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Eiskalt Entflammt

Eiskalt Entflammt

Titel: Eiskalt Entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gibbs
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Rücken an die Wand, die Stirn auf die Knie gepresst. Während sie leicht hin und her wippte, verbannte sie die schrecklichen Bilder in die letzte Ecke ihres Kopfes. Ihr brummte der Schädel, o Gott, ihr war hundeelend zumute. Aber wenigstens hatte sie ihn.
    „Lou, schwing deinen Hintern hier rüber, wir haben zu tun!“ Peter holte sie vollständig in die Realität zurück.
    Seit einem Jahr waren sie Kollegen beim NYPD. Sie ließen einander in Ruhe, dafür schätzte sie ihn. Nachdem sie den kleinen Karton mit den Beweisstücken verschlossen hatte, stellte sie ihn an seinen Platz zurück und zog ihre Handschuhe an. Von der kleinen Anna war nur eine Nummer in einem langen Regal voller Kartons geblieben.
    Durch die Regalreihen ging sie zum Eingang der Asservatenkammer, um die neuen Stücke in Empfang zu nehmen. Peter erwartete sie mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen. Er war fünfzig Jahre alt, und die langen Dienstjahre zeichneten sich durch grobe Falten in seinem kubanischen Gesicht ab. Doch sein Sinn für Humor war ungebrochen. Nur einer der Gründe, weshalb sie ihn mochte. Er deutete mit einem Kopfnicken auf die Person, die auf der anderen Seite der Glasscheibe stand. Sam, die blonden Haare wie immer perfekt frisiert und mit einem unverkennbaren Zahnpastalächeln bewaffnet. Er war ein ehemaliger Kollege aus ihrem alten Team und sie war erleichtert, dass er sich die Zeit genommen hatte, die Beweismittel im Keller abzugeben. Bei den anderen hochrangigen Polizisten wappnete sie sich immer gegen die Sprüche und die abwertende Art, mit der sie behandelt wurde, doch bei Sam wusste sie, dass er wenigstens höflich sein würde.
    „Hey Lou, viel zu tun?“
    „Was hast du für uns, Sam?“
    Sie musterte den jungen Kommissar. Wahrscheinlich versuchte er einfach nur, nett zu sein, aber jeder in diesem Laden wusste, dass Small Talk nicht ihr Ding war. Sam probierte es trotzdem immer wieder.
    „Überfall auf der Siebzehnten, Schusswaffe und Drogen. Ich gebe dir Bescheid, wann man die Sachen wieder auslösen kann, dürfte nicht lange dauern.“ Er strich sich durch seine Mähne und setzte eine gespielt betrübte Miene auf. „Lou, möchtest du nicht wieder mit uns auf die Straße? Du vermisst das doch, oder?“
    „Und diese schöne Umgebung hier aufgeben?“
    Während die Leuchtstoffröhre flackerte und die nackten Betonwände noch trostloser erscheinen ließ, seufzte Sam und sah sie skeptisch an. Was für eine Frage. Natürlich fehlte ihr der Außendienst. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und ging davon. Sie arbeitete seit einem Jahr in der Asservatenkammer. Niemand hatte damit gerechnet, dass die junge, vielversprechende Polizistin mit Spezialgebiet Sprengstoffentschärfung hier unten landen würde. Man sagte ihr nach, sie wäre etwas eigen, ruppig im Umgang mit den anderen. Sollten sie, auf die Meinung anderer gab sie nicht viel, aber der Gedanke daran entlockte ihr ein Schmunzeln. Schon komisch. Ja, sie war eine Einzelgängerin, aber was sollte man machen, wenn man schon beim ersten Handschlag wusste, was das Gegenüber für einen parat hatte? Besser, man galt als eigen und unnahbar, als durchgeknallt und irre.
    Schadensbegrenzung, so nannte sie das. Ein dickes Fell war in dem Job überlebenswichtig. Die meisten Kollegen waren Männer, dumme Sprüche und Machtkämpfe an der Tagesordnung. Der beste Schutz gegen so was war, einen guten Job zu machen. Und das hatte sie mehr als ein Mal bewiesen. Sie hatte sich an Bomben getraut, bei denen selbst lang dienende Kollegen die Flucht ergriffen. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich alles ändern sollte. Sie wurde zu einer Geiselnahme gerufen. Ein Mann war Amok gelaufen, er wollte sich an seiner Exfrau rächen. Bis an die Zähne bewaffnet, rannte er in das ehemalige gemeinsame Haus des Paares und nahm insgesamt vier Geiseln. Seine Exfrau, deren beste Freundin und die zwei Kinder. Als Lou zum Einsatzort kam, waren schon vier Spezialkommandos vor Ort. Ein Polizeipsychologe versuchte, den aggressiven Mann zum Aufgeben zu überreden. Doch das Einzige, worauf er sich einließ, war, seinen jüngsten Sohn freizulassen. Daraufhin war er mit drei Frauen allein im Haus. Lou hatte die Szenerie zehn Minuten beobachtet und instinktiv gewusst, dass die Geiselnahme niemals ohne Blutvergießen enden würde. Dafür war der Hass gegen die Frauen zu groß. Nachdem sie die Fesseln des freigelassenen Jungen berührt hatte, waren nicht nur ihre Vermutungen bestätigt, ihr wurde auch

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