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Eiskalte Hand

Eiskalte Hand

Titel: Eiskalte Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther
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nähert sich der Stadt, und wir sollen sie mit einer Handvoll Soldaten aufhalten, bis genügend Verstärkung da ist.“, gab Wilja trocken das wieder, was ihr vor Tagen mit auf den Weg gegeben worden war. Huan nickte. „Gerade sind Späher eingetroffen, die neue Informationen mitbringen. Kommt mit, um zu hören, was sie uns berichten können.“ Mit diesen Worten wandte er sich um und steuerte auf die beiden Soldaten zu, die sich im hinteren Teil des Raumes aufhielten. Bereits beim Eintreten hatte er sie wahrgenommen. Die Uniformen der zwei Soldaten waren staubig und fleckig. Offenbar hatten sie noch keine Zeit, sich nach ihrer Ankunft hier auf dem Hof frisch zu machen. Huan sah darüber hinweg. Zeit war gegenwärtig ein entscheidender Faktor. Also ließ er alles Vorgeplänkel weg. „Was habt ihr zu berichten? Wo stehen die Grünhäute?“, sprach er sie direkt auf das alles Entscheidende an. „In spätestens drei Tagen werden sie die Stadt erreichen.“, kam prompt die Antwort. „Mit ihren Belagerungsmaschinen kommen sie nicht so schnell voran. Sonst wären sie wohl schon da.“ Drei Tage. Das war überhaupt nichts – vor allem, wenn der Statthalter von Mirana nicht bereit war, der Realität ins Gesicht zu sehen. Unvorbereitet würde die Stadt in wenigen Stunden fallen. Was sollte Huan nur tun? Mit ein paar freundlichen Worten bedankte er sich bei den Spähern und wies einen herumstehenden Soldaten an, ihnen ein Zimmer herzurichten. Wenigstens eine Nacht sollten sie in einem anständigen Bett schlafen können. Dann rief er seine Offiziere zusammen. Vielleicht hatte ja einer von den anderen eine brauchbare Idee. Er zumindest war am Ende seiner Weisheit angekommen.
     
    Kurz darauf versammelten sich die Offiziere um einen einfachen Holztisch. Auch Wilja hatte sich zu ihnen gesellt. Aus Alltagsgegenständen hatten sie eine Karte der Region gelegt. Kleine farbige Holzklötze markierten die verschiedenen Truppen. Ziemlich viel davon war grün. Als Huan die aktuelle Lage schilderte, sah man förmlich Sorge und Verzweiflung in den Gesichtern der Männer und Frauen stehen. Anschließend herrschte betretenes Schweigen. Keiner wusste etwas Aufmunterndes zu sagen – geschweige denn, dass jemand einen Plan gehabt hätte. Der Leutnant fühlte sich unendlich müde. Warum konnte er sich nicht einfach ins Bett legen und dort liegen bleiben, bis alles vorüber war? Das wäre so schön.
     
    Doch noch bevor er sich diesem verlockenden Gedanken weiter hingeben konnte, wurde die Tür zum Raum polternd aufgestoßen und ein Soldat trat eilig herein. Hastig verbeugte er sich vor den Offizieren. Er keuchte ein wenig. „Vergebt mir, Herr, dass ich euch störe! Aber es gibt äußerst wichtige Neuigkeiten.“ Huan verzog keine Miene. Innerlich freute er sich allerdings über die Störung. Überspielte sie doch für den Moment seine Unfähigkeit, die ihm gestellte Aufgabe zu meistern. Und ganz egal, was für eine Neuigkeit der Soldat auch brachte, schlimmer konnte es kaum noch werden – hoffte Huan zumindest. „Was bringst du für Nachrichten, Soldat?“, forderte er den Ankömmling zum Weiterreden auf. „Der Statthalter hat bei Anbruch der Dunkelheit fluchtartig die Stadt verlassen. Zusammen mit einer kleinen Eskorte und mehreren Wagen. Vermutlich hat er alles von Wert mit sich genommen. Wenn ihr mich fragt, hat der nicht vor wiederzukommen.“ Die versammelten Offiziere schauten den Boten mit weit aufgerissenen Augen an. Bei einigen stand auch der Mund offen. Huan brauchte einen Moment, bis er sich wieder gefangen hatte. Damit hatte er beim besten Willen nicht gerechnet. Ganz offensichtlich war dem Statthalter der Boden doch zu heiß geworden. Oder es hatte ihn jemand gewarnt. Aber wie dem auch sei. Jetzt hieß es handeln, und zwar schnell.
     

Kapitel 35
     
     
    Keine dreißig Minuten später saßen dreihundert Soldaten auf ihren Pferden und warteten auf den Abmarschbefehl. Huan hatte sie ganz bewusst in Rüstung und unter vollen Waffen antreten lassen. Er wollte Stärke demonstrieren. Diesmal saß er am längeren Ende des Hebels. Energisch ballte er die Fäuste. Alle Unsicherheit schien von ihm abgefallen. Noch einmal ließ er den Blick über die Soldaten wandern. Dann gab er das Zeichen und der Trupp setzte sich in Bewegung.
     
    Bereits am Stadttor von Mirana sollte sich zeigen, ob Huans Optimismus zu Recht bestand; denn wie erwartet blieben auch in dieser Stadt die Tore über Nacht geschlossen. Eine kleine Gruppe von

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