Einladung zur Hochzeit
gegenübergestanden und gesagt hatte: „Du bist schwanger? Das kann nicht sein. Es ist unmöglich.”
3. KAPITEL
„Unmöglich? Was … was soll das heißen?” hatte Abbie stockend gefragt, blaß vor Entsetzen. Sie war so glücklich gewesen, als der Arzt ihre Vermutung bestätigt hatte – sie erwarte ein Kind von Steve.
Steve und sie hatten zwar noch nicht darüber gesprochen, eine Familie zu gründen, aber sie war natürlich davon ausgegangen, daß sie irgendwann einmal Kinder haben würden.
Wenn sie das Datum richtig berechnet hatte, würde sie zumindest ihre Abschlußprüfung an der Universität kurz vor der Geburt machen können. Strahlend hatte sie die Arztpraxis verlassen, weil sie über die Nachricht so glücklich gewesen war.
Abbie konnte es gar nicht erwarten, es Steve zu erzählen. Er würde ein wunderbarer Vater sein, und sie sah ihn bereits vor sich, wie er ihr Baby in den Armen hielt.
Sie hoffte, daß es ein Junge sein würde – zumindest das erste Kind. Das vierte Zimmer eignete sich hervorragend als Kinderzimmer. Den Beruf, den sie eigentlich anstrebte, würde sie vermutlich nicht ausüben können, doch Steve verdiente mehr als genug, um eine Familie ernähren zu können, und wenigstens würde sie ihr Examen in der Tasche haben.
Solange das Kind – die Kinder – noch klein waren, würde sie zu Hause bleiben, aber später konnte sie immer noch einen Beruf ergreifen, wenn ihre Familie dadurch nicht zu kurz kam. Die würde nämlich immer an erster Stelle stehen.
Abbie war überglücklich. Am liebsten wäre sie sofort zu Steve gegangen, um ihm die freudige Nachricht zu überbringen, aber er hielt gerade eine Vorlesung, und außerdem wollte sie mit ihm allein sein, wenn …
Schwanger … Ein Baby … Steves Baby. Sie war die glücklichste Frau auf der Welt!
Plötzlich hatte Abbie richtigen Heißhunger. Sardinen … Sardinen auf Toast, das war genau das richtige. Und danach würde sie einen großen Schokoriegel essen.
Natürlich würde sie sich von nun an bewußt ernähren, weil sie an das Baby denken mußte. Doch an diesem Tag konnte sie eine Ausnahme machen und ihren Gelüsten nachgeben – genau wie sie es vermutlich getan hatte, als sie das Kind empfangen hatte. Sie lachte leise. Als der Arzt sie nach dem Zeitpunkt der Empfängnis gefragt hatte, hatte sie die Stirn gekraust.
„Wann hatten Sie das letztemal Sex?” hatte er geduldig nachgehakt.
„Hm … Das weiß ich nicht so genau. Es könnte … Meine Periode ist zum erstenmal vor drei Wochen ausgeblieben …”
Sie hatte zwar die Pille genommen, es jedoch an zwei aufeinanderfolgenden Abenden vergessen. Es hatte offenbar so kommen sollen – genau wie ihre Begegnung mit Steve und ihre Liebe. Sie war so glücklich gewesen … überglücklich …
„Ich meine, du kannst nicht schwanger sein – zumindest nicht von mir”, erklärte Steve schroff.
Abbie wurde aschfahl und blickte ihn benommen an. Er war vor Wut rot geworden und hatte die Hände zu Fäusten geballt.
„Was soll das heißen, nicht von dir? Soll das ein Witz sein?” flüsterte sie verwirrt.
Sie verstand beim besten Willen nicht, was er meinte. Natürlich war es sein Baby – ihr gemeinsames Baby. Sollte es ein Scherz sein?
Ängstlich betrachtete sie Steve, doch seine Miene verriet keine Belustigung – im Gegenteil.
„Ein Witz? Verdammt, ich wünschte, es wäre so!” sagte er schroff. „Du kannst nicht von mir schwanger sein, weil ich keine Kinder zeugen kann. Ich habe mich sterilisieren lassen.”
„Du hast was? Das kann nicht sein. Du hast mir nichts davon erzählt. Du hast …”
„Ich habe es vor einigen Jahren machen lassen. Damals war ich als Entwicklungshelfer in Indien. Dort habe ich einen jungen Mann in meinem Alter kennengelernt. Er war der Sohn des Dorfoberhaupts, der mich unter seine Fittiche genommen hatte, und hat mir erzählt, er wollte sich sterilisieren lassen. Zuerst war ich schockiert, weil ich nicht verstanden habe, wie er auf so eine Idee kommen konnte, aber dann ist er mit mir durch Bombay gefahren und hat mir vor Augen geführt, wie viele Kinder obdachlos waren, weil ihre Eltern sie nicht ernähren konnten. Er hat mir die Zusammenhänge zwischen Überbevölkerung und Verelendung erklärt.
,Was ist besser?` hat er mich gefragt. ,Wenn ich jetzt Empfängnisverhütung praktiziere, oder wenn ich warte, bis meine Kinder ein Jahr alt sind … oder vier … oder sieben Jahre, und dann zusehe, wie sie an Unterernährung sterben?`
Was er
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