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Eiskalte Hand

Eiskalte Hand

Titel: Eiskalte Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther
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„Mehr stand auf dem Blatt nicht drauf, das du mir gegeben hast. Tut mir leid.“ „Schon gut.“, gab Mia zurück, „Du hast mir wirklich sehr geholfen.“ Bei diesen Worten griff sie in ihre Tasche und holte einen Beutel mit Goldmünzen heraus. „Für deine Bemühungen.“, sagte sie und reichte den Beutel an den Dechiffrierer. Der grinste nur und steckte den Beutel in die eigene Tasche. „Es ist mir immer eine Freude, mit dir Geschäfte zu machen.“, sagte er und verneigte sich formvollendet vor der jungen Frau. Nun war es an Mia zu grinsen.
     
    Nach ein wenig Smalltalk verließ sie das Haus des kleinen Chang. Um seine Verschwiegenheit machte sie sich keine weiteren Gedanken. Zum einen gab der Text für einen Außenstehenden nicht wirklich viel her. Zum anderen war Verschwiegenheit eine überaus wichtige Eigenschaft für jemanden wie Chang. Nur wenn die Kunden ihm absolut vertrauen konnten, kamen sie zu ihm. Krumme Geschäfte würden sich rasch herumsprechen und dafür sorgen, dass er in Kürze geschäftlich ruiniert wäre. Vielleicht auch Schlimmeres.
     
    Mia musste jetzt nachdenken. Die neuen Teile des Puzzles in das Gesamtbild einfügen. Nach Antworten auf ihre Fragen suchen. Doch sie wollte dabei nicht alleine in ihrer Bude hocken. Also machte sie sich auf den Weg zu Mutter Lu. Sie freute sich darauf, alte Bekannte wiederzutreffen und ein bisschen in Nostalgie zu schwelgen. Das half für Gewöhnlich auch, den Kopf freizubekommen, um dann mit frischem Geist erneut an die Sache heranzugehen. Es kribbelte in ihrem ganzen Körper, als würde da eine Armee von Ameisen hoch und runter marschieren. Aber es störte sie nicht weiter. Im Gegenteil: Es zeigte ihr, dass es voran ging. Der nächste Schritt stand unmittelbar bevor. Welcher würde es wohl sein?
    Ihre Neugier war geweckt.
     

Kapitel 45
     
     
    Trotz der frühen Stunde waren fast alle Tische im Goldenen Koi besetzt. Menschen unterhielten sich angeregt miteinander. Ein munteres Redegewirr, das eine enorme Lebendigkeit in sich trug. Dazu roch es verführerisch nach in Sesamöl gebratenem Fisch, Jasminreis, Ananas und Reiswein. Die Menschen im Viertel wussten halt, wie man einen Tag angenehm beginnt.
     
    Als Mia den Schankraum betrat, hoben einige der Gäste ihre Hand freundlich zum Gruß. „Hallo Mia, wie geht’s? Lange nicht gesehen!“ Langsam ließ sie den Blick schweifen. Viele alte Bekannte saßen hier herum. Das versprach so manche interessante Unterhaltung. Noch hatte sie ihren Rundblick nicht abgeschlossen, da entdeckte auch Mutter Lu die junge Frau. Mit weit ausgebreiteten Armen stürmte sie auf Mia zu. Ein freudiges Lachen spannte sich von einem Ohr zum anderen. Dann schloss sie sie in ihre Arme und drückte sie an ihre üppige Oberweite. Mia kannte diese Art von Begrüßung zur Genüge. Mutter Lu war ein sehr emotionaler Mensch. Und sie zeigte ihre Gefühle gerne und oft. Das bekamen auch ihre Gäste zu spüren. In der einen oder anderen Weise. Und wenn es auch mitunter ein bisschen anstrengend erschien, keiner nahm es ihr übel. Denn jeder wusste, dass sie ein großes Herz und einen liebevollen Charakter besaß. Also ließ auch Mia die impulsive Begrüßung über sich ergeben. Geistesgegenwärtig hatte sie ihren Kopf im letzten Moment zur Seite gedreht, so dass sie wenigstens noch ein wenig Luft bekam.
     
    „Kind, du warst ja ewig nicht hier.“, stellte Mutter Lu mit gespielter Empörung fest, „Bist du etwa fremdgegangen?“ Nun setzte auch Mia einen empörten Blick auf. „Wie kannst du nur so etwas von mir denken?“, antwortete sie und versuchte dabei ernst zu bleiben. Die Wirtin schaute sie weiterhin erwartungsvoll an. Offenbar war sie neugierig. „Nun“, hob Mia erneut an, „ich hatte geschäftlich auswärts zu tun. Und das hat sich länger hingezogen, als ich erwartet hatte.“ Diese Erklärung schien Mutter Lu durchgehen zu lassen. Die Geschäfte der Bewohner im Viertel galten als heilig. Da fragte man nicht nach. Auf diese Weise konnte man dann auch nicht mit hineingezogen werden, wenn mal was schief lief. Mutter Lu hielt Mia weiterhin bei den Schultern und musterte sie von oben bis unten. „Du hast abgenommen.“ Ihre Worte klangen fast vorwurfsvoll. „Die letzte Zeit war anstrengend.“, gab Mia zurück, „Und wo bekomme ich schon so leckeres Essen wie bei dir?“ Mutter Lu lächelte. „Du weißt, wie man einer alten Frau schmeichelt. Setz dich hin, ich bringe dir etwas Gutes zu essen und zu trinken. Schließlich

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