Zukunft, die unsere Gegenwart, und eine Gegenwart, die unsere Zukunft sein könnte!
Der Autor
Cory Doctorow ist Schriftsteller, Journalist, Internet-Aktivist. Er wurde 1971 in Toronto geboren und lebt heute im weltweiten Netz. Sie finden ihn unter: www.craphound.com
CORY DOCTOROW
UPLOAD
Roman
Deutsche Erstausgabe
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
Titel der amerikanischen Originalausgabe EASTERN STANDARD TRIBE
Deutsche Übersetzung von Michael K. Iwoleit SGS-COC-1940
Verlagsgruppe Random House
FSC-DEU-0100
Das für dieses Buch verwendete
FSC-zertifizierte Papier Holmen Book Cream liefert Holmen Paper, Hallstavik, Schweden.
Taschenbuchausgabe 4/08
Copyright © 2004 by Cory Doctorow
Copyright © 2008 der deutschen Ausgabe und der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH
www.heyne.de
Printed in Germany 2008
Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck ISBN: 978-3-453-52413-2
Für meine Eltern
Für meine Familie
Für jeden, der mich ermutigt hat,
und für jeden, den ich enttäuscht habe.
Ihr wisst schon, wer gemeint ist.
Hiermit übermittle ich euch meinen aufrichtigen Dank und eine Abbitte aus tiefstem Herzen.
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Ich hatte einmal einen Tai-Chi-Lehrer, der mir den Unterschied zwischen chinesischer und westlicher Medizin so erklärte: »Die westliche Medizin basiert auf Leichen, auf Dingen, die man entdeckt, wenn man tote Körper aufschneidet und zerlegt. Dagegen beruht die chinesische Medizin auf lebenden Körpern, auf Dingen, die man an vitalen, aktiven Menschen beobachten kann.«
Wie jede gute Werbung ist diese Erklärung pla-kativ und übertrieben, außerdem auch nicht sonderlich genau, aber sie bleibt hängen. Bleibt so hängen wie die eingängige Melodie eines Top-40-Songs, die einem in den Mittagsstunden, wenn die Welt aufgrund des eigenen Schlafmangels eine täuschend hyperreale Klarheit annimmt, durch den Kopf geistert. So wie jetzt, wo ich in Unterwäsche auf dem Dach einer Nervenheilanstalt am Arsch der Welt, jenseits der Route 128 hocke. Von der Dauerbaustelle Boston so weit entfernt, dass von hier aus bloß eine Staubwolke zu sehen ist, als wäre eine Büffelherde über die Prärie getram-pelt. So wie jetzt, wo ich mit einem Bleistift in der Nase dasitze, über eigenhändig durchgeführte 7
Lobotomien nachdenke und mich frage, ob es nicht nett wäre, einen solchen Eingriff in meinem Schädel vorzunehmen.
Tief Luft holen.
Der Unterschied zwischen chinesischer Medizin und westlicher Medizin besteht darin, dass die eine seziert und die andere das lebende Objekt beobachtet. Der Unterschied zwischen dem Lesen einer Geschichte und ihrer Analyse besteht darin, dass man in einem Fall in die Geschichte ein-taucht und sie durchlebt, während man sie im anderen Fall in sich abtötet, um sich die Innereien anzuschauen.
Wie in der Schule! Im Englischunterricht se-zierten wir die Geschichten, in die ich mich zu flüchten pflegte, öffneten ihre Bäuche, kennzeich-neten ihre inneren Organe, waren so höflich, ihre Genitalien mit sterilen Tüchern zu verhüllen, machten uns pflichtbewusst jede Menge Notizen, die erklärten, um was es in der Geschichte ging, aber nie, was die Geschichte eigentlich ausmachte.
Dabei sind Geschichten geistige Verführer, Viren, die sich am kritischen Immunsystem des Lesers vorbei schleichen und seine Emotionen unmittelbar beeinflussen. Wenn man sie tötet und seziert, wirken sie so jämmerlich nackt wie ein Nachtclub bei Tageslicht.
Das Thema. Der erste Schritt beim Sezieren einer Geschichte läuft schon auf literarische 8
Euthanasie hinaus: »Was ist das Thema dieser Geschichte?«
Am
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