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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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jemandem, mit dem ich in L.A. sprechen kann. Jemand, mit dem Sie gearbeitet haben.«
    Sie nannte ihm den Namen und die Nummer von Detective Robert Logan, und Ben schrieb sich alles auf.
    »Heißt das, Sie sind bereit, mir zu glauben?«, fragte sie.
    »Es heißt … dass ich interessiert bin. Es heißt, ich werde mein Möglichstes tun, aufgeschlossen zu bleiben.« Er schüttelte den Kopf. »Ich will Sie nicht belügen, Cassie. Ihre Behauptung, fähig zu sein, in den Kopf von Mördern einzudringen, ist etwas, womit ich mich schwertue.«
    »Das verstehe ich. Damit haben die meisten Menschen Schwierigkeiten.«
    Ben kreiste den Namen und die Nummer ein, die er auf einen Notizblock geschrieben hatte. »Können Sie mir sonst noch etwas über diesen angeblichen Mörder erzählen?«
    Sie bedachte ihn mit einem weiteren dieser direkten Blicke, die wie eine warme Berührung waren. »Ich kann Ihnen sagen, dass er bisher noch nie getötet hat – zumindest kein menschliches Wesen.«
    »Er könnte etwas anderes getötet haben?«
    »Vielleicht. Sind hier Tiere getötet worden oder verschwunden, ohne dass es eine Erklärung dafür gibt?«
    »Sie meinen, in letzter Zeit? Nicht, dass ich wüsste.«
    »Es könnte in letzter Zeit passiert sein. Doch es ist wahrscheinlicher, dass er solche Sachen als Kind gemacht hat.«
    »Wenn ja, ist er nicht erwischt worden.«
    »Vermutlich. So was wird oft abgetan, wenn Jungen das machen. Außer es geschieht sehr regelmäßig oder ist besonders grausam. Nur wenige Menschen erkennen, dass es das früheste Anzeichen mörderischer Neigungen ist.«
    »Vor allem bei Serienmördern. Zusammen mit, wenn ich mich richtig erinnere, unnatürlich lang anhaltendem Bettnässen und Zündeln.«
    Cassie nickte. »Haben Sie einen der FBI-Kurse für Gesetzesvertreter absolviert?«
    »Ja, kurz nachdem ich diesen Posten bekommen habe. Wie steht es mit Ihnen?«
    Sie lächelte flüchtig. »Nein. Ich habe nur … so einiges an Informationen aufgeschnappt. Ich glaube, das hat mir geholfen, zumindest ein wenig, um die klinischen Begriffe und Erklärungen zu verstehen.«
    »Für Monster?«
    Sie nickte wieder.
    »Das tut mir leid«, sagte Ben.
    Ihre Augen weiteten sich ein wenig, dann wandte sie den Blick ab. »Ist schon gut. Ich habe bereits genug von Ihrer Zeit in Anspruch genommen. Nochmals vielen Dank, dass Sie mich empfangen haben. Und für Ihre Aufgeschlossenheit.«
    Sie erhoben sich beide, doch eine kaum wahrnehmbare Geste von Cassie hielt Ben auf seiner Seite des Schreibtisches fest. Trotzdem war er nicht bereit, sie so ohne Weiteres gehen zu lassen. »Warten Sie.« Er schaute sie eindringlich an. »Ihr Name. Ist das eine Abkürzung für Cassandra?«
    »Ja.«
    Leise sagte er: »Sie hat versucht, die Trojaner zu warnen – und niemand hat ihr geglaubt.«
    »Meine Mutter war Paragnostin. Sie wusste, dass ich auch eine werden würde. Manchmal glaube ich, sie hat mir den Namen gegeben, damit ich auf ein Leben voller Zweifel und Spott vorbereitet bin. Eine Erinnerung, die ich immer mit mir trage.«
    »Es tut mir leid«, wiederholte er.
    »Das muss es nicht. Wir haben alle unser Kreuz zu tragen.« Sie zuckte die Schultern und wandte sich ab, hielt aber inne, als er erneut sprach.
    »Die trojanische Kassandra wusste, dass sie das, was geschehen würde, nicht ändern konnte. Sie wusste, man würde ihr nicht glauben. Es zerstörte sie. Lassen Sie nicht zu, dass es Sie zerstört, Cassie.«
    Ohne ihn anzuschauen, antwortete sie: »Es gab noch etwas, das diese andere Kassandra wusste. Sie kannte ihr eigenes Schicksal. Und sie konnte ihm nicht entkommen.«
    »Kennen Sie es?«
    »Mein Schicksal? Ja.«
    »Ich dachte, Sie könnten die Zukunft nicht vorhersagen.«
    »Nur meine. Nur mein eigenes Schicksal.«
    Er verspürte ein leichtes Frösteln. »Ist es etwas, dem Sie entkommen möchten?«
    Cassie ging zur Tür und hielt wieder inne, diesmal mit der Hand auf dem Türknauf. Sie blickte zu ihm zurück. »Ja. Aber ich kann nicht. Ich bin fast dreitausend Meilen weit gerannt, und es war nicht weit genug.«
    »Cassie …«
    Aber sie war verschwunden, war durch die Tür geschlüpft und hatte sie leise hinter sich geschlossen.
    Wieder allein, ließ sich Ben auf seinen Stuhl sinken und schaute einen Moment lang abwesend auf den Namen und die Nummer, die er sich notiert hatte. Dann drückte er auf die Gegensprechanlage. »Janice, ich hätte da einige Recherchen, die Sie möglichst bald für mich erledigen müssten. Aber als Erstes muss ich mit

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