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Eiskalte Hand

Eiskalte Hand

Titel: Eiskalte Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther
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durfte nicht aufgehen. Sie musste ihn um jeden Preis durchkreuzen. „Zeig mir die Papiere, von denen du gesprochen hast.“, befahl sie dem Patriarchen und zerrte ihn aus dem Bett. Mit wackeligen Knien stand er vor ihr. „Dort drüben“, sagte Quen Do und wies mit dem Kopf auf ein großes Wandgemälde, das eine epische Kampfszene darstellte. Mia führte ihn langsam zu der Wand. Dort angekommen, bewegte er die Finger über das Bild und berührte dabei bestimmte Punkte. Doch es gelang ihm nicht so, wie es wohl sein sollte. Mit einem Schulterzucken hielt er die immer noch gefesselten Hände hoch. Mia nahm einen kurzen Dolch aus einen Halterung an der Wand und durchschnitt damit den Schal. Quen Do rieb sich kurz die Handgelenke. Dann versuchte er es erneut. Nach wenigen Handgriffen glitt ein Teil der Wand lautlos zur Seite. Die Tür eines Tresors wurde sichtbar. Mit zittrigen Händen stellte der Patriarch die Kombination ein und öffnete die schwere Stahltür. Fein säuberlich standen und lagen hier zahlreiche Akten und andere Papiere. Dazu natürlich auch diverse Wertsachen. Der alte Mann schaute Mia kurz an. Sie nickte. Dann griff er mit dem rechten Arm in den Tresor. Urplötzlich hielt er ein Kurzschwert in der Hand und wirbelte herum. Offenbar hatte Mia seinen Widerstand doch noch nicht völlig gebrochen. Trotz seiner Leibesfülle wusste er mit der Waffe umzugehen. Zielgenau senkte sich die Spitze auf Mias Brust herab. Doch da, wo die junge Frau Sekunden vorher noch gestanden hatte, befand sich jetzt nur noch leerer Raum. Elegant tauchte sie unter dem Arm des Patriarchen hindurch und stand nun direkt hinter ihm. Eine rasche Bewegung mit dem Fuß, ein Tritt in seine Kniekehle, und Quen Do verlor das Gleichgewicht. Noch während er fiel, schlug sie ihm hart mit der Handkante gegen die Halsschlagader. Schwindel und Übelkeit stiegen in ihm auf. Wie ein nasser Sack klatschte er auf den Marmorboden und blieb dort liegen – hilflos wie ein Käfer, der auf dem Rücken gelandet war. „Drecksack!“, fauchte Mia ihn an und spie aus. Dann trat sie ihm mit voller Wucht in die Weichteile. Ein rasender und steckender Schmerz breitete sich augenblicklich in seinem ganzen Körper aus. Und es bedeutete eine wahre Erlösung für ihn, als er kurz darauf das Bewusstsein verlor.
     
    Genugtuung stand in Mias Augen, als sie sich dem Tresor zuwandte und zügig, aber gründlich die Unterlagen sichtete. Quen Do schien ein ordentlicher Mensch zu sein. Ein Bündel von Briefen und anderen Dokumenten war mit der Aufschrift „Lun“ versehen. Mia schnappte es sich. Unweit davon fand sie eine Akte, auf der „Yan Tu“ stand. Diesen Namen kannte sie doch. Schnell griff sie danach und blätterte sie durch. „Bingo“, sagte sie leise und wunderte sich, dass jemand solch belastendes Material einfach so aufbewahrte. In den falschen Händen bedeutete das wahren Sprengstoff. Und ihre Hände waren in diesem Fall wohl die falschen – zumindest für das Haus Xi-Yang. Zufrieden verstaute sie die Papiere in der Tasche, die sie mitgebracht hatte. Das Kurzschwert legte sie zurück in den Tresor. Dann verschloss sie diesen wieder sorgfältig, ließ das Gemälde an seinen Platz zurückgleiten, packte den bewusstlosen Patriarchen und wuchtete ihn auf das Bett. ‚Man, ist der schwer!‘ Aus dem Saum ihres Kimonos zog sie eine kleine Knochenröhre. Darin steckte ein kurzer dünner Pfeil, vielleicht drei Zentimeter lang. Ganz vorsichtig ließ sie ihn aus der Hülle gleiten und achtete darauf, nicht die Spitze zu berühren. Das Gift darin galt als absolut tödlich. Kühl setzte sie die Spitze des Geschosses an die Schläfe des Patriarchen und drückte etwas zu. Augenblicklich drang das Gift in die Blutbahn des fetten Mannes ein. Schon wenige Sekunden später verkrampfte sich sein Körper und begann zu zucken. Mia schaute sich um. Auf einem Tischchen stand eine hölzerne Götterstatue. Qa-Un, der Gott der Lust und Freude. Sie griff danach und hielt sie wie einen Hammer in der Hand. Mit einem gezielten wuchtigen Schlag trieb sie das Geschoss tief in die Schläfe des Mannes hinein. Ein letztes Zucken. Dann erschlaffte der massige Körper für immer.
     
    Jetzt sprang Mia auf und lief zum Fenster, die Statue immer noch in der Hand. Einen Flügel öffnete sie und lehnte sich ein Stück hinaus. Mit der Statue zerschlug sie von außen das dünne Glas des anderen Fensterflügels. Dann schloss sie das Fenster wieder und stellte die Statue zurück an ihren

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