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Eins zu Null für Schreckenstein

Eins zu Null für Schreckenstein

Titel: Eins zu Null für Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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wieder ‘ne Grenze?“ fragte Werner.
    „So könnte man sagen.“ Rolle lachte. „Hier wird Brückenzoll kassiert. Dann geht’s rein ins Land, hinauf ins Hochland.“
    Auf der Brücke, hoch über dem Wasser, hatten sie einen eindrucksvollen Blick nach allen Seiten. Stimmung kam auf, und Klaus alberte. „Wenn ich mir vorstelle, daß wir das alles selber finanziert haben...!“
    „Jetzt denkt er schon, die Brücke gehört ihm“, maulte Walter. „Frag lieber, ob du sie anstreichen darfst, damit wir Geld verdienen.“
    Das war richtig. Aber daran wollten sie jetzt nicht denken. Noch nicht. Plötzlich ließ der Regen nach, und die Sonne kam heraus. Schnell trocknete die erstaunlich leere Autobahn ab. Rechts kam ein kleiner See in Sicht, am Rand oder auf einer Insel ein alter Turm.
    „Hier war Maria Stuart gefangen!“ erklärte Rolle. Wolken zogen auf, es fing wieder an zu regnen. Sie verließen die Autobahn, fuhren durch Felder und Dörfer und immer wieder an kleinen Seen vorbei, wo sich mit Sicherheit zumindest die Ruine eines Wehrturms befand, wenn nicht gar ein bewohntes Schlößchen .
    „Burgen hat’s hier wie bei uns Maikäfer!“ bemerkte Ottokar. Mal regnete es, dann schien übergangslos wieder die Sonne, die Straße schlängelte sich zwischen Hügeln, vereinzelt lagen Gehöfte im Grünen, es wurde immer einsamer, menschenleerer, nur die Ruinen wurden nicht weniger, und die Dämmerung wollte nicht kommen, obwohl es Zeit gewesen wäre.
    Ralph hatte auf seine Uhr gesehen und wunderte sich. „Was ist denn? Haben die hier doppelte Sommerzeit?“
    Dr. Waldmann schüttelte den Kopf. „Wir sind der Mitternachtssonne ein gutes Stück näher gerückt.“
    „Und den Geistern!“ Mücke machte es offensichtlich Spaß, daran zu erinnern. Er verstand das als eine Art Gewöhnungstraining. Ihm war nicht entgangen, wie einige Ritter in seinem Bus immer stiller und ihre Augen immer größer wurden, je einsamer das fremde Land sich zeigte. Ähnliche Beobachtungen machten Stephan und Ottokar in ihrem Bus und begannen, ohne sich verabredet zu haben, ein Gruselgespräch.
    „Kein Mensch, kein Baum – wo führt die Straße hin ? “ fragte Ottokar mit besorgtem Unterton.
    „In den Abgrund“, stellte Stephan ungerührt fest, und Ottokar seinerseits ebenso.
    „Zu den Gebeinen der Wikinger.“
    „Oh“, sagte Stephan erfreut. „Ich wollte mir sowieso einen Sgian Dubh schnitzen.“
    „Aus Wikingerknochen ? “ fragte Ottokar begeistert.
    Sein Freund nickte. „Es gibt nichts Besseres, wenn nachts die Geister kommen!“
    „Ist ja fulminant!“
    Und beide lachten. So richtig zufrieden.
    Plötzlich hielt der erste Bus. Iain Mac Harris stieg aus und kam nach hinten. „Wir haben eine Plattfuß! Ausgerechnet! Das machte einen schlechten Eindruck. Aber in Schottland, man muß immer mit allem rechnen.“
    Da es gerade nicht regnete, stiegen viele Ritter aus und legten ein paar Laufschritte ein, nach der Sitzerei den ganzen Tag. Pummel, Eugen und Werner halfen dem Fahrer beim Radwechsel.
    „Was ist denn das für Grünzeug?“ Dampfwalze setzte sich auf einen Felsbrocken und betrachtete die Flora.
    „Aha, schottische Pflanzenkunde!“ Dr. Waldmann lachte. „Das ist Heidekraut.“
    Lange blieb Dampfwalze nicht sitzen. Ein kalter Wind pfiff über den baumlosen Hügel. Nirgendwo war ein Haus zu sehen, nicht einmal eine Ruine. Nur schnell dahinziehende, düstere Wolken. Die Ritter, die ausgestiegen waren, kehrten zähneklappernd auf ihre Plätze zurück.
    „Ziemlich arktischer Sommer!“ meinte Hans-Jürgen.
    Weiter ging die Fahrt. Die Landschaft, bisher grün in allen Schattierungen, wurde grauer, felsiger. Sie befanden sich auf einer Art Plateau, das nach vorne anstieg und mit einer scharfen Kante abriß . In der Mitte gab es eine Erhebung, deren Umrisse im Näherkommen eckiger wurden, bis sich vor dem grauen Himmel Türme abzeichneten: Duncraig — am Ende der Welt.
    Zur Landseite war es von einer hohen Mauer umgeben. Zwei Tortürme und in der Mitte eine Pechnase umrahmten den Eingang. Die Busse fuhren bis vor das Tor. Stumm stiegen die Ritter aus. Keiner wollte sich seine Enttäuschung anmerken lassen, und so merkte sie jeder an allen.
    Nur Iain Mac Harris war voll freudiger Erregung. „Da sind wir! Das ist Duncraig Castle. Bevor ich euch alles zeige, kommt die Überraschung. Wartet hier! Ich schaue, ob sie sind noch beim Essen.“ Er verschwand durch das quietschende Tor. Die Ritter legten ihre Koffer, zusammengerollten

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