Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)
Weltformel entschlüsselt haben sollten.
5.5.10 Mysterien der Quantenphysik
In der Quantenphysik regieren Wahrscheinlichkeitswellen, spukhafte Fernwirkungen, seltsame Zustandsüberlagerungen und Quantensprünge. Wir verfügen zwar über gute Formalismen, um diese verblüffenden Phänomene mathematisch zu erfassen und zu beschreiben. Wir können aber bis heute nicht erklären, weshalb der Ausgang eines Experiments davon abhängt, ob wir das Experiment beobachten oder nicht, oder wie die spukhafte Fernwirkung scheinbar die Lichtgeschwindigkeit überwinden kann. Ebenso wenig verfügen wir über eine schlüssige Interpretation des Quantenspuks, die uns erklärt, auf welchem fundamentalen Prinzip dieses mikrokosmische Chaos beruht oder wie sich Quantenphysik und allgemeine Relativitätstheorie zusammenführen lassen, um das Universum einheitlich und widerspruchsfrei zu erklären.
5.5.11 Wird Mathematik entdeckt oder erfunden?
Vielleicht ist Ihnen beim Lesen der Kapitel zur Weltformel aufgefallen, dass sich die dortigen Forschungen ausgesprochen stark auf mathematische Methoden stützen. Da die Forschungsbereiche der Stringtheorie experimentell zumindest mit den gegenwärtigen Möglichkeiten nicht zugänglich sind, ist die Mathematik vorläufig das einzige Werkzeug, um die Natur tiefgreifender zu entschlüsseln und zu verstehen. Wenn wir die Physik und ihre Gesetze betrachten, stellen wir schnell fest, dass es sich allesamt um mathematische Formalismen handelt, die die Realität sehr präzise und umfassend beschreiben. Obwohl wir es uns natürlich seit der frühen Schulzeit gewohnt sind, dass Naturgesetze in mathematischen Gleichungen ausgedrückt werden, so ist genau dieser Umstand doch sehr erstaunlich und bringt mich zur Leitfrage, ob die Mathematik ein universelles Gut ist, das nur auf seine Entdeckung wartet, oder ob Mathematik eine Erfindung des Menschen ist, die sich zufälligerweise ausgesprochen gut eignet, um die Naturgesetze zu beschreiben? Die Allgemeine Relativitätstheorie – eine physikalische Theorie, geschrieben in der Sprache der Mathematik – wurde von Albert Einstein entdeckt. Wäre Einstein nicht gewesen, hätte sie auch ein anderer, ähnlich begabter Physiker früher oder später entdecken können. Die Relativitätstheorie beschreibt ein Verhalten der Natur, das da ist, ob wir es begreifen, erklären oder gar mathematisch beschreiben können oder nicht. Wie sieht es aber mit Mathematik aus? Ist diese Wissenschaft eine nützliche Erfindung, ein Werkzeug, um naturwissenschaftliche Zusammenhänge auszudrücken, das ständig weiterentwickelt und verbessert wird? Oder ist die Mathematik gewissermassen die natürliche Sprache, in der die Naturgesetze verfasst sind und die daher durch den Menschen nicht erfunden, sondern nur entdeckt werden kann? Ist vielleicht die Mathematik das eigentliche Naturgesetz und die Physik nur eine Interpretation davon?
Ebenso grundsätzlich wie die Frage, woher Elementarteilchen ihre Massen haben, ist die Frage, ob die Mathematik als uruniverselles Gesetz auf ihre Entdeckung wartet, oder als Erfindung des Menschen weitererfunden werden muss.
5.5.12 Was kommt als nächstes?
In der Wissenschaft wird die Güte eines Wissenschaftlers oftmals an der Menge an Zitaten gemessen, die ihm durch andere Forscher zu Teil werden. Gegenwärtig ist Edward Witten einer der meist zitierten Wissenschaftler der Welt. Witten beschäftigt sich mit der Vereinigung der Quantenphysik und der Relativitätstheorie, also dem Entdecken einer Weltformel, der so genannten Stringtheorie. Angesichts der Ressourcen und Kapazitäten, die weltweit in diesen Bereich der Forschung investiert werden, ist ein Durchbruch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten denkbar. Ein Durchbruch würde insbesondere bedeuten, eine Vorhersage zu machen, die durch Experimente überprüft werden kann. Denn gegenwärtig sind die Weltformeltheorien derart fundamental, dass sie sich durch Experimente nicht falsifizieren lassen. Aus einer Weltformeltheorie könnten wir möglicherweise auch weitere Schlüsse gewinnen, wie wir uns Quanten- und Relativitätseffekte in technologischen Entwicklungen nutzen könnten. Bahnbrechende Fortschritte sind aber auch in anderen Bereichen der Physik denkbar. So wäre die Entdeckung eines Hochtemperatur-Supraleiters, der auch bei Zimmertemperatur Supraleitereigenschaften zeigt, eine Sensation und würde unsere Technologie und Gesellschaft nachhaltig verändern. Denn dadurch wäre es erstmals
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