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Eins zu Null für Schreckenstein

Eins zu Null für Schreckenstein

Titel: Eins zu Null für Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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geben“, überlegte Mücke. „Sie dürfen nur nicht merken, daß wir was wollen.“
    „Und wo siehst du diese Möglichkeit?“ fragte Beni. In der Nähe lagerte Dampfwalze auf vier Stühlen und ordnete hingebungsvoll sein gelbes Halstuch, das er im offenen Hemd trug. Stephan, den das Zusammenspiel von Kraft und Schönheit belustigte, gab, ohne den Blick abzuwenden, die Antwort.
    „Wir fragen sie, ob wir ihnen was mitbringen sollen aus Schottland…“
    „Whisky?“ alberte Mücke.
    „Was für die Eitelkeit“, fuhr Stephan fort. „Karierte Shawls oder so. Was droben billiger ist.“
    Blicke nahmen vorweg, was nicht mehr gesagt werden mußte. „ Ef Es!“ Darüber herrschte kein Zweifel.
    Wie gut die Idee war, merkten sie bei der Besprechung von Einzelheiten. Nirgendwo tauchten Schwierigkeiten auf. Eins ergab sich aus dem andern. Bis weit über den Blickwinkel der Ritter hinaus. Daß sie einen Gedanken aufgegriffen hatten, der durch Sabine schon umrissen und geeignet war, dem Unternehmen feindliche Absichten auszuschalten, konnten sie nicht ahnen. Doch weil dem so war, hatten sie jenes gute Gefühl bei der Sache, das einen klugen Mann – unwichtig wer, noch wann es gewesen ist – zu der Feststellung veranlaßt hat: Ideen liegen auf der Straße. Man muß sie nur aufheben. Allerdings zum richtigen Zeitpunkt.

Zweihundert Jahre zurück

    Ohne Erschütterung, von den surrenden Triebwerken auf Minimumspitze, jene kraftstoffsparende, motorschonende Drehzahl unterhalb der Endgeschwindigkeit gehalten, flog die Chartermaschine mit Kurs Nord — Nordwest, wattebauschähnliche Wolken weit unter sich lassend, über das offene Meer.
    „ Schreckenstein Number One im Anflug auf Duncraig . Roger“, quakte Beni, den Sprechfunk nachahmend.
    An Bord befand sich die gesamte Ritterschaft mit allen Lehrern. Nur der Rex war zurückgeblieben. Auf euch kann ich mich ja verlassen! hatte er beim Abschied gesagt.
    Unangeschnallt , mit geneigten Rücklehnen, saßen die Ritter auf ihren Plätzen. Die Leuchtschrift NO SMOKING war längst verlöscht. Aber sie waren ja sowieso Rauchmuffel auch in den Ferien. Weil Rauchen erstens nicht Ritterart ist und zweitens der Kondition schadet. Nach anfänglichem Überschwang wurde jetzt kaum noch geredet. Der Gemeinschaft dämmerte das Abenteuer, auf das sie sich eingelassen hatte: eine Bewährungsprobe außerhalb der gewohnten Mauern. Auch die Schwierigkeiten, die sie überwunden hatten, wurden ihnen jetzt erst bewußt. Es war eine Art Halbzeit in der Luft.
    Daß sie überhaupt in dem Vogel saßen! Am Abend, nach der rettenden Idee, waren Ottokar und Stephan dabeigewesen , als Mauersäge in der Bibliothek mit Iain Mac Harris telefonierte. „Wir… ks … kommen!“ hatte er vorgreifend verkündet.
    Und Iain hatte, ebenso vorgreifend, Ottokar versichert: „Okay, okay! Shawls bekommt ihr durch mich besonders billig. Ich haben eine Freund, er besitzt eine Weberei…“
    Nach dieser erfreulichen Nachricht hatte Mücke anderntags seine Schwester Ingrid angerufen und ganz beiläufig gesagt: „Wir wollen euch ausnahmsweise die Boote zurückbringen, weil wir wegfahren. Alle. Nach Schottland.“
    Daß sie das schon wußte, verriet sie ihm nicht.
    Im Rosenfelser Hafen waren die Ritter dann mit ihrer Idee herausgerückt. „Wenn wir euch was Kariertes mitbringen sollen –, wir haben erstklassige Beziehungen zu einer schottischen Weberei. Aber ihr müßtet schon jetzt bezahlen, denn Taschengeld haben wir drüben nicht.“
    Wie elektrisierte Ameisen hatten sich die Hühner gebärdet, und im Handumdrehen häuften sich Scheine in den Händen der Ritter, aber auch Zettel mit Farbwünschen, Größen und so weiter.
    Am Abend wurde die Burg zum Bankhaus, das Geld einnahm und dafür Quittungen verteilte. Jeder war für die Wünsche eines Mädchens verantwortlich. Er zahlte ihren Anteil in die Reisekasse ein, unterschrieb für den Betrag und konnte damit beginnen, sich zu überlegen, wie er ihn wieder hereinverdienen könnte. Viele kramten in ihren Schubladen nach Dingen, die sie den Jungen von Duncraig verkaufen könnten. Denn, einmal in Schottland angekommen, mußten sie das Gewünschte beschaffen. Beschummeln kam nicht in Frage. Sie hatten lediglich Zeit gewonnen. Ein Zurück gab es nicht mehr. Andererseits ist ja dieses Wissen, daß man durch muß, gerade der Reiz beim Abenteuer.
    Es war noch stiller geworden. Die meisten schliefen. Seit sechs Uhr waren sie auf den Beinen, drei Stunden Omnibusfahrt zum

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