Einmal breifrei bitte
zu zermatschen ist, wie es mit einem Stück Fleisch klappt und wie die verrückte Kombination Blumenkohl-Apfel eigentlich schmeckt.
Koordination
So ganz nebenbei trainiert Ihr Kind bei jedem Selbstessen auch die Bewegungsabläufe und die Auge-Hand-Mundkoordination (ein Gegenstand wird mit den Augen wahrgenommen, die Hände werden dorthin bewegt, greifen zu und bringen den Gegenstand zum Mund). Auch sonst wird natürlich trainiert, bei jedem Griff nach einem Gegenstand, der dann vielleicht zum Mund geführt und dort mehr oder weniger intensiv eingespeichelt wird.
Hierbei werden Sie eine Entwicklung bemerken: Anfangs besteht beim Essen noch die Schwierigkeit, das Stück Nahrung überhaupt zu erwischen und danach zu greifen, die Hand richtig zum Mund zu halten, um das, was rausschaut, in den Mund zu bekommen. Dann (mit ca. 8 Monaten) kann das Kind meist schon nach etwas kleineren Stückchen greifen, diese in der Faust halten, zum Mund bringen, am Mund die Faust öffnen und das Essen in den Mund hineinschieben.
Mit ca. 9 Monaten gelingt bereits der Pinzettengriff. Mit Daumen und Zeigefinger können Kinder nun nach kleinen Stückchen greifen, z. B. Reis oder Brotkrümel. Sie können nun auch schon viel besser kauen und mit kleinen Stückchen im Mund umgehen.
Wenn Sie ein mulmiges Gefühl haben, Ihrem Kind – nur weil es jetzt den Pinzettengriff kann – Blaubeeren anzubieten, dann lassen Sie es! Sie sollten sich beim Essen genauso wohl und entspannt fühlen wie Ihr Kind. Der richtige Zeitpunkt für alle Beteiligten wird irgendwann kommen.
Kauen und Schlucken
Erst wenn der Zungenstoßreflex, mit dem das Kind automatisch alles aus dem Mund herausschiebt, verschwunden ist, beginnen die Kinder Kaubewegungen zu machen.
Indem sie mit der Zeit das Essen mit ihren Zahnleisten zermalmen und mithilfe der Zunge im Mund herumschieben, üben sie die Kaubewegung (Kauen ist wichtig für die Verdauung) und trainieren damit auch Teile der Gesichtsmuskulatur, die für die Sprachentwicklung notwendig sind (Zungen-, Lippen-, Kiefer-, Wangenmuskulatur). Ob sie dann den Speisebrei ausspucken (auf die aufrechte Position achten!) oder ihn schon nach hinten befördern und schlucken können, hängt von der Entwicklung ab, aber auch vom Geschmack: Schmeckt es nicht, oder sind Geschmack oder Konsistenz noch unbekannt, wird die Nahrung lieber aus dem Mund geschoben.
Der gesamte Kau- und Schluckvorgang ist dabei komplexer, als man zuerst annehmen mag. Schauen wir einmal genau an, was eigentlich im Mund alles passieren muss, bevor geschluckt wird:
Die Zunge bewegt die Nahrung im Mund, sodass sie gut durchgekaut wird und durch die Vermischung mit Speichel die zum Herunterschlucken ideale flutschige Konsistenz bekommt. Beim Kauen wird die Nahrung mithilfe von Zunge und Wangen zwischen die Kauleisten bzw. Zähne geschoben. Dafür ist die seitliche Bewegung der Zunge notwendig.
Zum Schlucken wird der Speisebrei in den Rachen geschoben, das weiche Gaumensegel verschließt den Zugang zur Nase, der Kehldeckel legt sich auf die Luftröhre und das Essen gelangt in die dahinterliegende Speiseröhre. (Das Schlucken von Flüssigkeiten funktioniert übrigens genauso.)
Durch das im Speichel enthaltene Enzym Ptyalin werden stärkehaltige Nahrungsmittel schon im Mund »vorverdaut«. Das heißt: Stärke wird in Zucker umgebaut – Sie kennen das, wenn Sie ein Stück Brot lange genug kauen. Wenn Sie sich fragen sollten, warum Ihr Kind scheinbar stundenlang das Stück Karotte / Nudel / Brot im Mund herumschiebt, zermatscht, zermalmt und einspeichelt, bevor es ausgespuckt oder geschluckt wird: Es hat einfach Spaß daran und übt eher ganz nebenbei. Zudem hilft der lange Kontakt zwischen Nahrung und Speichel eben bei der Verdauung von stärkehaltigen Nahrungsmitteln.
Püriertes ist dabei natürlich einfacher zu verdauen als Stückiges, landet jedoch meistens vom Löffel hineintransportiert direkt im hinteren Mundbereich und wird recht schnell geschluckt, sodass der Kontakt zum Speichel eher kurz ausfällt.
Aber noch mal zurück zur Zunge! Die Fähigkeit des Kindes, etwas mit der Zunge im Mund hin- und herzuschieben (seitliche Bewegung), ist ein Entwicklungsprozess, der häufig mit der Fähigkeit des Kindes zusammenfällt, sich vom Rücken auf den Bauch zu drehen. Vom Bauch auf den Rücken geht es häufig erst einen Monat später.
Breiessen ist auch ohne seitliche Bewegung der Zunge möglich, denn der Brei landet ja, wie schon gesagt, eher weit hinten auf
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