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Eischrysanthemen

Eischrysanthemen

Titel: Eischrysanthemen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Murasaki
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erkennen. Stattdessen überflog Kiras Gesicht eine leichte Ungeduld, während er aus dem überlangen Obi-Gürtel gewickelt wurde.
    Plötzlich drehte er den Kopf und seine im matten Licht schwarz wirkenden Augen erfassten Vincent. Vincent fühlte sich ertappt, während Kiras schwarz nachgezogene Augenbraue nach oben wanderte. Er stand er auf.
    „Guten Abend, mein Name ist Vincent Wood, ich bin wegen des Interviews hier“, begann er und fragte sich nur eine Sekunde später, ob dieser Mann überhaupt seine Sprache verstand. Vincent hatte angenommen, dass Kira einen Dolmetscher haben würde. Immerhin war das bei vielen ausländischen Künstlern so üblich.
    „Ach ja, das Interview.“ Kira sprach mit deutlich japanischem Akzent.
    Vincent atmete auf, zumindest würde er sich verständigen können.
    „Dafür habe ich jetzt gar keine Zeit, da ich gleich weg muss“, fuhr der Schauspieler fort und blickte zum Spiegel.
    Vincent blieb der Mund offen stehen. Was zur Hölle sollte das? Er war pünktlich gewesen und hätte dieser Mann ihn nicht fast eine Stunde warten lassen, dann wäre für das Interview auch noch genug Zeit gewesen.
    „Nun, es sind wirklich nur ein paar Fragen, es wird sicherlich nicht lange dauern, wenn wir gleich anfangen“, versuchte Vincent zum einen freundlich und zum anderen stur zu bleiben, während Kira der Kimono abgenommen wurde. Nun stand er nur noch in einem langen Wickelrock da und griff nach einem Abschminktuch.
    „Ich pflege derartige Dinge nicht irgendwo in meinen Zeitplan zu quetschen“, sprach Kira weiter.
    „Ich nahm auch an, dass wir gleich nach der Vorstellung beginnen würden“, sagte Vincent ein wenig spitz, weil es ihm wirklich zu bunt wurde.
    Kira hielt in der Bewegung inne, ließ das Abschminktuch sinken und betrachtete Vincent eingehender, der versuchte, sich von seinem Zorn nichts anmerken zu lassen. Es entstanden einige Sekunden des Schweigens, in denen weder Kira noch Vincent sich rührten. Einzig die Garderobiere, welche den Kimono auf einen Ständer hängte, erzeugte Geräusche. Schließlich seufzte Kira und zuckte mit den Schultern.
    „Nun gut, verschieben wir es auf einen anderen Tag“, gab er deutlich gelangweilt zurück und wandte sich ab, um nun endlich mit dem Abschminken seines Halses zu beginnen.
    Vincent entspannte sich ein wenig, auch wenn das seine verschwendete Zeit nicht wieder zurückbringen würde.
    „Morgen?“, bohrte er nach, als Kira sich nicht dazu herabließ, einen Termin zu nennen.
    „Morgen ist Montag, nicht wahr?“, fragte Kira und auf Vincents Nicken fuhr er fort: „Also gut, dann Montag, da ist ohnehin keine Vorstellung.“
    „Wäre Ihnen nachmittags recht? Gegen vier Uhr?“, erkundigte sich Vincent.
    „Nein, da habe ich keine Zeit. Ich werde am Tag London besichtigen und bin noch am frühen Abend zu einer kleinen Party des Intendanten eingeladen.“ Noch während Kira sprach, fragte sich Vincent unwillkürlich, wann Kira sich Zeit für das Interview nehmen wollte! Nachts wäre er dann bestimmt zu müde, dachte Vincent schon fast gereizt und wollte den Mund aufmachen, um genau das anzufragen, als Kira plötzlich doch einlenkte. „Aber das wird sicherlich nicht zu lange dauern. Wie wäre es mit acht Uhr, in der Lounge meines Hotels?“
    Von diesem Vorschlag deutlich besänftigt, notierte Vincent den Termin, gleich neben der Adresse des Hotels.
    „Gut, dann sehen wir uns morgen also um acht. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend“, verabschiedete sich Vincent so höflich, wie es ihm möglich war, und sammelte seine Sachen zusammen, um die Garderobe des Schauspielers endlich zu verlassen. Nein, glücklich war er ganz und gar nicht, und es gefiel ihm auch nicht, wie man mit ihm umgesprungen war, doch so war eben das Los von Journalisten, gerade, wenn sie frei und ohne Vertrag arbeiten mussten.
     

Es war schon fast Mitternacht, als Vincent seine Wohnung erreichte, wegen des winterlichen Wetters ausgekühlt und auch ziemlich verstimmt. Seine Laune besserte sich nicht, als er einen Zettel an seiner Tür fand, der nur von Marianne stammen konnte, die in der Wohnung gegenüber lebte. Klingel bei mir, wenn du wieder zurück bist, ich glaube, meine Katze ist bei dir , stand da in scharfen Buchstaben geschrieben. Vincent seufzte.
    Dennoch klingelte er bei Marianne, die auch gleich öffnete. In ihren Wohlfühlsachen hätte sie eigentlich unförmig wirken sollen, tat es aber aufgrund ihrer beneidenswerten Figur nicht. Sie hatte ihre

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