Heimkehr
Aufbruch
Die Straßenbahn fuhr rumpelnd über die Weiche, klingelte misstönend als
sich ein Autofahrer noch vor ihr vorbeischob und überquerte dann langsam
die Kreuzung. Ohne aufzublicken wusste er sofort wo sich die Straßenbahn
im Augenblick befand. Noch zwei Haltestellen und er war in der Stadtmitte.
Wenn er noch etwas schneller las, konnte er dieses Kapitel kurz vorher zu
Ende lesen. Während einige Fahrgäste der Straßenbahn, die keinen
Sitzplatz mehr bekommen hatten, sich noch Lautstark über den Autofahrer
beschwerten, saß er eingekesselt auf einem Fensterplatz und las in einem
Taschenbuch. Auf den Knien lag seine Umhängetasche, gefüllt mit einigen
Arbeitsutensilien. Hauptsächlich war sie aber leer. Das würde sich aber
in kurzer Zeit ändern. In seinem Portemonnaie befanden sich rund Hundert
Mark.
Ruckend fuhr die Straßenbahn wieder von der Haltestelle ab. Rasend schnell überflog
er noch die letzte Seite des Kapitels, knickte ein Eselsohr hinein und
verstaute das Buch in der Umhängetasche. Als er aufblickte begann die
Straßenbahn gerade damit ihre Geschwindigkeit zu verringern. Kurz darauf
drängelten die aussteigenden Fahrgäste nach vorne zum Ausgang. Es gab
zwar noch in der Mitte und Hinten noch einen Ausgang aber da viele von
ihnen noch in andere Straßenbahn- und Buslinien umsteigen mussten,
wollten sie Zeit sparen und drängelten alle nach vorne.
Als der letzte ausgestiegen war befand er sich bereits auf dem Rathausplatz,
etwa einhundert Meter von der Haltestelle entfernt. Er hatte den mittleren
Ausgang gewählt, obwohl der vordere viel näher gewesen war. Aber er fuhr
diese Strecke schon seit Neun Jahren und kannte dieses Spiel bereits.
Normalerweise hätte er auch mitgespielt aber heute wollte er noch einen
Stadtbummel machen um sich wieder mit Lesestoff einzudecken. Er hatte also
Zeit genug und brauchte sich nicht abzuhetzen, wie viele andere es taten.
Auf dem Weg zum ersten Kaufhaus ging er schnell und neugierig an der kleinen
Demonstration auf dem Marktplatz vorbei. Sie war von vielen Polizeikräften
umstellt worden, die darauf zu achten hatten, das es nicht zu
Ausschreitungen und Krawallen kam.
"Wir wollen Kontakt" hieß es auf einigen Transparenten. "Militarismus
ist der falsche Weg" stand auf einem anderen. Diese wenigen
Hinweise sagten ihm, wogegen diese wilde Demonstration stattfand. Es war
ein offenes Geheimnis, das um die Erde ein UFO schwebte. Natürlich wurde
der Bevölkerung diese Tatsache vorenthalten, aber es gab Gerüchte. Die
Bundesregierung gab dann später bekannt, das es sich um eine neue Raumfähre
der Russen handelte, was viele aber nicht glaubten. Schon deswegen nicht,
weil die Russen dies Dementierten.
Ihm kümmerte das aber im Augenblick wenig. Wenn es wirklich ein UFO war, würde
es irgendwann einmal landen. Wozu wäre sonst gekommen? Allerdings wenn
diese Außerirdischen Klug wären, würden sie nicht landen sondern sich
still und leise zurückziehen und erst in ein paar Jahrhunderten
wiederkehren. Denn die politischen Verhältnisse auf der Erde waren
auf dem Tiefstands. Vor einem Jahr hatte es noch ganz anders ausgesehen
aber dann hatte der amerikanische Präsident einen riesigen Fehler
begangen, als er einige neue Atomraketen mit großer Reichweite in der BRD
stationierte. Der Ostblock war darüber gar nicht erfreut und alles endete
in sehr frostigen Beziehungen zwischen Ost und West. Aber daran konnte er
auch nichts ändern. Er überquerte die Straßenbahnschienen und
verschwand im Kaufhaus.
Mühsam schlängelte er sich durch die Gänge in Richtung der Bücherecke. Heute
schien aber auch jeder Bremer in der Stadt zu sein. Wahrscheinlich lag es
an der verlängerten Ladenöffnungszeit. Heute war ja Donnerstag und die
Geschäfte hatten bis halb Neun Uhr Abends offen.
Endlich hatte er den Buchstand erreicht. Hier war es nicht so voll wie in den
anderen Abteilungen des Kaufhauses. Konzentriert und schnell suchte er
sich die vielversprechenden Bücher heraus. Las die kurze
Inhaltsbeschreibung auf der Rückseite und entschied sich für zwei Bücher.
Bevor er die Kasse aufsuchte, sah er sich aber noch die anderen Regale an.
Ab und zu konnte man auch hier noch ein gutes Buch finden. Heute
allerdings nicht und so reihte er sich in die Schlange an der Kasse ein.
Es dauerte eine weile bis er an der Reihe war. Als er bezahlt hatte und
die Bücher in der
Weitere Kostenlose Bücher