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Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Titel: Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Krzywik-Groß , Torsten Exter , Stefan Holzhauer , Henning Mützlitz , Christian Lange , Stefan Schweikert , Judith C. Vogt , André Wiesler , Ann-Kathrin Karschnick , Eevie Demirtel , Marcus Rauchfuß , Christian Vogt
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Ihr Stolz wird sich sicherlich schnell wieder erholen, wenn Sie uns Platz machen. Alles, was wir wollen, ist der Prototyp.“
    Ich war konsterniert. Ich war fest davon überzeugt gewesen, es ginge um die Frau und ihre moralischen Verfehlungen, nicht um die Puppe. Wer war noch alles hinter dem Ding her?
    „Ich habe keine Zeit zu diskutieren. Machen Sie den Weg frei, Tadeusz. Seien Sie nicht dumm und opfern Sie sich nicht für jemanden, den Sie gerade erst kennengelernt haben.“
    „Meine Mutter hat immer zwei Sachen zu mir gesagt. Erstens: Sei stets nett zu Fremden. Zweitens: Stell nichts Dummes an. Ich habe nicht sehr oft auf meine Mutter gehört.“
    Ich riss die Pistole hoch und feuerte beide Läufe auf den Mann ab. Wenn ich schon untergehen sollte, dann zumindest mit rauchender Waffe in der Hand.
    Ich bereitete mich innerlich darauf vor, von Kugeln zerfetzt zu werden, als ich über mir eine Bewegung wahrnahm. Ich sah Aurora Garibaldi, die sich über die geöffnete Luke beugte und schneller, als ich reagieren konnte, etwas hindurch warf. Direkt vor meiner Nase fiel ein mechanischer Gegenstand von der Größe einer Billardkugel herab. Ich sah ein filigranes Muster hauchdünner Metalldrähte und Verstrebungen. Im Inneren der Kugel glaubte ich klitzekleine Zahnräder und Spulen entdecken zu können. Doch ich es konnte nicht beschwören, denn schon prallte die Kugel auf den Boden des Zwischenabteils und zerbarst in unzählige Splitter. Im selben Augenblick zuckten Blitze durch den Zug. Ein regelrechter Elektrosturm stieg von den zerbrochenen Teilen auf und fegte durchs Abteil. Die Weißen Westen wurden von den Entladungen erfasst. Ich sah, wie sie epileptisch zuckten. Unkontrolliert feuerten sie Schüsse ab. Ich sah, wie mindestens zwei von ihnen zu Boden gingen. Wie durch ein Wunder wurde ich weder von den Blitzen noch von den herumschwirrenden Kugeln getroffen.
    „Komm schon, Kemil Tadeusz“, hörte ich Auroras Stimme über mir. Ob es ihre Aufforderung oder meine unbändige Angst war, wusste ich nicht. Zumindest ignorierte ich den Schmerz in meinem Schenkel und zog mich durch die Luke.
    Kalter Fahrtwind, gemischt mit Schneeregen, peitschte mir ins Gesicht und zerrte an meinen Kleidern. Aurora gab mir Halt, ohne den ich in den sicheren Tod gestürzt wäre. Ich kniete mich aufs Dach des Zuges.
    Verdammte Höhen!
    „Was zum Teufel war das?“, wollte ich wissen.
    „Ich dachte, Sie könnten Hilfe gebrauchen.“
    Ich schüttelte den Kopf. Jetzt zog sie schon mit bissigen Kommentaren mit mir gleich. Wir grinsten einander an.
    „Mein Spielzeug wird die Herren nicht ewig beschäftigen. Wie war noch gleich Ihr Plan, Kemil Tadeusz?“
    „Gut, dass sie mich daran erinnern. Ich habe keinen.“
    Aurora verzog das Gesicht.
    „Aber ich schätze, wir müssen von dem Zug runter. Nach Möglichkeit, bevor wir in den nächsten Bahnhof einfahren“, fügte ich an.
    „Auch da kann ich helfen.“
    Sie hob die Puppe in die Höhe. Ich blickte sie verwundert an.
    „Würden Sie sich bitte an mir festhalten?“
    „Was dann? Tragen uns Blitze vom Zug oder verwandelt sich die Puppe in ein Luftschiff?“
    „Seien Sie nicht albern.“ Ein Lächeln erreichte ihren Mundwinkel.
    In Ermangelung von Alternativen und wohl auch etwas wirr durch den hohen Blutverlust tat ich, wie mir geheißen. Ich umarmte Aurora und klammerte mich an ihre Hüften.
    „Das ist zwar sehr angenehm, aber was nun?“
    „Nur festhalten, Kemil Tadeusz.“
    Sie reckte die Puppe noch höher, und ich hatte bereits Angst, der Fahrtwind könne sie ihr entreißen. Auf das, was dann geschah, haben mich auch viele Jahre als Finder nicht vorbereitet.
    Die Hände am Ende der knubbeligen Puppenarme klappten zur Seite. Ich dachte zuerst, ich würde phantasieren, doch es geschah wirklich. Goldene Spinnenbeine fuhren aus den Puppenarmen. Sie wiesen zahlreiche Glieder auf und klappten in rasantem Tempo immer weiter auseinander. Es sah aus, als fahre die Puppe gewaltige Antennen aus, doch hatte das sicherlich nichts mit Funkwellen zu tun. Meter für Meter verlängerten sich die spinnengleichen Gliedmaßen. Erst dann sah ich, dass auch aus den Füßen goldene Beine wuchsen und mich sowie Aurora umschlangen.
    Panik stieg in mir auf. Was war das für ein Hexenwerk?
    Schon nach wenigen Augenblicken konnte ich mich kaum noch rühren, so fest war ich im Griff der Puppe.
    „Das ist nicht witzig“, stotterte ich. „Machen Sie, dass sie aufhört!“
    Im nächsten Augenblick wurde ich

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