Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)
Anfang an kollabiert. Dadurch lässt sich die Schrödinger Katze und ganz allgemein das Fehlen von Überlagerungsphänomenen bei makroskopischen Objekten erklären. Eine Katze, die gleichzeitig lebendig und tot ist, entzieht sich unserer Vorstellung gänzlich.
Die Kopenhagener Deutung versucht übrigens gar nicht erst, das mathematische Konstrukt - zum Beispiel die Wellenfunktion, die das Verhalten eines Systems in der Quantenmechanik beschreibt einer realen Entsprechung zuzuordnen. Viel eher erachtet diese Interpretation diese mathematischen Eigenschaften einfach als notwendig, um das Phänomen an und für sich herleiten zu können.
Die Kopenhagener Deutung ist übrigens nicht der einzige Versuch, die Quantenphysik zu interpretieren. Zwei weitere Kandidaten werden als plausibel angesehen. So etwa die Viele-WeltenInterpretation. Diese nimmt an, dass jeder mögliche Ausgang einer Entscheidung in parallelen Welten tatsächlich realisiert wird. Die Realität spaltet sich demnach in jedem Moment auf in unzählige Universen, wobei jeder mögliche Weg verwirklicht wird. Die vermeintlichen Zustandsüberlagerungen wären demnach keine wirklichen Zustandsüberlagerungen, sondern jeder Zustand wird in einer parallelen Welt realisiert. Der Atomkern zerfällt in unserer Welt, während dem er in einer parallelen Welt stabil bleibt. Wie bereits ausgeführt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Couch in die Küche marschiert oder zum Sessel mutiert extrem gering, aber trotzdem grösser als null. Gemäss der Viele-Welten-Interpretation wird jeder auch noch so unwahrscheinliche Vorgang in einer Parallelwelt realisiert. Es gibt demnach ein Universum, in dem Sie jede Lottoziehung gewinnen und ein Universum, in dem Sie jeder Blitz trifft, der irgendwo niedergeht.
Die meisten Physiker können sich mit dem Gedanken, dass es unzählige parallele, aber nicht zugängliche Universen geben soll, nicht anfreunden. Warum sollte die Natur auch so verschwenderisch sein und jeden möglichen Zustand erzeugen? Welcher Sinn würde sich aus Entscheidungen ergeben, wenn ohnehin alles irgendwo passiert?
Denn solange eine, wenn auch geringe, Wahrscheinlichkeit für ein Ereignis besteht, wird dieses Ereignis in einer Parallelwelt realisiert. Folglich könnten Menschen in einer Parallelwelt extrem alt werden. Jede Sekunde und Stunde wird die Wahrscheinlichkeit zu sterben grösser. So lange sie nie wirklich gleich null ist und somit ein Fünkchen Wahrscheinlichkeit bestehen bleibt, würde der Mensch in einer Parallelwelt prinzipiell weiter leben.
Eine dritte Interpretation der Quantenphysik, die auf den ersten Blick realistischer erscheint, führt den Quantenspuk auf verborgene Variablen zurück. Verborgene Variablen, die in höheren Dimensionen oder bisher unverstandenen Aspekten der modernen Physik anzusiedeln sind und die Unheimlichkeit der Quantenwelt letzten Endes auf die Unwissenheit des Menschen zurückführen. Zwar postuliert die Kopenhagener Deutung als wohl populärste Interpretation die Wahrscheinlichkeit und den Zufall als grundlegendes Naturprinzip quantenmechanischer Vorgänge. Allerdings war auch Newton seinerzeit überzeugt, jede beliebige Geschwindigkeit erreichen zu können, wenn er sich einfach immer schneller bewegt. Es dauerte dreihundert Jahre, bis Albert Einstein mit der Relativitätstheorie die kosmische Höchstgeschwindigkeit auf die Lichtgeschwindigkeit beschränkte. Oder wer hätte zu Zeiten Newtons gedacht, dass die Gravitation auf ein geometrisches Prinzip einer vierdimensionalen Raumzeit zurückzuführen ist.
Auch die Interpretation und damit das wirkliche Verständnis der Quantenphysik werden sich wohl erst aus einer umfassenderen Theorie ergeben. Erklären können wir die Quantenphysik auf jeden Fall noch nicht, auch wenn wir sie mittlerweile in ein solides, mathematisches Gerüst gezimmert haben.
3.5 Der Tunneleffekt
Einstein trug massgeblich zur Entwicklung und dem Erfolg der Quantenphysik bei. Dennoch wehrte er sich mit aller Kraft gegen die mysteriösen Phänomene, die spukhafte Gestalt, die die Theorie der Natur aufzuzwingen schien. Nicht nur, dass die mikroskopische Welt zu einem vom Zufall regierten Charakter neigte. Auch die Relativitätstheorie glich plötzlich dem Wank eines Betrunkenen, als Theorien und Beobachtungen Phänomene wie Schwarze Löcher, Zeitreisen mit einer Handvoll Paradoxa und die chronische Instabilität des Universums vorhersagten. Als Einstein im Patentamt in Bern die Umwälzung der
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