Eisrose
und seine Sklavin, meinst du nicht?“
Er befreite Leah aus ihrer Halterung, gab ihre Hände wieder frei. Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ er die beiden Frauen allein.
„Sei vorsichtig! Sonst wirst du eines Tages erfahren, wie streng und unerbittlich Dominik sein kann.“ Valéries Worte drangen wie durch Watte zu ihr durch.
Dankbar nahm sie die schwarze Samtstola entgegen, die Valérie ihr reichte, um die Nacktheit ein Stück weit zu verbergen.
„Gerade eben war er mir fremd“, gestand sie der anderen.
„Was meinst du?“
„Da war etwas, das ich nicht einordnen konnte. Wie er sein kann, wenn er wütend auf mich ist, weiß ich mittlerweile zu gut. Aber heute war da etwas …“ Sie brach ab, fuhr dann fort: „Es hat ihm wohl überhaupt nicht gefallen, was zwischen mir und dem anderen Dom abgelaufen ist. Dabei hat er selbst mich doch an ihn ausgeliehen.“
„Stimmt, ich habe gesehen, wie grimmig er euch zugesehen hat. Deshalb behielt ich euch im Auge. Als ihr plötzlich wie vom Erdboden verschluckt wart, habe ich euch gesucht. Ich weiß, wie furchterregend Dominik sein kann, wenn er seine Beherrschung verliert.“
„Du hast dir Sorgen gemacht?“
Valérie nickte. „Damals bei Cathérine hat er häufiger die Selbstbeherrschung verloren. Ich habe mir bis heute nicht verziehen, dass ich nicht eingeschritten bin, als …“
„Ja?“
„Ach nichts.“
„Wieso beginnst du mit dem Thema, wenn du sowieso nicht vorhast, es zu Ende zu führen?“
Valérie schwieg eine ganze Weile. Dann seufzte sie und erwiderte leise: „Sorry, aber ich werde auch heute noch von meinen Gefühlen überrollt, wenn …“ Sie brach ab.
Leah hob die Hand. „Schon gut! Ich will es ja auch gar nicht wissen. Das alles war lange vor meiner Zeit. Für mich zählt nur die Gegenwart. Und egal was damals auch war, egal, was geschieht, meine Gefühle für Dominik werden sich dadurch sowieso nicht ändern.“
Valérie zog sie mit sich ins Gebäude.
„Liebst du ihn?“
„Ja.“
Verständnisvoll blickte Valérie ihr entgegen, lächelte warm und sagte leise: „Ich freue mich für meinen Bruder, dass er aufrichtig geliebt wird. Da ich dich jedoch mag, halte ich es für meine Pflicht, dich daran zu erinnern, dass das Wort Liebe im Zusammenhang mit Dominik niemals passen wird. Wie schon einmal erwähnt, habe ich im Laufe der Zeit viele gebrochene Herzen gesehen. Es gibt wohl keine Sklavin, die ihm nicht erlegen ist.“
Ein Nadelstich durchzuckte Leahs Herz. Vor ihrem inneren Auge lief ein Film ab: Sklavinnen, die ihm ebenso zu Willen waren, ihn fürchteten, verehrten wie sie. Die ebenso auf Liebe hofften, ihm den köstlichen Mix aus Furcht, Verehrung und Gehorsam entgegenbrachten.
Valérie geleitete Leah zu ihrer Zimmertür und umarmte sie herzlich. „Pass auf dich auf.“
Sie wandte sich zum Gehen, machte auf halbem Absatz jedoch kehrt.
„Du sagst, für dich zählt nur die Gegenwart? Nun, dann solltest du dir auf jeden Fall ein Bild davon machen, wie Dominik ist, wenn alle seine Masken fallen. Ich führe ich dich morgen Abend an den Ort, wo er seine dunkelste Seite auslebt. Mit armen Kreaturen, denen nichts bleibt, als zu beten, dass sie heil aus der Sache herauskommen. Dir wünsche ich, dass du dies nie am eigenen Leib wirst erfahren müssen.“
Kapitel 22
Die Nacht war vorübergegangen, der Tag angebrochen. Leah hatte nur wenig geschlafen, bestenfalls ein wenig geschlummert.
Der Abend zuvor war ihr nicht aus dem Kopf gegangen.
Hätte er nicht diesen merkwürdigen Zug an sich gehabt, sie hätte die gesamte Situation um ein Vielfaches mehr genossen. Trotz Messer! Sie wusste um die anregende Wirkung von aufflackernder Angst beim Liebesspiel und um das herrliche Gefühl, seinem Dom dennoch zu einhundert Prozent zu vertrauen. Am Tag zuvor jedoch war er ihr wie ein Fremder erschienen. Etwas, das sich mit Grenzen überschreitenden Spielen nicht gut vertrug.
Was genau war schief gelaufen? Was hatte dieses fremde Flackern in Dominiks Augen zu bedeuten gehabt? Sie hatte ihn schon mehrfach zur Weißglut getrieben, ihn in der ersten Zeit ihres Aufenthaltes hier im Club gar rasend vor Wut gemacht, aber das, was sie gestern bei ihm gespürt hatte, konnte sie nicht einordnen. Zumal sie gehorsam getan hatte, was er von ihr verlangte, obwohl sie sich am liebsten trotzig dagegen gesträubt hätte.
Es hatte ihm nicht gefallen, dass Simon so sanft zu ihr gewesen war, aber dafür konnte sie doch nichts. Er war ihr
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