Eiskalt Entflammt
ihre Lebensgeschichte bildlich ausmalen. Das Foto zeigte eine attraktive, junge Frau, Ende zwanzig, blond und zierlich. Sie machte einen zerbrechlichen und unschuldigen Eindruck, hatte große blaue Augen , und doch konnte man etwas, d as genau dem Gegenteil entsprach, in ihrer Miene erkennen. Die unschuldige Ausstrahlung hatte sich die junge Frau sicher sehr früh zunutze gemacht.
Das dritte Profil zeigte einen blonden Mann mit Dreitagebart. Sein Name war Emmet Carter. Ein ehemaliger Elitesoldat, groß und extrem kampferfahren, mit den besten Zeugnissen. Ebenso wie Lou hatte er sich falsche, aber mächtige Feinde gemacht. Sie las einen Eintrag, der darauf schließen ließ, dass er sogar einen Vorgesetzten angegriffen hatte. Damals war er Mitglied eines legendären Teams der Navy Seals gewesen, das an einer Operation in Somalia beteiligt gewesen war. Mr. Carter weigerte sich , einen oppositionellen Freiheitskämpfer in ein staatliches Gefängnis zu überführen. Natürlich tat er das, schließlich kam so eine Order dem Todesurteil für den Mann gleich. Warum auch immer sich das Militär auf so einen politischen Deal eingelassen hatte, die Entscheidung war falsch. Emmet brachte den Mann im Schutz der Botschaft unter und zog so durch seine Befehlsverweigerung den Hass seines Vorgesetzten auf sich. Sie musste schmunzeln, denn sie fand dieses Detail sympathisch.
Die vierte Akte war die ei genartigste. Sie handelte von einem Mann namens Elias. Weder ein Nachname noch ein Foto war beigefügt. Eigenartig. Doch er hatte den Zusatz Special Cases . Das bedeutete, dass er nicht nur in der Lage war zu töten, sondern sich diesen Status schon durch diverse Taten erworben haben musste. Ein Schauder lief ihr eisig den Rücken hinunter. Wenn es einen Kandidaten in den Akten der SGU gab, der sie in Unruhe versetzte, dann dieser. Er schien der mysteriöse Unbekannte im Team zu sein. Ein Mann mit einer Vergangenheit, die nicht einmal von der CIA dokumentiert wurde, war erstens geheimnisvoll und zweitens verdammt gefährlich. Mehr konnte sie den spärlichen Aufzeichnungen nicht entnehmen. Obwohl alle Dokumente nur Auszüge der persönlichen Akten zeigten, war Elias ’ Akte mit Abstand die rätselhafteste.
Sie fröstelte und zog sich eine Decke um die Schultern. Das war es also, das geheimnisvolle Team SGU. Jeder einzelne Agent schien einzigartig. Ein Ex Navy Seal, ein Undercover Spezialist, eine Elitekämpferin und ein Mann mit dem Zusatz Special Cases . Eine besondere Einheit, ganz klar. Aber inwiefern begabt?
Lexington hatte einen Köder ausgeworfen. Anbeißen, oder nicht, das war die Frage.
Am nächsten Morgen war ihr Bauchgefühl eindeutig. Sie war neugierig geworden. Der Job reizte sie. Wenn es stimmte, dass jeder im Team besondere Fähigkeiten hatte, dann würde sie vielleicht endlich Antworten bekommen. Was, wenn sie nicht die Einzige war, die mit einem Fluch zu kämpfen hatte?
Peter hatte verwundert auf den Anruf reagiert. Sie hatte sich noch nie krankgemeldet, aber er gab ihr ohne zu zögern den Tag frei. Damit hatte sie sich noch ein wenig Bedenkzeit verschafft. Bevor sie bereit war, ihr Leben komplett umzukrempeln, musste sie das Team persönlich kennenlernen. Erst dann wollte sie sich endgültig entscheiden.
Nachdem sie ein paar Kleinigkeiten gepackt hatte, schwang sie sich auf die Kawasaki und fuhr nach Long Beach ans Meer. Dort setzte sie sich in den kühlen Sand und atmete tief durch. Es beruhigte, etwas so Mächtiges und Unberechenbares zu beobachten. Sie liebte das Meer. Die Gischt wirbelte Wassertropfen in den Wind und ließ einen salzigen Geschmack auf ihren Lippen zurück. Sie wartete. Er hatte gesagt, dass er sie finden würde , und sie wusste, dass er kommen würde.
Dumpfe Schritte näherten sich, bis seine Stimme hinter ihr ertönte . „Miss Miller, da Sie sich heute krankgemeldet haben, nehme ich an, dass Sie meinen Vorschlag überdacht haben und mein Angebot in Betracht ziehen?“
Damit bestätigte sich ihre Vermutung. Ihr Handy. So hatte er sie schnell hier draußen orten können und auch ihr Telefonat mit Peter abgehört. Die Jungs waren schnell, das musste man ihnen lassen.
„Für wen genau arbeiten Sie?“
„Sie spielen sicher auf das Emblem an, das auf den Akten zu sehen ist. Sehen Sie, die Intelligence Community, genannt IC, unterhält mehr als sechzehn verschiedene Dienststellen . De r CIA ist nur einer, mit dem wir ab und zu kooperieren. Wie gesagt, offiziell existiert unsere Abteilung
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