Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
Frieda befürchtete, dass sie davonlaufen könnte. Sandy ging in die Knie. »Wie heißt du denn?«, fragte er sie in sanftem Ton.
»Ginny.«
»Das ist ein schöner Name. Ginny, warum hast du das gesagt?«
»Weil er gesagt hat, dass ich das soll.«
»Wer?«, fragte Sandy.
»Der Mann.«
Sandy sah erst Frieda und dann wieder die Kleine an. »Kannst du ihn mir zeigen?«
Sie blickte sich um. »Nein«, antwortete sie.
»Was hat er zu dir gesagt?«
»Er hat gesagt: ›Gib der Frau da diese Blumen und sag …‹« Sie schwieg. »Jetzt habe ich es vergessen!«
»Ginny!«, rief eine Stimme. »Ginny!«
Das kleine Mädchen rannte zurück zu seiner Mutter.
»Was sollte denn das?«, fragte Sandy.
»Er beobachtet mich«, antwortete Frieda fast im Flüsterton.
»Wer?«
»Dean«, sagte sie, »Dean Reeve. Er ist hier. Er verfolgt mich die ganze Zeit. Ich spüre seine Anwesenheit. Er war es. Ich weiß, dass er es war.« Mit einem wilden Ausdruck in den Augen wandte sie sich wieder Sandy zu. »Ich wäre gar nicht in der Lage gewesen, Beth die Kehle durchzuschneiden. Ich wäre auch nicht in der Lage gewesen, ihr den Gürtel aus der Hose zu reißen und mir damit das Bein abzubinden. Er hat mich gerettet. Dean Reeve hat mir das Leben gerettet.«
Sie wartete darauf, dass er sagen würde, sie sei paranoid oder verrückt, aber das tat er nicht. »Warum?«, fragte er stattdessen.
»Weil er derjenige sein möchte, der die Macht hat, mich zu zerstören.«
»Was sollen wir jetzt tun?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Was kann ich tun?«
»Ich habe ›wir‹ gesagt.«
»Ich weiß. Danke.«
Sandy legte die Arme um sie, und Frieda lehnte sich an ihn. Einen Augenblick schwiegen sie beide.
»Sollen wir zusammen den Hügel hinaufwandern?«
Frieda schüttelte den Kopf. »Wir sollten jetzt gehen. Es wird dunkel. Der Tag ist vorüber.«
Zum Weiterlesen nach »Eisiger Dienstag«:
NICCI FRENCH
SCHWARZER MITTWOCH
PSYCHOTHRILLER
Deutsch von
Birgit Moosmüller
LESEPROBE
von Band 3 der neuen Nicci-French-Serie
Erscheint im Winter 2013
C. Bertelsmann
N ichts deutete darauf hin, dass etwas nicht stimmte. Es handelte sich um ein ganz normales Reihenhaus an einem ganz normalen Mittwochnachmittag im April. Genau wie all die anderen Häuser in der Straße besaß es einen langen, schmalen Garten. Derjenige zu seiner Linken wurde seit Jahren nicht mehr richtig gepflegt, er war inzwischen von Nesseln und Gestrüpp überwuchert. In dem alten Plastiksandkasten am hinteren Ende staute sich fauliges Wasser, und daneben lag ein umgekipptes Fußballtor in Kindergröße. Der Garten auf der rechten Seite war asphaltiert und gekiest. Dort standen ein paar Pflanzen in Terrakottakübeln, eine Sitzgruppe, die den Winter über zusammengeklappt im Schuppen verstaut wurde, und ein mit schwarzer Abdeckplane geschützter Grill, den die Besitzer während der Sommermonate in die Mitte der Terrasse rollten.
Der Garten dazwischen aber bestand aus einer Rasenfläche, die vor Kurzem zum ersten Mal in diesem Jahr gemäht worden war. An einem alten, knorrigen Apfelbaum leuchteten weiße Blüten. Die Rosensträucher und Büsche, die den Rasen begrenzten, waren so weit zurückgeschnitten, dass ihre Zweige wie Stöcke aus dem Boden ragten. Nahe der Küchentür blühten mehrere Grüppchen orangeroter Tulpen. Unterhalb des Fensters standen leere Blumentöpfe, daneben lag ein einzelner Turnschuh mit gebundenen Schnürsenkeln. Über ein Brett, das als Futterplatz für die Vögel diente, waren ein paar Samenkörner verstreut. Neben dem Fußabstreifer standen zwei leere Bierflaschen.
Die Katze kam gemächlich den Garten entlang. Vor der Tür blieb sie einen Moment stehen und hob den Kopf, als wartete sie auf etwas. Dann schob sie sich mit einer geschmeidigen Bewegung durch die Katzenklappe in die geflieste Küche, deren Tisch sechs oder mehr Leuten Platz bot und von einer Anrichte flankiert wurde, die eigentlich zu groß für den Raum wirkte. Sie war mit Geschirr vollgestellt, und dazwischen lag allerlei Krimskrams: mehrere Tuben eingetrockneten Klebers, etliche Rechnungen, die noch in ihren Umschlägen steckten, ein Kochbuch, bei dem ein Rezept für Seeteufel mit eingemachten Zitronen aufgeschlagen war, ein Paar zusammengerollte Socken, eine Fünfpfundnote, eine kleine Haarbürste. Von einer Stahlstange über dem Herd hingen mehrere Pfannen. Neben der Spüle stand ein Korb mit Gemüse, in einem kleinen Regalfach waren weitere Kochbücher aufgereiht, auf dem
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