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Eisberg

Titel: Eisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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hatte, er könnte Neth über die Schulter langen und sie mit Händen greifen. Und um seine Anspannung noch zu erhöhen, türmten sich jetzt die Wände des Eisbergs hoch über dem Flugzeug auf, und der Gipfel verschwand vollständig über dem Rahmen des Cockpitfensters.
    Ein einziger Ruck, dachte er, eine kurze heimtückische Bö, und die Spitze des Backbordflügels taucht in einen Wellenkamm und die ganze großartige Maschine verwandelt sich augenblicklich in einen wirbelnden Trümmerhaufen.
    Endlich entdeckte Neth etwas … etwas Undeutliches, Schemenhaftes, an der Grenze zwischen Wirklichkeit und Einbildung. Langsam nahm es feste Formen an; es schien von Menschenhand zu stammen. Schließlich – Rapp kam es wie nach einer Ewigkeit vor – schloß Neth das Fenster wieder und schaltete das Mikrophon ein.
    »Sloan? Haben Sie es gesehen?« Die Worte klangen dumpf und unklar, als ob Neth in ein Kissen spräche. Zuerst dachte Rapp, daß Neths Kiefer und Lippen eingefroren wären, doch als er ihn verstohlen musterte, bemerkte er verblüfft, daß Neths Gesicht nicht vor Kälte, sondern aus purem Entsetzen erstarrt war.
    »Ich habe es gesehen.« Wie ein mechanisches Echo kam Sloanes Stimme über die Bordanlage. »Aber ich kann es einfach nicht glauben.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte Neth. »Aber es ist dort unten – ein Schiff, ein Geisterschiff, das im Eis verpackt ist.« Er wandte sich an Rapp und schüttelte den Kopf, als traute er seinen eigenen Worten nicht. »Ich konnte keine Einzelheiten erkennen … nur die verwischten Umrisse des Bugs oder möglicherweise des Hecks, das war nicht sicher auszumachen.« Er setzte die Brille ab und deutete mit dem rechten Daumen in die Höhe, für Rapp das Zeichen, die Maschine hochzuziehen. Dankbar atmete Rapp auf und schuf endlich wieder einen beruhigenden Abstand zwischen der Maschine und dem kalten Atlantik.
    »Entschuldigen Sie, Lieutenant«, ließ sich Hadley über den Kopfhörer vernehmen. Er beugte sich über sein Radargerät und beobachtete sorgfältig einen kleinen weißen Punkt, der sich fast genau in der Mitte des Schirms befand. »Die Gesamtlänge dieses Dings im Berg beträgt ungelogen vierzig Meter.«
    »Höchstwahrscheinlich ein verlassener Fischkutter.« Neth massierte intensiv seine Wangen, wobei er Schmerzen verspürte, als das Blut wieder zu zirkulieren begann.
    »Soll ich mich mit dem District Headquarters in New York in Verbindung setzen und eine Rettungsmannschaft anfordern?« fragte Rapp sachlich.
    Neth schüttelte den Kopf. »Es ist nicht nötig, ein Rettungsschiff hierherzuhetzen. Ganz offensichtlich gibt es keine Überlebenden. Wir werden einen genauen Bericht verfassen, wenn wir in Neufundland zurück sind.«
    Es entstand eine Pause. Dann bat Sloan: »Fliegen Sie noch mal über den Eisberg, Käpt'n. Ich möchte ihn farbig markieren, damit wir ihn rascher wiederfinden.«
    »Sie haben recht, Sloan. Werfen Sie die Markierung ab, wenn ich Ihnen ein Zeichen gebe.«
    Neth wandte sich Rapp zu: »Überfliegen Sie den Berg in hundert Meter Höhe.«
    Die Boeing, deren vier Motoren immer noch mit gedrosselter Kraft liefen, schwebte wie ein ungeschlachter Vogel aus dem Mesozoikum, der auf Nestsuche war, über den imposanten Eisberg. Am Rumpfende des Laderaums hob Sloan seinen Arm und wartete. Dann warf er auf Neths Kommando ein Gurkenglas voll roter Farbe hinaus. Das Glas wurde kleiner und kleiner, schrumpfte zu einem winzigen Punkt zusammen und schlug endlich auf der glatten Oberfläche des Zieles auf. Ein zinnoberrot leuchtender Fleck breitete sich langsam auf der Millionen von Tonnen schweren Eismasse aus.
    »Genau getroffen.« Neths Stimme klang beinahe heiter. »Die Rettungsmannschaft wird ihn ohne Schwierigkeiten finden.« Dann verdüsterte sich sein Gesicht plötzlich und er starrte auf den kleinen Fleck hinab, wo das Schiff eingesargt lag.
    »Arme Teufel! Ich frage mich, ob wir jemals erfahren, was ihnen zugestoßen ist.«
    Rapps Blick wurde nachdenklich. »Sie hätten sich jedenfalls keinen größeren Grabstein aussuchen können.«
    »Der wird aber nicht lange halten. Zwei Wochen, nachdem dieser Berg im Golfstrom treibt, wird von ihm so wenig übrig sein, daß es nicht einmal reicht, ein paar Dosen Bier zu kühlen.«
    In der Kabine breitete sich Schweigen aus, eine Stille, die durch das ununterbrochene Dröhnen der Maschine nur noch unterstrichen wurde. Einige Minuten lang sprach niemand, jeder war in seine eigenen Gedanken versunken. Sie konnten

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