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Eiskalte Hand

Eiskalte Hand

Titel: Eiskalte Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther
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sank sie in einen unruhigen Schlaf.
     
    Ein Geräusch ließ Mia hochschrecken. Sofort waren ihre Sinne voll da. Irgendwie fühlte es sich kalt an im Raum. Regelrecht eisig. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte sie die Dunkelheit zu durchdringen. Da entdeckte sie auch schon die Quelle des Geräusches. Auf einem Sessel unweit von ihrem Bett saß ein Mann mittleren Alters und schaute in ihre Richtung. Die Hände hatte er vor dem Bauch ineinander verschränkt. Unter seinem grauen Kimono, blitzte ein weißes Hemd. Kein Anzeichen von Bedrohung oder Gefahr. Mias Muskeln entspannten sich allmählich wieder. Fragend schaute sie den Mann an. Sie kannte ihn nicht. Und doch meinte sie, ihn schon einmal gesehen zu haben. So systematisch, wie das in solch einer Situation möglich war, ging sie ihre Erinnerungen durch. Woher kannte sie sein Gesicht?
    Noch immer rührte sich der Fremde nicht – ganz zu schweigen davon, dass er etwas sagte. Also war es an Mia, das Gespräch zu eröffnen. „Wer seid ihr?“, fragte sie ihn mit leicht zögerlicher Stimme. Der Fremde legte den Kopf leicht schief und schaute sie eindringlich an – als wollten seine Augen die junge Frau durchbohren. Dann brach er sein Schweigen. „Wir haben uns nie kennengelernt, Wu Jen.“, sagte er. Große Anstrengung klang aus seiner Stimme; ganz so, als würde er eine schwere Last tragen, während er redete. „Ich bin der Vater von Wuan Ki Lun, dein Großvater.“ Jetzt wusste Mia, woher sie das Gesicht kannte. Auf einem der Gemälde in der Ahnengalerie über dem Kamin hatte sie ihn am Abend zuvor gesehen. Aber wie konnte das sein? Ihr Großvater war doch schon lange tot. Es arbeitete in ihrem Kopf? Wieder ein Traum? Oder ein Geist? Oder beides?
    „Ich habe nicht viel Zeit.“, hob der Großvater nun erneut an und ächzte dabei laut, „Hör mir bitte genau zu!“ Mia nickte einfach nur, viel zu baff, um etwas zu sagen. „Gehe nicht zum Artefakt. Es ist gefährlich.“ Mias Großvater zitterte jetzt am ganzen Leib. „Halte dich fern!“ Wieder zitterte er und bekam einen Hustenanfall. „Und denke immer daran“, seine Stimme brach jetzt fast, „es ist nicht alles so, wie es scheint...“ Die Erscheinung ihres Großvaters verblasste zunehmend. Mia konnte bereits durch ihn hindurch die Rückenlehne des Sessels erkennen. Ein gruseliger Anblick. „Begib dich…nicht in…Gefahr…“, seine Worte waren inzwischen nur mehr ein Wispern „…dämonische…Mächte…“ meinte sie noch zu vernehmen. Dann war der Spuk vorbei.
     
    Schweißgebadet fuhr Mia aus dem Schlaf hoch. Sofort richteten sich ihre Augen auf den Sessel. Doch wie erwartet, war dieser leer. Also doch ein Traum. Ein böser Traum. Mit der Bettdecke wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. Spielten ihre Nerven jetzt völlig verrückt? Woher kamen diese Warnungen? Hatte sie innerlich solche Angst, sich ihrer Vergangenheit zu stellen – ihrer eigenen Identität? Bei allem, was sie von Doran Zi erfahren hatte, brauchte sie sich keine Sorgen zu machen. Das Artefakt hatte ihrem Vater geholfen. Er war ein angesehener Mann, beliebt und geschätzt, sogar von den einfachen Leuten. Was sollte daran schlecht sein? Und überhaupt, sie gehörte nicht zu denen, die kurz vor dem Ziel einfach aufgaben – nur weil sie schlecht geträumt hatten. Vielleicht gehörte das ja sogar mit zu der Abwehrmagie des Hauses. Damit sich ja keiner an den Schatz heranwagte.
     
    Mias Verwirrung steigerte sich nun noch weiter. So viele Fragen – und so wenige Antworten. Unruhig tigerte sie durch das Zimmer. An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken. Ein ums andere Mal versuchte sie die Informationen, die sie hatte, zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Doch es wollte ihr einfach nicht gelingen. Entscheidende Teile des Puzzles fehlten. Also wartete sie wohl oder übel, bis endlich der neue Tag anbrach.
     

Kapitel 50
     
     
    Gemeinsam mit Doran Zi stand Mia vor dem Durchgang in der Wand, den sie am Abend zuvor entdeckt hatte. Von ihrem Traum hatte sie nichts erzählt. Das ging niemanden etwas an. Am Ende zweifelte der alte Mann womöglich noch an ihrem Verstand. Es reichte schon aus, wenn sie das selbst tat. Auch sonst behielt sie ihre Gedanken lieber für sich. Jetzt galt es erst einmal dieses Artefakt zu finden. Alles Weitere würde sich dann ergeben. Sie fühlte sich auf jeden Fall stark genug, um alle potenziellen Gefahren und Bedrohungen zu meistern. Egal was das Traumbild ihres Großvaters auch sagte.
     
    Etwas

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