Einladung zur Hochzeit
mußten eine Brücke überqueren, um zum Haupttor zu gelangen, und anschließend eine gewundene gepflasterte Auffahrt hochfahren. Das Hotel kam erst nach der letzten Kurve in Sicht. Abbie hatte lediglich während der Fahrt ins Tal einige flüchtige Blicke darauf erhaschen können.
„Es ist … es ist …” Sie sah Steve an, als er den Wagen auf auf der Rückseite des Gebäudes parkte, das früher offenbar einmal ein Wohnhaus gewesen war.
Als ihr Blick auf die kleinen Türme fiel, erinnerte sie sich an Steves Beschreibung, wie er sich das erste Mal mit ihr vorstellte. Sie hatte geglaubt, er hätte nur seiner Phantasie freien Lauf gelassen. Doch nun …
„Einer meiner älteren Kollegen hat mir das Hotel empfohlen”, sagte er leise und beantwortete damit ihre unausgesprochene Frage. „Er hat hier mit seiner Frau die silberne Hochzeit gefeiert. Das Haus wurde von einer reichen Erbin erbaut, als Liebesnest für sich und ihren Geliebten. Sie entstammte einer Adelsfamilie, die mit dem Königshaus verwandt war, und sollte standesgemäß heiraten. Ihr Geliebter war allerdings ein Bürgerlicher. Sie hätten niemals heiraten dürfen, kamen aber jeden Sommer hierher, vom Jahr ihrer Hochzeit an bis zu seinem Tod. Danach benutzte sie es nicht mehr, weil sie es nicht ertragen konnte, es ohne ihn zu betreten. Sie vermachte es dann seiner Familie.”
„Wie schrecklich!” bemerkte Abbie. „Jemand sein ganzes Leben lang so zu lieben und niemals zusammensein zu dürfen.” Plötzlich erschauerte sie.
„Was ist los?” erkundigte Steve sich besorgt.
„Nichts”, schwindelte sie. Wie hätte sie ihm auch klarmachen sollen, daß diese traurige Geschichte einen Schatten auf ihr Glück geworfen hatte? Es war, als würde das Unglück jener Frau ihr Glück bedrohen.
Das ist doch lächerlich, sagte sich Abbie. Steve hat sich so viel Mühe gegeben, damit unsere erste gemeinsame Reise etwas ganz Besonderes wird.
„Liege ich richtig mit meiner Vermutung, daß du für uns ein Turmzimmer reserviert hast?” Sie lächelte ihn strahlend an, bemüht, ihr Unbehagen und das Gefühl der Traurigkeit abzuschütteln.
„Wie kommst du denn darauf?” neckte er sie, während er ihr Gepäck aus dem Kofferraum nahm.
Wenig später stellte Abbie fest, daß er nicht nur ein Zimmer, sondern eine ganze Suite mit zwei Schlafzimmern gebucht hatte.
Als sie ihn fragend ansah, nachdem der Page gegangen war, erwiderte Steve leise: „Ich wollte nicht, daß du dich in irgendeiner Weise unter Druck gesetzt fühlst.”
„Das tue ich auch nicht.” Ihre gedrückte Stimmung war verflogen und wich einem prickelnden Hochgefühl.
„Ich möchte, daß wir miteinander schlafen, Steve”, fuhr Abbie mit bebender Stimme fort. „Ich wünsche es mir mehr als je zuvor. Nie hätte ich gedacht, daß ich einmal einen Mann so begehren würde wie dich. Ich begehre dich so sehr, daß es weh tut … hier”, fügte sie atemlos hinzu und legte dabei die Hand auf den Bauch. „Hier, wo …”
Sie stieß einen Protestlaut aus, als er die Lippen auf ihre preßte, um sie verlangend zu küssen. Seine Leidenschaft riß sie mit, und erschauernd umfaßte sie seine Schultern.
Schließlich löste er sich von ihr, um ihr in die Augen zu sehen. Dabei umfaßte er ihr Gesicht, und seine Hände fühlten sich auf ihrer erhitzten Haut wunderbar kühl an.
Benommen fragte sie sich, ob Steve auch an ihrem Duft merkte, wie erregt sie war, und sich danach sehnte, die heißen Lippen auf ihren Hals, ihre Brüste, ihren Bauch und ihre Schenkel zu pressen …
Ein leiser Laut entrang sich ihrer Kehle und veranlaßte Steve, zärtlich ihr Gesicht zu streicheln und leise zu sagen: „Schon gut. Ich verspreche dir, daß du keine Angst zu haben brauchst. Ich versuche, nichts zu überstürzen und …”
„Ich habe keine Angst”, fiel sie ihm ins Wort. „Zumindest nicht vor dir …” Ihre Augen schienen dunkler zu werden, und ihre Lippen bebten kaum merklich, als sie heiser fortfuhr: „Ich habe Angst vor meinen Gefühlen, Steve. Ich habe Angst davor, die Beherrschung zu verlieren und mich in meinen Gefühlen zu verlieren … dich zu sehr zu begehren …”
„Ich weiß”, sagte er aufstöhnend und zog sie an sich, so daß ihr Kopf an seiner Brust lag. „Mir geht es genauso, sogar noch schlimmer. Ich habe Angst davor, du könntest zu kurz kommen, weil ich so erregt bin, daß ich mich nicht mehr beherrschen kann …”
„Wünschst du dir, ich wäre keine Jungfrau?” fragte Abbie
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